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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1951-04/0016
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Die Markgrafschaft

jenem Erntetag. Nie mehr habe ich ein Butterbrot
mit so viel Lust, so viel Hingabe und Genuß
gegessen, wie damals. Geschickt habe ich mit
meinen kleinen Zähnen Spuren in die feste Butter
gebissen. Das gefiel mir, und so hatten auch die
Augen ihre Freude. Man sage nicht, Kinder könnten
nicht genießen. Ich habe es gekonnt, wenigstens
an jenem Tage habe ich es gekonnt.

Wie ich also andächtig in mein Tun versunken
das erste Butterbrot schier gegessen hatte und
mich freute auf das nächste und das übernächste
und so fort, da hörte ich auf einmal die Großmutter
sagen:

„Dr Franz holt's schnell".

Ich fuhr zusammen, ich fühlte mich gestört,
doch ich fand wenig Zeit über das wirkliche oder
vermeintliche Unrecht nachzudenken, das mir
neuerdings widerfahren sollte, denn ich erfuhr
sehr rasch, daß etwas Wichtiges auf dem Acker
liegen geblieben sei, und klar und deutlich sagte
die Großmutter noch einmal:

„Dr Franz holt's".

Ich stand auf, aber ich konnte nicht begreifen,
daß ich jetzt gehen sollte, daß ich einfach vom
Essen weggeschickt werden sollte auf den Acker,
denn ich war noch so hungrig. Ich fand es nicht
recht, daß gerade ich gehen sollte. Ein wenig
bittend schaute ich hin zu der Großmutter.
Warum denn wieder ich?, fragten meine Augen,
und die Großmutter hat mich sicher verstanden,
aber ihr Blick blieb klar und fest, er sprach noch
deutlicher, als ihre Worte gesprochen hatten.

„Lauf schnell", sagte sie noch, „derno bisch gli
wieder do un nochher darfsch esse so viel du
magsch".

Das sollte ein Trost sein, doch es war ein kleiner
. Ich ging, und als ich ins Freie trat, da merkte
ich erst, wie kühl es in der Stube gewesen war.
Draußen lag die unbarmherzige Julisonne über
Wegen und Äckern, über die ich dahinsprang.
Kein Lüftlein ging, nur ein bläulich-weißer Dunst
stand über der Erde, der sich so sehr erhitzt hatte,
daß er beständig zitterte. Aber all dies war mir
ganz und gar gleichgültig, ich achtete nicht darauf.
Meine Gedanken waren bei der Butterschnitte.

„Jetzt werden sie essen, die andern, die Basen
und Vettern, der Russe und der Knecht, die
Tante und die Großmutter", dachte ich. O, wie
fein war sie gewesen, diese erste Butterschnitte,
mit der ich mir eben so recht Appetit angegessen
hatte. Einige Reste hingen noch in den Zähnen,
und ich spürte den Gu (Geruch) des Brotes und
die Frische der Butter. Von solchen Gedanken
bedrängt, war ich auf dem Acker angekommen,
bückte mich nach dem bewußten Gegenstand,
und ein heißer Odem, der von der Erde aufstieg,
schlug mir ins Gesicht. Dann rannte ich mit dem
kostbaren Gut, das mir so unendlich gleichgültig
war, wieder zurück. Ich achtete nicht auf die
Hitze, und ich achtete nicht auf das Schwitzen,
ich strebte nur einem Ziele zu, der Butterschnitte.
Es gab in diesem Augenblick nichts auf der Welt,
das mir gleich wichtig gewesen wäre. Die heimfahrenden
Erntewagen überholte ich leichtfüßig,
warf den Fuhrleuten einen freundlichen Blick zu

und rannte und rannte. Endlich stand ich wieder
in der Stube, der Schweiß rann an mir herunter,
und der Kopf glühte.

„Das hesch brav g'macht, Franz, un schnell
bisch wieder do gsi", sagte die Tante.

Aber das rührte mich nicht, und ich horchte
kaum hin, sondern setzte mich auf meinen Stuhl
und sagte:

„Großmuetter, e Butterschnitte!"
Die Großmutter fragte nach dem Brot, aber es
kam nicht zum Vorschein. Sie fragte:

„Wo isch denn das Brot?"

Es wurde eigenartig still in der großen Stube.
Das Brot war nirgends. Es war gegessen, restlos
gegessen.

„Es isch keis meh do, Franz", sagte schließlich
die Großmutter, und ihre Stimme hatte einen
traurigen Klang, „un im Keller isch au keis meh,
mir mien morn bache!"

Ich sank zusammen, aber nur für einen Augenblick
, dann blitzte ein Gedanke in mir auf: „Ich
hol bi 's Nochbers".

„Das goht nit, Franz", sagte die Großmutter,
„die hen au keis meh, die mien au bache morn".
Plötzlich zuckte ich zusammen; bittere, salzige
Tränen waren auf meine braunen Hände gefallen.

Der Hebelbund Müllheim berichtet:

Am Mittwoch, dem 9. Mai 1951, 20 Uhr, in der

Festhalle in Müllheim

Hebelfeier

anläßlich Hebels Geburtstag

Die Bevölkerung ist dazu herzlich eingeladen.
Programme an der Abendkasse.

Am Sonntag, dem 6. Mai 1951, vorm. 10.45 Uhr,
Hebelfeier der Volksschule

im Hebelpark.

Am Freitag, dem 11. Mai 1951, vorm. 9 Uhr,
Spielfest der Volksschule

auf dem Hoyers-Tännle, wo den Volksschülern vom
Hebelbund Wurst und Wecken verabreicht werden.

Zu beiden Veranstaltungen ist die Bevölkerung ebenfalls
herzlich eingeladen.

Bei ungünstiger Witterung wird die Veranstaltung
verschoben.

Termine des Hebelbundes

Donnerstag, den 10. Mai 1951: Hebelmähli in Hausen
Donnerstag, 17. Mai 1951: „Schatzkästlein" in Lörrach
Sonntag, den 20. Mai 1951: Hebeltag in Lörrach
Mittwoch, den 1. August 1951: Dorf abend in Otlingen
Samstag, den 22. Sept. 1951: 125. Todestag Joh. P. Hebels
Sonntag, den 4. Nov. 1951: Hebelschoppen in Müllheim.

Herausgeber: Hebelbund Lörrach und Müllheim (Baden)
Redaktionskommission des Hebelbundes
Gesamtredaktion: L. Börsig, Müllheim
Verantwortlich für den Lörracher Heimatteil: Max Denimler
Telefon : Lörrach 2900 - Müllheim 358
ManuskriptzusendUngen an: Hebelbund Lörrach und Hebelbund Müllheim
Redaktionsschluß jeweils am 1. jeden Monats
Anzeigen-Annahme : F. Wolfsberger, Müllheim, Neue Parkstraße 7
Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim (Baden)


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