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Die Markgrafschalt

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Alte Geschichten in neuen Fahnen

Die Fahnen im Festzug / Von Friedrich Vortisch jr.

Zum ersten Mal werden am 11. Mai im Umzug
am Hebeltag Fahnen als Abordnungen von Ortschaften
mitgeführt werden. Für diese sinnbildliche
Vertretung der Gemeinden wurden oft nicht
die heutigen Ortssiegel berücksichtigt, sondern
die Wappen von Familien, die in der näheren
und ferneren Vergangenheit Einfluß auf die
Geschicke des betreffenden Orts gehabt haben,
also meistens von Grundherren, die einen Ort als
Eigengut oder als Lehen besaßen. So wurde für
Lörrach nicht das jetzige Siegel, die Lerche,
sondern das alte Wappen der Herren von Lörrach
gewählt. Das Schild ist schwarzsilbern längsgeteilt
. In der schwarzen Hälfte steht ein silberner
Lorbeerzweig. Einer der frühesten Träger
dieses Wappens war Hug von Lörrach, der 1337
damit eine Urkunde siegelte. Er und seine Familie
saßen auf der Burg Lörrach, die 1638 von den
Schweden zerstört wurde. Ein Ast der Familie
war auch in der Schweiz begütert und baute dort
eine zweite Burg Lörrach.

Die ursprüngliche Form des Wappens von

Stetten ist das Wappen der Freiherren von

Schönau-Wehr. Das Schild ist gelb und schwarz

quergeteilt und zeigt oben zwei Ringe, unten

einen Ring in verwechselter Farbe. Diese Familie

wurde bereits im 14. Jahrhundert in Stetten an-

»

säßig, als nämlich 1389 Rudolf von „Schönöwe"
genannt Hyrus das Stiftslehen „Stettheim" übertragen
wurde. Anfangs des 17. Jahrhunderts
erbauten Glieder dieser Familie das Stettener
Schlößchen (Jahreszahl 1606) und setzten über
den Eingang ihr Wappen.

Das Tumringer Siegel stellt im gelb und
weiß geteilten Schild rechts einen stehenden
Bären dar, links einen schwarzen Schrägbalken.
Der Bär ist wohl aus dem Wappen derer von
Bärenfels übernommen, die in Tumringen, wie
auch in zahlreichen anderen Orten begütert
waren.

In den Ortschaften Brombach und I n z -
1 i n g e n , wie auch in Tumringen lebten Glieder
des verbreiteten Geschlechts der Reich von Reichenstein
. Schon im Jahre 1270 erscheinen die
Reich in Brombach und 1294 wird Matthias Reich
v. Reichenstein vom Basler Bischof mit Brombach
belehnt. Wappen: Im gelben Schild eine schwarze
Saufeder. Peter Reich von Reichenstein, ein Basler
Domherr, gebraucht dieses Siegel zum ersten
Mal im Jahre 1225.

Viele adelige Familien waren von jeher in
Weil seßhaft gewesen, was heute noch durch
die erhaltenen Herrensitze bezeugt wird. Eine
von diesen, die der Reichlins von Meldegg, besaß
den Läublinhof zu Weil. Sie stammte von Konstanz
, wo im Jahre 1400 ein verarmter Ritter
von Meldegg einem Arzt Jos Reichlin sein Wappen
übergab. Die Nachfahren dieses Jos Reichlin
lebten später zu Überlingen und von dort kam
auch ein Sproß der Familie nach Weil. Das Wappenschild
ist in rot - silber - rot quergeteilt. Im
silbernen Mittelstück drei rote Ringe.

Eines von den bedeutendsten der in unserer
Gegend angestammten Geschlechter ist das der
Freien Herren von R ö 11 e 1 n . Obwohl sie schon
früh ausstarben, blieben viele Zeichen ihres Wirkens
erhalten. Ihr Wappen, das in zahlreichen
Varianten, aber am frühesten wohl bei Konrad
von Rötteln in seiner gültigen Form überliefert
ist, zeigt oben auf gelbem Grund einen wachsenden
roten Löwen, unten auf weißem Grund
blaues Feh (Eisenhütlein). Ein Zweig der Herren
von Rötteln, die Herren von Rotenberg, waren
auch bis zu ihrem Aussterben in Steinen
begütert.

Für den Heimatort J. P. Hebels, Hausen,
konnte nichts anderes ausfindig gemacht werden
als das heutige Gemeindesiegel, das das Staatliche
Eisenwerk Hausen darstellt, in dem vor
etwa 110—120 Jahren Hebelbüsten in allen Größen
gegossen wurden, das aber bereits vor etwa
hundert Jahren geschlossen wurde.

Für Hertingen, den Ort des Hebelschoppens
, wurde das Gemeindesiegel gewählt, das in
blauem Feld eine weiße Mondsichel über drei
achteckigen Sternen zeigt.

Von den Grafen von Neuenburg, die auch zu
den Vorfahren der Röttier zählen, und ihren
direkten Nachkommen, den Herren von Straßberg
, die zu Badenweiler residierten, wurde der
obere Teil des Müllheimer Wappens übernommen
. Es zeigt in rotem Feld einen abwechselnd
gelb und schwarz gestreiften Pfahl. Unten
in blauem Feld ein halbes Mühlrad und eine
weiße Mondsichel.

In der Gemarkung des heutigen Haltingen
gab es bis zum Jahre 1762 einen weiteren Ort
namens Hiltelingen. Damals wurde dieses
Dorf zerstört und nicht wieder aufgebaut. Das zu
dieser Zeit schon ausgestorbene Adelsgeschlecht
gleichen Namens hatte sich bereits im 13. Jahrhundert
in Basel eingebürgert und war bald erloschen
. Sein Wappen stellt zwei silberne Äxte
mit goldenen Schäften in schwarzem Feld dar.

Um an einen Mann zu erinnern, der sich für
Lörrach besonders verdient gemacht hat, nämlich
an Gustav Freiherrn von Wallbrunn, Geh.
Rat und Landvogt der Herrschaften Rötteln und
Sausenberg, der die zweite Stadterhebung Lörrachs
erreicht hatte, wurde auch das Wappen der
Familie von Wallbrunn in diese Reihe aufgenommen
. Das Geschlecht stammt ursprünglich aus
Böhmen, war dann in Württemberg bedienstet,
wo es 1726 in den Freiherrnstand erhoben wurde.
Gustav von Wallbrunn starb 1772 und wurde in
der Lörracher Kirche begraben (Grabtafel).

Diese Fahnen konnten dieses Jahr erst einen
lückenhaften Ausschnitt zeigen, aber es ist zu
erwarten, daß nächstes Jahr weitere Abordnungen
hinzutreten werden.


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