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von Billigkeit und Menschlichkeit, nur als vernünftige Raub-
thiere lebten. Jedes derselben existirte für sich allein, wähnte
sich selbst den Mittelpunkt, um den die ganze Welt sich
drehe, für dessen Genuss sie lediglich erschaffen sei; keines
war mit dem andern durch das geringste Mitgefühl verbrüdert,
und keines kannte eine andere Freude, als die Empfindung
eines vernichteten "Widerstandes. Die unseligen Begriffe des
Eigenthums und der Alleingewalt tränkten die Erde mit Strömen
von Blut, und wie jene fabelhaften aus Draehenzäbnen
entstandenen Ungeheuer sich vor den Augen des Kadmus
unter einander verzehrten, so schien zuletzt die gänzliche
Aufreibung dieser feindseligen Geschöpfe unter einander unausbleiblich
zu sein. Jedoch die Weisheit, die das Schicksal
der Menschheit abwägt, hatte auch hier bereits dem Toben
ihrer Leidenschaft ein Ziel gesteckt. Aus der blutigen Erfahrung
, dass nichts im ganzen Umfange der Natur so fähig sei
dem Menschen zu schaden, als ein andrer Mensch, leuchtete
endlich die unvermeidliche Notwendigkeit gesellschaftlicher
Verträge hervor. Der heisse Wunsch im ungestörten Genüsse
lies Eigenthums zu bleiben , knüpfte zwischen jenen gesetzlosen
Horden das erste schwache Band und legte ihrer Raubbegierde
Zaum und Gebiss an. So ward gemeinschaftlicher
Schutz beschlossen, und die Gewalt des Einzelnen durch die
Gewalt der ganzen Bundesgenossenschaft entkräftet. Allein
den unnatürlichen Grund einer blos auf Zwang und Furcht
beruhenden Verfassung bezeugt der Umsturz so vieler auf
einander folgender Reiche, denn was vermochte je in Herzen,
wo die Bruderliebe längst erloschen war, der Wunsch unersättlichen
Begierden Einhalt zu thun, sobald sich durch irgend
einen günstigen Vorfall die Uebermacht wieder auf ihre Seite
lenkte ?

Durch keinen äusserlichen Zwang, nein! auf dem einzig
mögliehen Wege, durch Erweckung des Wahrheitssinnes im


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