Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1953-07/0010
8

Die Markgrafschaft

ren Stunden hatten sie tatsächlich die Einmündung
des Stollens entdeckt und freigelegt.

Es stellte sich heraus, daß man hier einem
Gewirr von Stollen folgen konnte und daß man
wohl annehmen darf, daß hier vor langen Zeiten
schon nach Erz gegraben wurde. Systematisch
untersuchten wir den Hauptstollen, der erst
schnurgerade in den Fels führte und dann plötzlich
rechts abbog. Wir fanden, wo der Stollen
sich senkte, ausgehauene Stufen, und einmal
auch einen 12 Meter tiefen Schacht, den wir
auspumpen mußten. Auch verschiedene Stollen
standen unter Wasser und mußten ausgepumpt
werden; doch da sie in den harten Fels ausgehauen
waren, trafen wir keine Bruchstellen. Die
Pumpen mußten übrigens von Hand betätigt
werden, was eine recht mühselige Arbeit war,
denn es gab keine Pausen. Tag und Nacht, werktags
und sonntags, standen wir an den Pumpen.
Mit dem Wasser hatten die Bergleute früher
wohl auch zu kämpfen gehabt, denn wir fanden
in einem Stollen noch eine alte, allerdings nicht
mehr gebrauchsfähige Handpumpe.

Wie früher gearbeitet wurde, konnte uns auch
noch ein alter Bergmann aus Oberweiler erzählen
, der nun, statt des verstorbenen Tröndlin,
zu Rate gezogen wurde. Mit Pickel (Spitzhacke)
und Hammer war man dem Erz zu Leibe gegangen
. Die Beförderung des Materials an die
Stollenausgänge geschah durch kleine Kastenwagen
auf Rollen, sogenannte „Hunde". Der
Schutt wurde auf die Halde geführt, während
das erzhaltige Gestein in die Wäscherei kam.
Dies war ein Schuppen mit festem Boden, über
den ständig Wasser floß. Das erzhaltige Gestein
wurde auf dem Boden ausgebreitet und mit
schweren Pochhämmern zerkleinert. Das ständig
fließende Wasser spülte dann den Schlamm und
die Kalkrückstände fort. Nun wurden die Stücke
gesiebt, sortiert und dann für die Abfuhr zu
den Schmelzöfen in Kandern oder im Weilertal
bereitgehalten.

Wie ältere Leute mir erzählten, war das
Geräusch der Pochhämmer in der ganzen Umgebung
zu hören und erinnerte an den Takt der
Flegel beim Dreschen. Sie sprachen auch noch

mit Begeisterung von jenen Zeiten, als der Erzbergbau
noch in Blüte stand; als die Bergknappen
noch an Fest- und Feiertagen, oder zum Begräbnis
eines Arbeitskameraden, in der schmucken
Tracht einhergingen, und eine eigene Bergmusik
' bestand. Aber sie betonten auch, daß die Arbeit
der Bergleute, neben der Seefahrt, wohl zu den
schwersten und gefährlichsten Arbeiten gezählt
habe und immer wieder Opfer forderte.

Herr Schanz brachte es noch fertig, mehrere
zum Militärdienst eingezogene Männer für die
Grube zu reklamieren.

Dennoch wollte der Betrieb nicht so florieren,
wie die investierten Gelder es erforderlich machten
. Kleine Gesteinsproben wurden laufend
fortgeschickt; auch weilte der Landesgeologe
Dr. Schnarrenberger verschiedentlich beim Altinger
Stollen, aber es muß sich dann doch wohl
gezeigt haben, daß sich ein weiterer Abbau nicht
lohnte. Wie wir noch hörten, enthielt das Erz bis
zu 50 °/o Eisengehalt. Nach eigener Beobachtung
wurde nur ein einziges Mal ein Waggon Erz in
eine Schmelze verladen.

Das Ende ließ denn auch nicht lange auf sich
warten. Nach Schluß des ersten Weltkrieges legte
Herr Schanz die Leitung nieder und begann im
Elztal nach Blei zu graben. Eine Zeitlang wurde
noch weitergeschürft, doch nach etwa einem Jahr
hörte der Grubenbetrieb sang- und klanglos auf.
Die Bergleute zerstreuten sich in alle Winde, um
anderswo Arbeit zu, suchen. Die Maschinen der
Erzaufbereitung wurden von Herrn Schanz nach
Bleibach verlagert und das Gebäude auf Abbruch
versteigert.

Solange die Stollen noch offen und begehbar
waren, kamen manchmal noch Bergschüler,
Geologen oder sonstige Interessenten und ließen
sich von mir im Berg herumführen und nahmen
sich als Andenken die vorkommenden, buntfarbigen
Jaspis- oder Feuersteine mit.

Dann wurde es allmählich still um die wiedereröffnete
Erzgrube. Die Mauerreste zerbröckelten
langsam, Gras überwucherte alles, und wenn
nicht alles täuscht, ist damit das Todesurteil über
den Altinger Stollen gesprochen". s.

Folgen einer Revolution^

Es mag sich vielleicht mancher, nachdem er
obigen Beitrag in der Mai-Nummer gelesen hatte,
im Stillen Gedanken darüber gemacht haben, wie
sich die damaligen Gegner später zueinander
verhielten. Es wird schwer halten, sich darüber
ein allgemein gültiges Urteil zu bilden. Doch finden
sich in mancherlei Akten Hinweise, die einen
Schluß zulassen.

Einer der Männer, die am meisten mitgemacht
hatten, war Bürgermeister Schanzlin. Wie
sich Bierbrauer Kümmich gegen ihn verhielt,
geht aus oben genanntem Beitrag hervor. Nun
wollte Kümmich wieder anfangen, Bier zu brauen
und auszuschenken. Dazu brauchte er die Konzession
. Natürlich waren hierfür eingehende Erhebungen
nötig, und in einem Schreiben des
Bürgermeisters Schanzlin lesen wir den Satz:
,,In hiesigen bürgerlichen Kreisen sucht man die
damalige unheilvolle Verirrung zu vergessen, und
wollte man die damaligen Vergehen und Verbrechen
nachtragen, so hätte ich selbst hierzu
hinlänglichen Grund, der ich persönlich so sehr
gedrückt und verfolgt wurde". (31. 12. 1854.)

Dagegen schrieb Pfarrverweser Guth vier
Jahre später in einer „Relation über die religiössittlichen
und kirchlichen Verhältnisse der Gemeinde
Kandern zur Kirchenvisitation pro 1858"
folgende Sätze: „Sodann herrschen hier in Kandern
seit den Jahren 1848/49 zwei politische
Parteien, die sich noch immer feindlich gegen-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1953-07/0010