Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 778,wm-3
Mossdorf, Friedrich [Hrsg.]
Encyclopädie der Freimaurerei: nebst Nachrichten über die damit in wirklicher oder vorgeblicher Beziehung stehenden geheimen Verbindungen; in alphabetischer Ordnung (N bis Z)
Seite: 187
(PDF, 183 MB)
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PYTHAGORAS,

PYTHAGORAS. 187

ter den Menschen ebenso selten,
als zur Ausführung grofser Entwürfe
und überhaupt zur Klugheit
unentbehrlich, ist. Insbesondere
brachte es* der Plan
seines Instituts mit sich, dafs
sein Bund immer die wichtigsten
Geheimnisse zu verwahren
haben sollte, so dafs das ganze
Bestehen der Gesellschaft davon
abhing. Die Verschwiegenheit
mufste daher zu einem Hauptzuge
des Characters bei jedem
angehenden Pytliagoräer ausgebildet
werden, ehe man ihn
mit Sicherheit in den innern Orden
zulassen konnte. Ein Ne-
benvortheil dieses Stillschweigens
war, dafs man dem Neulinge
Mufse liefs , seinen Geist
zu sammlen, sich an das Nachdenken
und Selbsterforschen zu
gewöhnen, und mit seinem Innern
näher bekannt zu werden.
Man that ferner an denselben
allerlei Fragen, suchte ihn -oft
zu verwirren, stellte ihm Alles
auf Schrauben, vielleicht, weil
ihnen auch die künstliche Geschmeidigkeit
und Gewandtheit
in Worten oft wichtige
Dienste leisten sollte, begegnete
ihm kaltsinnig.und oft selbst
mit Verachtung, Man übte seinen
Scharfsinn und sein Talent
im Enträthseln durch Symbole,
denen man eine moralische Auslegung
gab, wahrscheinlich,
weil es gefährlich gewesen seyn
würde, noch nicht ganz Geprüfte1
durch den Schleier
durchsehen zu lassen, in den
die Lehren und Absichten des
innetn Ordens gehüllt waren.'*
— (VergL oben B.i, S. 4240

Endlich rückte der Tag <Jer
Aufnahme heran. iNun wurde
der Aufzunehmende, mit einem
Priesterkleide angethan, den-
schwersten Prüfungen unterworfen
. Man brannte und
schnitt an seinem Leibe herum,

um seine Standhaftigkeit zu erproben
; und nun vereinigte et
sich mit seinen altern Brüdern
durch das heiligste Gelübde eines
unverbrüchlichen Freund-
scliaftbundes.*) Hatte aber der
Leidende die Proben nicht ausgehalten
oder sich durch irgend
ein grobes Vergehen unwürdig
oje macht, in den innern Kreis
aer Geprüften einzutreten, so
ward ihm seine Einlage, xmd
zwar, wie Einige (z. B. Jam~~
blichus in „vita Pythag.," c. 17)
behaupten, doppelt zurückbegeben
, er selbst aber für todt
erklärt und, zur Verewigung"
des Geschehenen, ihm, als einem
Verstorbenen, ein Grabmal
gesetzt."

Jetzt war der Aufgenommene
ein Glied des innern Ordens;

*) „Die Behauptung: Pythagoi-as
solle seine Schüler, und die Genossen
seines Bundes, einen Eid
haben ablegen lassen, ist nicht

„ nur ungegründet, sondern sogar
das öegentheil geschichtlich er-»
wiesen; denn, die Zeugnisse des
Alterthums "stimmen dahin.über-
ein, dafs JPythagoras ^eh Eidschwur
gänzlich untersagte, vielmehr
seinen Schülern und Bundgenossen
eine feierliche Versicherung
bei den Heiligthümern
seiner Bundlehre abnahm. IJy-
thagoras schwur: ,,,,bei dem
Dreieck und Viereck, bei der
Luft, die ich einathme, bei dem
Wasser, welches ich trinke."4t
(Vid. Lucian. in# ,,vitar. auct.",
Plutarch. ,,de opinionn. Phiioss."
c, III, 1. 1. Laert. Lib/VIlI!)
Nach andern Nachrichten bewährte
JPythagoras seinen frommen
und menschheitinnigen
Sinn dadurch, dafs er den Eid-
schwur in das menschheitwür-v
dige Gelöbnif.s: ,, „bei den Rechten
des Menschengeschlechts und
' dem gemeinsamen Üoose der
Sterblichkeit (pti* hmnan\ gene-
ris jura aique ipsius jnortahtatis
consortia)iUL'- umgestaltete. Dieses
erzählt Kustathius b,ei der Gelegenheit
, wo yfchüUs die Herolde
, welche die Chryseis abholen
sollen, auf ähnliche Weise
zu Zeugen anruft.'4

Br, Krause in den „KU-'S B. 2,
Abth.2, $.69 f. Notea).


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