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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-01/0013
Die Markgrafschaft

11

Neuenburg, wie es nur wenige kennen

Aus der Chronik der ehemals freien Reichsstadt am Rhein

(Schluß.)

Hagel, Wolkenbruch und Sturm

Am 26. August wurde Neuenburg von einem
schweren Unwetter heimgesucht, das mit einer
Wucht sondersgleichen über das ganze Mark-
gräflerland und den Breisgau hereingebrochen
war. Nach einer fast unerträglich gewordenen
Schwüle überzog sich zwischen 17 und 18 Uhr
der Himmel in kurzer Zeit, und von Südwesten
her rückte mit Windeseile eine schwarzgelbe
Wolkenwand heran. Waagerechte Blitze durchzuckten
das Gewölk, ohne daß jedoch ein
starker Donner vernehmbar war. Dann kamen
die Wolken dicht über der Erde wie die
Wellen einer Meeresbrandung über das Land.
In wahren Bächen stürzte der Regen hernieder
, vom Sturm zu dicht aufeinander
folgenden Kaskaden zusammengetrieben. Im
Nu waren die Straßen zu Flußläufen geworden
, so daß jeder Verkehr stockte. Zum Glück
war nur für kurze Zeit und nur strichweise
der wolkenbruchartige Regen mit Hagel vermischt
, so daß wohl nur geringer Schaden an
den Weinbergen entstand. Weit schlimmer
dagegen hauste der Sturm, der besonders in
den Reben viele Stöcke, die schwer mit Trauben
behangen waren, umlegte. Die Stecken
wurden zum Teil förmlich abgedreht oder
in der Mitte geknickt. Vereinzelt wurden
auch Bäume entwurzelt, und an der Strecke
der Eisenbahn wurden Telegraphenmasten
umgelegt. Zentnerweise wurde das Obst von
den Bäumen geschlagen. Schwere Schäden
richtete der Sturm an den Dächern der Häuser
an. Besonders arg getroffen wurde die
südliche und nördliche Barackensiedlung, wo
die Dächer der nun über zehn Jahre alten
Baracken der Wucht des Unwetters nicht
mehr standhielten. Ungehindert strömte der
Regen in die Innenräume. Auch die ehemalige
Lagerbaracke, in der die durch den Krieg total
geschädigten Landwirte ihr Vieh und ihre Erntevorräte
untergebracht hatten, wurde schwer beschädigt
. Landrat Allgaier, der bald mit Bezirksbaumeister
Müller und Kreisgendarmerieführer
Schiel in Neuenburg eintraf, veranlaßte mit
Bürgermeister Raeck, daß sofort Material zur
Behebung de» Schäden herbeigeschafft wurde.
Die beauftragten einheimischen Firmen Leo
Grozinger und Unser versuchten einen großen
Teil ihrer Belegschaft zusammenzubringen und
gingen sofort an die Arbeit. So war es möglich,
bis zum Abend des nächsten Tages wenigstens
die schlimmsten Schäden zu beheben.

N e u e n b u r g h e u t e

Heute bietet Neuenburg das Bild einer fleißigen
, schaffigen Gemeinde, die sich redlich um
die schrittweise Behebung ihres Notstandes müht
und das Mögliche zur Heilung ihrer Wunden tut.
Die Zahl der Einwohner, die vor dem Krieg etwa

1800 betragen hat, beläuft sich heute bereits
wieder auf 1733, davon 837 männliche und 896
weibliche Personen. Von den Einwohnern sind
etwa neunzig Prozent katholisch und zehn Prozent
evangelisch.

Immer in Bewegung, wie der vorbeiziehende
Strom, der längst zu einem Teil ihres persönlichen
Schicksals geworden ist, ging die Bevölkerung
mit Zuversicht und der ihr eigenen Zähigkeit
an den Wiederaufbau der geliebten Heimat.

Gasthaus zu den „Zwei Schlüsseln" vor seiner Zerstörung

Unter den tüchtigen Händen der Männer und
Frauen, die Not und Arbeit in gleichem Maße
anzupacken wissen, erstanden seit Kriegsende
insgesamt 285 Wohnungen und 16 Scheunen. An
gemeindeeigenen Gebäuden konnte der erste
Bauabschnitt des Schulhauses beendet werden.
Man hofft, das Gebäude zu Ostern 1951 seiner
Bestimmung übergeben zu können. Wie sehr
dieser Tag von den Eltern, Lehrern und Kindern
herbeigesehnt wird, kann man verstehen, wenn
man erfährt, daß der Unterricht heute noch zum
Teil in Baracken und im Keller des im Wiederaufbau
begriffenen Schulgebäudes abgehalten
werden muß. Drei Lehrer, zwei Lehrerinnen und
eine Handarbeitslehrerin unterrichten 280 Kinder
, deren Gesundheitszustand jetzt allgemein als
gut bezeichnet wird. Außer vierzehn Wohnungen,
die von der Gemeindeverwaltung erbaut worderj
sind, konnten der Feuerwehrgeräteraum und der
Farrenstall wieder in Ordnung gebracht werden.
In anerkennenswerter Weise trugen Stadt und
Kreis durch verschiedene Beihilfen zur Linderung
der größten Not bei.

Aufstrebende Wirtschaft

Die allgemeine Besserung der Wirtschaftslage
wirkte sich auch auf das Geschäftsleben der


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