Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 778,wm-3
Mossdorf, Friedrich [Hrsg.]
Encyclopädie der Freimaurerei: nebst Nachrichten über die damit in wirklicher oder vorgeblicher Beziehung stehenden geheimen Verbindungen; in alphabetischer Ordnung (N bis Z)
Seite: 705
(PDF, 183 MB)
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ZWECK.

ZWECK. 705

der Kirche, eigentümlich eingenommen
worden ist, und
worauf die Maurerei ihre Tempel
errichtet. Wirklich aber
gibt es ein zwischen den Satzungen
des Staates und zwischen
den Satzungen der Kirche liegendes
, freies, offenes Feld,
welches die Maurerei auf eine
eigenthümliche, geheim gehaltene
, Weise zu bebauen sucht, *)"
und welches sie im Allgemeinen
und unbestimmt das Gebiet
der Humanität nennt und, unabhängig
vom Staate, wie von
der Kirche, jedoch Beide ehrend
', eine über die Erde verbreitete
Gemeine ohne Dogmen
bildet. Wollte Jemand sagen:
,, in der schönen maurerischen
Symbolik sey die Vbung und Beförderung
der Liebe für alles
iVahre, Gute und Schone- ganz
klar u. unverkennbar als Zweck
der Maurerei ausgesprochen:
so würde er mit anderen Worten
nur Dasselbe sagen. — Indem
nun die Maurerei sich zu'm
Baue der Humanität bekennt,
verspricht sie weder diese, noch
jene, bestimmte Tugend; sie
wartet das heilige Feuer, ohne
bestimmte Wirkungen zu ver-
heifsen, die etwa durch das
Feuer könnten hervorgebracht
werden; sie pflegt den Sinn für
Wahrheit, Tugend, Anmuth,
ohne sich zu einer theologischen
, juristischen, medicini-
schen Wahrheit, oder zu diesem
und jenem milden Erweise
der Tugend, zu verpflichten; sie
pflegt und übt den Sinn für
Wahrheit u. Tugend überhaupt
und entläfst aus dem Tempel
ihre Söhne, dafs sie mit diesem
Sinne nun wirken, jeder nach
Ort, Zeit, Amt, Krait; so dafs
das Leben im Stillen sich hu*

[*) Vgl. oben B. 1, S. 343, Sp. al]

man gestaltet, ohne dafs man
^ diese oder jene bestimmte Leistung
des Bundes sähe, ob er
gleich, das Gesammtieben veredelt
." ---~ ,,Bei dieser Unbestimmtheit
und Grenzenlosigkeit
des maurerischen Zweckel
geben wir also zu, dafs die
Maurerei keine bestimmten Leistungen
verspreche, und dafs
man nicht ^ sagen könne:
„„Siehe! .sie ist in der Kammer
oder in der Wüstet"**
Aber, genährt mit dem Geiste
der Humanität, sendet sie den
Juristen, den Arzt, den Geschäftsmann
in das Leben, um
es in seinem Bereiche der maurerischen
Idee gerriäfs zu gestalten
. Was der Vf. daher für den
Grundfehler der Mauretei erklärt
, ist uns gerade ihr Vorzug
und zeugt von einer tiefen
Weisheit der Väter des
Mittelalters, die überall im
Bunde sichtbar ist; denn, wenn
die Mauierei sich zu bestimmten
einzelnen Zwecken verpflich-
tete: so müfsten doch diese immer
die Farbe d«r Zeit, des
.Ortes, der Bedürfnisse an sich,
tragen und könnten weder allgemein
—, noch zu aller Zeit,
gültig seyn; jede Loge müfste
auch ihren besondern, ihren
Kräften angemessenen, Zweck
haben. In ebendem Grade, als
die Idealität des maurerischen
Zweckes an empirischer Begrenzung
ündBestimmtheit gewönne
, würde derselbe an Begei-"*
sterungverlieren; wie es notwendig
ist, wenn die Ver»
nunftansicht gemeine Verstan-
deskenntnifs wird.— Nicht die
'Maurerei, sondern die Maurer,
sollen bestimmte Zwecke haben
und ihre Hülfe und Treue bewähren
. Ferner liegt es in der
Natur der Sache,* dats die Loge.n
sich bestimmte, nur in der Gemeinschaft
erreichbare, gemein-

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