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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1952-05/0005
Die Markgrafschaft

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Unser Hebel

Das Innigste und Sinnigste, was über unsern
Johann Peter Hebel geschrieben wurde — und
was wurde nicht schon alles über diesen schlichten
Heimatdichter geredet und geschrieben! —,
hat wohl der Hebelpreisträger von 1946, der verstorbene
Schriftsteller Anton Fendrich mit folgender
launigen Deutung in seinem: ,,Land meiner
Seele" ausgesprochen: „Er steht heute noch
lebendig da, ein immer marschbereiter Meldegänger
zwischen den Gräben des Metaphysischen
und des Allzumenschlichen — Ein Prophet, der
in der schlichten Verkleidung des Mundartdichters
seinem Volk das Reich Gottes auf Erden
verkündet, — ein schüchterner Kanzelredner,
aber einer, der dem Cherub vor dem Paradies
unerschrocken lichtgrünes Buchenlaub aus dem

serviert hatte, und hat — das sei ihm doch dankbar
zuerkannt — die Stiftung des Hebelpreises
in würdiger Form« eingeführt. Erst recht dürfen
wir in unserer Gegenwart wieder eine starke
Hinkehr zu Hebel feststellen, eine „Heimkehr zu
Hebel", wie es bereits am ersten Hebeltag 1946
unser lieber Professor Holler ausgesprochen hat.
Aber „unser Hebel" ist er eigentlichst und allein
darum, weil er sich für uns eingesetzt hat als
solcher Meldegänger und Prophet, weil er um
sein Volk gelitten und ihm erst Heimat geschaffen
hat, und weil die lieblichen Kinder seiner
alemannischen Muse aus dem Schmerze eines
tiefen Heimwehs geboren sind.

Er ist „der immer marschbereite Meldegänger
zwischen den Gräben des Metaphysischen und

Wiesental an den Helm steckt und ihm ins Ohr
sagt, er könne mit seinem Flammenschwert
heimgehen".

Und wenn wir hier überschreiben: „Unser
Hebel", so soll diese Themastellung keineswegs
jener überheblichen Behauptung Recht geben, er
sei schon der unsrige, wir Alemannen hätten ihn
uns bereits zu eigen gemacht und hätten im
Grunde auf ihn den ersten Anspruch und berechtigten
Stolz. Diesen Anspruch dürfen und können
wir eben darum nicht erheben, weil wir
längst noch nicht so bei ihm daheim sind, wie er
in seinem Volk daheim und für seine Menschen
im Oberland da war. Dies „noch nicht" berechtigt
uns zur Hoffnung, denn es ist eine nicht zu
leugnende Tatsache, daß Hebel nicht etwa antiquarisch
geworden ist und nichts mehr zu bedeuten
hat; selbst das Dritte Reich ist um diesen
Mann des Volkes nicht herum gekommen, obwohl
es doch manche unliebsamen Großen ab-

Allzumenschlichen". Damals fing es an, als er
in Lörrach seine Präzeptoratsvikarszeit absitzen
mußte und zur Entschädigung für manche Kränkung
von Seiten seiner Behörde den Proteuser-
bund mit dem Vogt Tobias Günttert, dem Bam-
mert August Welper und zuletzt noch mit dem
Zenoides Friedrich Wilhelm Hitzig schloß. Es
war doch im Grunde eine recht heidnische Angelegenheit
, dieser Kult auf dem Belchen, dem
Altar des Proteus, mit der ganzen Welt altgriechischer
Naturgötter, der Oreaden und Na jaden
; und der wurde betrieben von jungen christlichen
Theologen oder doch einem Theologensohn
wie der Aktuar Welper. Man könnte
C. F. Meyers Ausspruch auf sie anwenden: „Wir
Christen haben ein gewisses Licht, doch auch
ein Heidensprüchlein schadet nicht". Und diese
Geister und Geisterchen spuken nun in den
Gedichten als Dengelegeist oder Puhu, und erscheinen
immer wieder in den Briefen an den


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