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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-02/0005
Die Markgrafschaft

widerstehen. Nein, sie brachten die Kraft nicht
auf, und sie erlagen ihr immer wieder, dieser
reinen Braut. Um nun ein Trennendes zwischen
sich und die nach Männerleibern giere Erde zu
bringen, mieteten sie Roß und Wagen und setzten
sich darauf. Auch das Männle wurde gewaltsam
losgerissen von seiner etwas grausamen Braut
und auf den Wagen geladen. Es war ein Dielenwagen
, und man legte es unten hinein in die
Dielen. Aber das gefiel dem Männle nicht, und
es wollte gar nicht liegen bleiben. Es wollte sich
nicht abfinden mit der gewaltsamen Trennung,
immer wieder hob es seinen großen und schweren
Kopf, wehmütig blickte es hinunter nach der
fliehenden Geliebten, denn es hatte das ganz
deutliche Gefühl, daß der Wagen stehe, die Erde
aber unter ihm davoneile. Aber starke Männerfäuste
drückten den von vielen heftigen Lieb-

„Der unbeklatschte

Aus Johann Peter Hebels

Von Dr. Wilh

In einem Briefe an den Freund seines Herzens,
den Pfarrherrn von Rötteln, Friedrich Wilhelm
Hitzig, vom Mai 1800, meint Hebel in Bezug auf
den damaligen Präzeptoratsvikar Heinrich Wilhelm
Bommer, den Dichter einer Idylle über
Rötteln, sowie einer Ode auf Tüllingen, (Magazin
von und für Baden 1802), der sich Hoffnungen
auf das freigewordene Prorektorat des Lörracher
Pädagogiums machen zu dürfen glaubte, es wäre
ihm leid, „wenn der unbeklatschte Akt von anno
90 zum zweiten Male gegeben werden sollte".
Was der Dichter unter diesem „unbeklatschten
Akt" verstanden, können wir rückschauend nicht
nur vermuten; zwei Bittgesuche, bis auf den heutigen
Tag noch wenig bekannt, die sich bei den
Kirchenakten Auggen befinden, liefern die notwendigen
dokumentarischen Unterlagen.

Man weiß, daß Hebels Präzeptoratsjähre am
Lörracher Pädagogium zu den glücklicksten Epochen
seines Lebens gezählt haben. Im Herzen der
Heimat, im Verkehr mit der ihn umholdenden
Natur, sowie mit freundschaftlich zugetanen
Menschen, nicht ohne das Keimen einer zarten
Neigung, die freilich bei dem schmalen Einkommen
des Vikars noch kaum auf Erfüllung hoffen
durfte, fühlt sich der junge Mann so recht im
eigensten Bezirk. Allein Hebel wird älter; der
Eintritt ins vierte Lebensjahrzehnt steht bevor.
Der Dichter kam in ein Alter, das manche seiner
Studiengenossen bereits in ihrer ersten Pfarrei
sah. So kann es nicht verwundern, wenn Hebel
das Auge des fürsorglichen Landesvaters und seines
Karlsruher Konsistoriums auf sich zu lenken
trachtete, indem er Anfang des Jahres folgendes
Gesuch verfaßte und in die Landeshauptstadt
gelangen ließ:

Durchlauchtigster Markgraf,
Gnädigster Fürst und Herr!

Die große Gnade, womit vor beinahe sechs
Jahren Euer Hochfürstliche Durchlaucht das

kosungen wüst verbeulten Schädel hinunter in
die Dielen. Das Männle litt, es litt, wie nur
Liebende leiden, und es machte den gewaltsamen
Versuch, sich hinunterzustürzen an die Brüste
der ihm grausam Entrissenen. Doch die Männer
waren auf der Hut, sie merkten die Absichten des
liebestrunkenen Männle, und einer von ihnen
setzte sich kurz entschlossen auf das vierschrötige
Haupt des Widerspenstigen. Nun war alles aus.
Das Männle mußte seine heiße Sehnsucht verschließen
in der breiten Brust, es gab keine
Möglichkeit mehr, dem Drängen seiner hohen
Gefühle zu folgen. Kein klagender Laut, nicht
einmal mehr ein Blick hinab zu der so innig
Geliebten war ihm vergönnt. Der Wagen fuhr im
Trab der Heimat zu. Die Männer sangen und
johlten, das Männle aber schwieg unter der doppelten
Bedrückung.

Akt von anno 90"

Lörracher Präzeptoratszeit
elm Zentner

Präceptoratsvikariat an dem Pädagogium zu
Lörrach mir zuzuwenden geruhten, macht mich
kühn, wenn ich seit jener Zeit auf diesem
Arbeitsplatz meine Kräfte zu einem weiteren
Wirkungskreis bereitet habe, Euer Hochfürstliche
Durchlaucht gegenwärtig um weitere
Beförderung anzuflehen, und der hohen Gnade
, womit Höchstdieselben meine Vorgänger
an diesem Platz beglückten, mich allerunter-
tänigst anzuempfehlen; der ich in tiefster
Unterwürfigkeit verharre

Euer Hochfürstlichen Durchlaucht

untertänigst treugehorsamster

J. P. Hebel.

Lörrach, den 11. Februar 1789.

Dieses Schreiben, weitergereicht durch den dem
Bittsteller wohlgewogenen Auggener Dekan J. B.
Welper, den Vater des „Bammerts" der Proteuser
Kongregation, traf am 20. Februar 1789 in der
Landeshauptstadt ein; wenigstens trägt es unter
diesem Datum den Vermerk: „Dem Kirchenrat
Walz z. voto zuzustellen". Dies geschah, wenn
auch mit der vollen Gemächlichkeit der Amtswege
. Denn erst unter dem 14. August findet sich
eine weitere Notiz: ,,Ad acta et reprod., wenn
von Promotionen die Rede sein wird".

Tatsächlich scheint Hebel nunmehr bei neuen
Pfarrbesetzungen in Erwägung gezogen worden
zu sein. Will doch eine wohlbegründete Überlieferung
wissen, man habe den Lörracher Präzeptoratsvikar
für Pforzheim-Altstadt ausersehen, als
deren bisheriger Betreuer, Karl Friedrich Sonntag
, im August 1789 die Pfarrei Wiesleth erhielt.
Daß man an den Dichter zwecks Übernahme einer
Pfarrei herangetreten ist, bekundet ein im allgemeinen
wenig beachtetes Brieffragment, das an
Hebels ehemaligen Lehrer und Gönner, August
Gottlieb Preuschen, in Karlsruhe gerichtet sein
dürfte, im Original aber leider verloren ist. Der


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