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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1953-07/0012
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Die Markgrafschaft

Wer baut an Straßen . . .

Wer baut an Straßen
muß die Welt reden lassen.

Hohen-Mühringen

*

Wer't mag, de mag't

un wer't nich mag,

der mag't ja woll nicht mögen.

Aus Worpswede

Der Leuthe abgunst kan dir nicht schaden,
was dir Gott gunt, das Muß geraden.

Bregenz, Anno 1714

Wenn Haß und Nyd brennen tat wie für,
wer holz und kolen nit so tür.

Eberbach (Baden)
Die Alten und die Jungen

Die Alten ehr, die Jungen lehr,

dein Haus ernähr, des Zorns dich wehr!

Wismar, 1660

Erduld und leid, und keinen neid,

flieh Zank und Streit, hab Acht der Zeit.

Aus Mitteldeutschland

Verzer nicht meer den du erwerbst,
Sonst du in grundt gar bald verterbst.

Lüne, 1570

Geduld ein kreutlein gut genannt,

brichs ab, brauchs recht, machs dir bekannt.

Kolmar im Elsaß

De Tieden sünd swor, de Tieden sünd siecht,
leggt all mit Hand an, denn war wedder recht.

Ashausen bei Winsen

Vor Gott muß man sich beugen, weil er so groß ist,
vor dem Kinde, weil es so klein ist.

Aus Nagold

Gaudeat Ingrediens

Gaudeat ingrediens, laetetur et aede recedens!
His, qui praeterunt, det bon cuncta Deus!

Dornburg bei Weimar, 1608

Fremdling, was du hier schaust, hat Glaube und Liebe
geschaffen.

Ehre den Schaffenden selbst, glaubend und liebend
wie er.

Francke'sche Stiftungen in Halle, Saale
Licht sei sein Los.

Ist der Herr nur das Herz und die Hand
des Bau's.

Mit den Linden im Land,
wird auch sein Haus
schattig und groß.

Haussegen für ein Haus in Worpswede, anno 99
Rainer Maria Rilke

Fünfhundert Jahre Venezianische Malerei

Zu der großen Ausstellung in Schaffhausen

Venedig, „die Schöne", die Dogenstadt in den
Lagunen der Adria, behauptete seit dem Hochmittelalter
in Italien eine Sonderstellung: ihr
Handel, ihre Politik, ihre Kultur trugen ein
eigenes Gepräge. Besitzt auch die Malerei dieser
Stadt einen besonderen Charakter?

Als Leihgaben aus vielen europäischen Museen
und aus Privatbesitz befanden sich hundert Gemälde
der Venezianischen Malerei von Paolo
Veneziano bis Tieplo im Schaffhauser Museum zu
Allerheiligen. An dem ältesten der ausgestellten
Gemälde, an der Madonna des Paolo Veneziano
aus dem Jahre 1347, zeigt sich das byzantinische
Ornament: ein mittelbares Zeugnis für den intensiven
Orienthandel der Venezianer. Unter Giovanni
Bellini (1430 bis 1516), dem Lehrer von
Georgione, Palma Vecchio und Tizian, entwickelt
sich die venezianische Malerei zur Hochblüte.
Seine Bilder verraten keine harten Kontraste in
der Farbe mehr, ruhig und ausgeglichen zeigt
sich das Gegeneinanderspielen der Glieder, weich
fallen die Gewänder an ihnen herab. Der Goldgrund
, der die Madonnen der Frühen umgeben
hat, muß der Landschaft weichen, aus der von
nun an Mutter und Kind herauswachsen. Der
Individualismus der Renaissance schafft die
Grundlage für die reiche Entfaltung der Porträtmalerei
. So offenbart sich in dem Selbstbildnis
von Giorgione Bestimmtheit und Würde in der
Form; und das Bildnis des Jünglings vor einem
weißen Vorhang von Lorenzo Lotto ist stolz und
edel in seinem Ausdruck, der eine besondere
Wirksamkeit erhält durch das schwarze Barett,

und das schwarze Kleid vor dem hellen Hintergrund
. Ein besonderer Zauber liegt über dem
Bildnis der „Violante". Sie ist nicht die Tochter
des Palma Vecchio, wie man gelegentlich vermutet
hat; es handelt sich um ein Kurtisanenporträt
, vielleicht ist nicht einmal Palma Vecchio
der Maler dieses Porträts, sondern der große
Tizian selbst? Das engelhafte Haar fließt golden
auf die Schultern herab und kontrastiert mit dem
leuchtenden Blau des Gewandes. Ein Veilchen
(Viola) nur hingehaucht, trägt die Dargestellte
am Busen (daraus mag der Name „Violante"
abgeleitet sein). Es war ein glücklicher Gedanke,
dieses Porträt der ganzen Ausstellung als Motto
voranzusetzen und es für die Werbeplakate zu
verwenden.

Betrat man den Tizian-Saal, so fiel der Blick
zuerst auf das bekannte Gemälde von „Venus
und Amor" aus den Uffizien von Florenz. Alles,
was auf diesem Bilde stoffliche Erscheinung
gewann, steht der Göttin der Liebe, der Schönheit
und der Anmut zu Diensten. Auf dem schweren
, warmen Samtrot des Lagers ruht ein Körper
, dessen feine Haut vom Licht getroffen, zu
atmen scheint, und das zur Seite geneigte Antlitz
lauscht dem Flüstern des launig kosenden Amors.
Intensive Farben erzeugen in ihren Brechungen
und Abstufungen eine abendliche Stimmung in
dem Gemälde, das unter den vielen vorhergegangenen
und nachfolgenden Venusbildern
einen besonderen Rang einnimmt. Es strömt aus
ihm Tizians Seligkeit verheißende Belezza. Mit
anderen großen Meistern der Hochrenaissance


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