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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1949-02/0006
Die Markgrafschaft

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Das Klima des Markgräflerlandes

Von Dr. Ernst Scheffelt

Das Markgräflerland und der Breisgaü lassen
sich in drei Höhenstufen teilen: Die Rheinebene
bis etwa 250 m ü. M., die Vorbergzone, zu der u. a.
Badenweiler und Kandern gehören, bis 450 m,
und endlich die Gebirgslandschaft bis Hochblauen
- und Beichenhöhe. Niederschläge, Temperatur
, Sonnenstrahlung und Wind sind auf
engem Raum ganz verschieden. Badenweiler liegt
klimatisch besonders günstig, obwohl es höher
liegt als die meisten Orte des Markgräflerlandes.

Betrachten wir zunächst die Gegensätze in der
Landschaft. Dem Markgräflerland Vorgelagert ist
die Rheinebene, deren elsässischer Teil zu den
regenärmsten Gebieten Mitteleuropas gehört. Am
Rhein selbst haben wir 600 mm Niederschlag, auf
der Linie Staufen—Müllheim—Schliengen sind es
über 800, Badenweiler
hat 909 mm. Hinter
dem Hochblauen
(Friedrichsheim) fallen
fast 1 200 mm,
Bürchau im Beichengebiet
hat über 1 700
und der Feldberg 2000
mm Niederschlag. Der
Schwarzwald ist an
seiner Westseite deshalb
so reich an Regen
- und( Schneefällen
, weil Südwest -
winde vorherrschen
und Feuchtigkeit in
Wolkenform bringen.

Die Wolken 'regnen
sich beim Aufsteigen
am Gebirgshang ab,
östlich weiter haben
wir dann wieder weniger
Niederschläge,

z.B. St.Blasien und Donaueschingen etwa 800 mm.

Infolge der reichlichen Niederschläge zeichnet
üppiger Pflanzenwuchs den Westabhang des
Schwarzwaldes aus. Wegen der reichlichen Zufuhr
feuchter Meeresluft spricht man von einem
Atlantischen Klima, das sich im freudigen
Gedeihen der Stechpalme, der Weißtanne
und vieler Obstsorten äußert.

Die regenreichsten Monate sind der Juni und
Juli (Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Re-,
gell), ganz arm Niederschlägen pflegt der
Februar zu sein. Daher gibt es oft nur wenig
Schnee und das Schlittenfahren wird den Mark-
gräfler Kindern zum seltenen Ereignis. Die Sommerregen
können freilich auch fast ganz ausbleiben
, so in den Jahren 1876, 1888, 1899, 1910,
1911, 1921 und 1947. Der Kenner weiß, daß dies
gute Wein jähre waren, denn die Weinrebe ist
keine „atlantische" Pflanze, sondern gehört einer
südlichen Gruppe an.

Die Lufttemperatur ist für alle Lebewesen
außerordentlich wichtig; zu heiße und zu kalte
Luft schadet dem Pflanzenwuchs und beeinflußt
das Wohlbefinden von Mensch und Tier. Aus

Foto: Haarstick, Badcnweiler

jahrzehntelangen Beobachtungen hat man die.
mittlere Jahrestemperatur einzelner Gebiete errechnet
; das Markgräflerland hat leider nur eine
Wetterstation: Badenweiler; wir ziehen deshalb
die Freiburger Beobachtungen noch heran. Mittlere
Temperaur für Badenweiler ist 9°C, für
Freiburg 9,9" C. Im Hinblick auf die geographische
Lage sind beide Orte zu warm. Pflanzen
aus tropischen und subtropischen Ländern gedeihen
daher im Kurpark von Badenweiler, aber
auch in Gärten Müllheims usw. erstaunlich gut.
Der wärmeliebende Weinstock kann noch in
480 m Meereshöhe gepflanzt werden, und die
Edelkastanie wächst freudig im ganzen Gebie|;.

Die Südwestwinde machen in unserer Gegend
65 % aller Winde aus. Sie kommen vom Atlantischen
Ozean oder vom
westlichen Mittelmeer
und bringen durch die
burgundische Pforte
milde, feuchte Meeresluft
. Weitere Winde
sind die Fall winde,
die Föhne. Es sind
dies Luftmassen, die
von Westen her über
die Vogesen oder von
. Süden her über den
Hochblauen herabfallen
und sich dabei erwärmen
und austrocknen
. Mit je 100 Meter
Fall nimmt ihre Wärme
um 0,6 bis 1 Grad
zu. Oft werden große
Luftmassen überv die
Alpenkämme gesaugt,
. die sich derart erwärmen
, daß der Schnee
schmilzt, ohne Schmelzwasser zu liefern. An
solchen Tagen ist die Alpensicht von unseren
Bergen aus herrlich, am nächsten Tag aber folgt
Regen.

Für das Klima Badenweilers, Lipburgs, Ober-
und Niedereggenens ist es wichtig, daß Nordwinde
kaum und Ostwinde überhaupt nicht zur
Wirkung kommen, daher die Ausgeglichenheit
des Klimas, der flache Temperaturgang
.

Badenweiler, Sehringen, Schweighof und Orte
ähnlicher Höhenlage haben auch viel weniger
Nebeltage als die Ortschaften in der Ebene oder
am Rand der Hügelzone. Freiburg hat durchschnittlich
53 Nebeltage, Badenweiler etwa 35.
Wenn man an solchen Tagen unseren Blauen
erklimmt, hat man unter sich ein wogendes
Nebelmeer, aus dem die Kuppen des Schwarzwaldes
und der Vogesen wie Inseln herausragen.

Die Zahl der Frosttage ist wichtig für die
Vegetation. Es dürfte sich bei uns um etwa 70
Frosttage pro Jahr handeln, um Tage also, an
denen die Temperatur, wenn auch nur vorübergehend
, unter 0 Grad sinkt. — Die Luftfeuchtig-

Badenweiler


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