Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 778,wm-3
Mossdorf, Friedrich [Hrsg.]
Encyclopädie der Freimaurerei: nebst Nachrichten über die damit in wirklicher oder vorgeblicher Beziehung stehenden geheimen Verbindungen; in alphabetischer Ordnung (N bis Z)
Seite: 619
(PDF, 183 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/hesse1828/0643
WOHLTHlTIGKEIT

619

Jceit die Grundlage des Os. der
wohlthätigen Ritter ist. — Da.
mufs denn deT Aufzunehmende
die Gabe der Mäfsigungin ziemlich
hohem Grade besitzen,wenn
er nicht seinem Unwillen anf'
eine etwas kräftige Art Luft machen
soll. Er wird, wiewol er
sich Zwang anthut, dennoch
nicht umhin können, zu sagen:
„„Ich glaube, man hat mich
zum Besten oder hält mich- für
einen Pinsel. In allen Eueren
Graden predigte man mir von
Woh Ithätigkeit, 31 enschenliebe,
Mildthätigkeit vor, — drei Wörter
, die, bis auf einen unmerhl.
Unterschied, fast gleichbedeutend
sind.""--„„Wenn

man mir nun heute eröffnet:
das Geheimnifs, das man mir
entdeckt, bestehe darin» dafs die
Ausübung der Wohlthätigkeit
den Zweck der Maurerei aus-
mache: so heifst Das, mir et-»,
was Abgeschmacktes sagen;
denn, man entdeckt nicht erst
Jemanden Etwas,' das man ihm
schon unzählige Male zuvorgesagt
hat. Durch die Entdek-
kung: man habe einen Orden
von wohlthätiger Ritterschaft errichtet
, woÜt Ihr mich überzeugen
, dafs Ihr Kinderspiel
treibet. Wer hat Euch das Recht
verliehen, einen Ritterorden zu
stiften? Und hättet.Ihr auch
diefs Recht: welche gegenseitige
innere Beziehung {anala-
gie) besteht denn unter Eueren
seltsamen Aufnahmen, Eueren
1 Säulen, Eueren mystischen Zahlen
, Euerer! Sinnbildern, Hieroglyphen
, Buchstaben, Prüfungen
und — der TFohlthätig-
flceit? Warum empfiehlt man so
dringend die 'Geheimhaltung?
Kann Wohlthätigkeit nicht ohne
dieses ganze geheimnifsvolle
Gepräge geübt werden ? — Ihr
betrügt mich und mi fsbraucht
meine Gutmüthigkeit. « » * ~

„ „Wennlhr mich ferner die vier
Wörter: Religion, Wohlthätigkeit
9 Tugend, Menschenliebe, lehret
: so scheint es, als ob wir,
was die drei letzteren. betrifft,
über die eigentL Bedeutung derselben
in unseren Begriffen sehr
abweichen. Hr. Romilly (in der
„Encyclopediemot: vertu,
No. 2,) beschreibt die Tugend
als „eine grofse Gesinnung (sen*
timent), welche unsre ganze Seele
erfüllen und über unsere Leidenschaften
, über unsere Gemütsbewegungen
, über unser
ganzes Wesen herrschen solL
Diese erhabene Kennzeichnung
mache ich zwar zu der meinigen
, nenne jedoch [nicht, wie
Iii*. Romilly, die Tugenden
Schwestern. Ich behaupte vielmehr
, dafs die Tugend einer
langen Kette gleicht, welche
zwei Endpunkte hat. Zerreifst
ein Glied; so trennen sich (crou~
lent) die beiden aufseren Enden
vom Ganzen. So ist die Wohl"
thätigheit ein Glied in .der Kette
der Tugend, wie alle jene Eigenschaften
, welche uneigent-
lich Tugenden genannt werden
und blofsStücke (porfions) und
Unterabtheilungen von der Tugend
sind. Ich meine, es gibt
nhr eine einzige Tugend; und
diese begreift alle tugendhaften
Eigenschaften in sich. Man
kann sie mit einem Zirkel —
(ich verstehe darunter dieXrezs-
Linie, die den Zirkel bildet,) —
vergleichen, der aufhört, ein
Zirkel zu seyn, sobald man eilt
Stück von dem Umkreise wegnimmt
. Alles, was man Tugend
, Gerechtigkeit, Starkrnuthy
Mäfsigkeit nennt, sind nur einzelne
Puncte dieses Umkreises.
Wahr ist in diesem Sinne der
Ausspruch des Hrn. Romilly;
„Wer aus freiem Willen einer
Tugend entsagt, der entsagt allen
} u denn, dadurch zerreifst


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