Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-01/0004
Die Markgrafschaft

Lebensbilder

Karl Berner zum Gedenken / von Edgar Dil2

„Schlof numme, schlof — de weisen jo, d'Heimet wacht,
Sie blibt dr treu, au wo di Chrüzli stoht."

Seine geliebte Heimat, sein Markgräflerland
hat ihn nicht vergessen, ihren Heimatdichter Karl
Berner, dessen Geburtstag sich am 26. Januar
zum 86. Male jährt. Wenn die Buchenscheite im
alten Kachelofen auflodern und eine mollige
Wärme in der Stube verbreiten, wenn am Abend
die Familie sich um .den weißgescheuerten
Eichentisch versammelt hat —- die Großmutter
mit dem Strickstrumpf, die Mutter mit dem
„Platz" auf die Hose ihres Buben beschäftigt —
dann kann es sein, daß der Vater jene Geschichte
vom „Bammerli" oder vom „Immlivadder vo
TTüürbech" erzählt. Da „luuschtere" die Blondschöpfe
und fragen den Vater, wer denn diese
Geschichten „gemacht" hat.

Dieser zieht dann an seiner kurzen Pfeife und
berichtet von jenem Haus auf dem Blumenplatz
in der alten Hafnerstadt Kandern, in welchem
der Markgräfler Dichter Karl Berner zur Welt
kam. Unter den mächtigen Kastanienbäumen,
deren aufgesteckte „Lichter" fleißige Immlein
anlockten, hat er gespielt; aber am liebsten hielt
er sich doch in der Werkstatt seines Vaters, eines
geschickten Uhrmachers, auf. Dort hingen und
standen Uhren in allen Größen und Formen. Das
Büblein gab jeder einen Namen — dort in der
Ecke die dicke Wanduhr, das war die Tante Marie,
und das zierliche Ührlein, das hier so geschäftig
tickte, das war des Nachbars .Lieseli, dessen
Mundwerk auch nicht still stehen konnte. Oft
stand er vor einem solchen Wunderwerk und
grübelte über den Zusammenhang und die Wirkung
der Kräfte, die es in Gang halten. Dieses
Grübeln hatte er von seinem Vater, der ein Räderwerk
konstruieren wollte, das den „ewigen
Umgang" haben sollte. Der kleine Karl erlebte
aber die Vollendung dieses Planes nicht mehr;
sein Vater wurde ihm früh durch einen Unfall
weggenommen.

Schon in dem Knaben regte sich der Wunsch,
Jugenderzieher zu werden. Als Volksschullehrer
wirkte Karl Berner in Müllheim und Lörrach-
Stetten; er nahm später in der Schweiz seine
Studien wieder auf und kam als Reallehrer an
die Bürgerschule in Freiburg. Zuletzt erhielt er
den Titel Studienrat. Nach seiner Zurruhesetzung
lebte er mit seiner treuen Lebensgefährtin
in einem Altersheim am Rottecksplatz. Wenn
er durch das Fenster auf die hohen Bäume des
alten Parkes blickte, dann wanderten seine Gedanken
zurück in seine Geburtsstadt Kandern, zu
jenem Platz mit den Kastanienbäumen, zu den
Verwandten und Freunden im Oberland, dann
war er wieder das Büblein, welches an der Hand
der Mutter durch die engen Gasseh ging, das sich
von ihr die Geschichten aus dem Jahre 48 erzählen
ließ, als die Freischärler durch Kandern zogen
, oder hell auflachte bei den Erzählungen der
lustigen Ereignisse und der Spitzbübereien der

AU"Ä<< rrmnrr nnlio lVim HlP TT PITT! 31 HlP

Heimat, der seine ganze Liebe galt,bl;> zu seme«J
Tode am 19. Dezember 1941. Er braV*te es. ^ I'
mehr erleben, daß ein Teil dieserHeima*; dal5
die Häuser um das Münster, von^ess®n (jr°lie
und Erhabenheit er immer wieder ;f grmen war,
in Trümmer sanken.

Wie bei Joh. Peter Hebel, der jaallen Dialektdichtern
Lehrmeister und Vorbild? ?*' ^°uwa^l,es
auch bei Karl Berner das Heimweh, welches ihm
die Feder in die Hand zwang und ilmu sf,ine ?in"
drücke aus der freundlichen Lanl™" sf}nf
Heimattales in Reim und Prosa spldern nieJJ.
Er hatte dabei eine besondere Gabe. seine ^ands~
leute im Alltagsleben zu beobadvif11,und lhr.^
menschlichen Schwächen in Ge^lchlen vo11
sprühenden Humors oder einem kec1011. r? au "
zuzeigen. Hinter allem aber stehr em SutlSes
Verstehenwollen und Verstehenkönfen- seinen
Geschichten schildert er uns den Mirkgrafl^f'wie
er in Wirklichkeit ist; seine Scheln^f™™:11
mit den köstlich getroffenen Gestalt611 konnten in
Hebels „Schatzkästlein" stehen. Uri| und dennoen
fein wendete er die Markgräfler. Mundart als
Sprache der Dichtung an, doch bew^f er auch !n
hochdeutschen Gedichten und ErzjfhlunSen sein
Dichtertum.

Einfach und schlicht wie Karl Be™eT wa*j'. £at
er sich nicht zur Veröffentlichung st^er Gedichte
gedrängt. Doch als seine Bändchen herauskamen,
so fanden sie Eingang in weite Kreise des Volkes.
Auch sein hochdeutsches Schaffen £and die ver"
diente Würdigung eines größeren p-reises, da ein
humorvoller und weltfreudiger Geiist.^s uber den
Durchschnitt des Unterhaltungssdinfttums nin"
aushob.

Das Markgräflerland kann stolz <*ein au?Keinfn
solchen Sohn, auf ihren Dichter, c1^ Bleibendes
geschaffen und sich als Mundart- Dichter m die
Reihen der Besten gestellt hat.

Heimat

Mi Heimet ... o wie han i d'Heimet fernl
Si gfallt mer halt, wenn dusse d'Imml1 summe>
Un wenn im Chachelofe d'Schyter bru]mme;
Si schiint ins Herz eim wie der Morge;

Nei saget au, cha's näume schöner sii?

Do stoht der Blaue, do ne Schloß, e CY ulche>

Un d'Sunne schrybt uf Schwyzerschnee »Gottwilche!''—

Un zwische Schwyz un Schwarzwald g Iänzt der Rhl1,

Un was de bisch un hesch, isch Heime *gvet
Du arme Tropf, was cha dr d'Fremdi ^ee*
Di. Herz will Schwarzwaldluft un Sclrv vyzerschnee,
Un d'Heimet ruuscht im Rhii un singt im Bluet*

Un wenn de siehsch, aß d'Sunne abege

Un d'Nacht will cho, die langi, langi 1 *acht:

Schlof numme, schlof — de weisen jo, d Heimet wadlt''

Si blibt dr treu, au wo di Chrüzli stol ^

Karl Berner

*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1950-01/0004