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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1953-07/0018
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Die Markgrafschaft

,Obä Wäaelü"

Früehjer, wo's no keini Auto ge het, hän
cTBuebe allewil gärn „Rösserlis" gspielt. Unser
Vadder het denkt, er chönn 's Agnehm mit em
Nützliche verbinde. Wo-n-i ha sitze chönne, isch
in 's Leiterwägeli unteniine e Maträtzli cho,
hintenane e Chüsseli, derno ich un obedruf e
Teppich. „So", het er zue sine zwei Söhn gsait:
„un jetz isch eine e Rößli un der ander e
Fuehrma, 's Schwesterli isch e Dam, wo mit der
Chaise spaziere fahrt, un jetze alleh hü!"

Der Plan vom Vadder wär scho recht gsi,
aber mi Fuehrma un mi Rößli sin halt nit ellei
gsi. Si hän meistens e paar Kamerade derbi
gha, un wil me im Dörfli vo „vierspännig" un
„Lakaie" nüt gwüßt het, isch die Reis nit wit
gange. E paar Meter vom Hus eweg het d'Stroß
e Rank gmacht, un ume Ecke umme het au der
Vadder nit luege chönne. Ußerdem het keine vo
de Buebe welle Rößli spiele, aber jede Fuehrma.
Wege dem het's grad numme um der Rank
glängt, un derno het's gheiße: „Ohä Wägeli!"

Links an der Stroß isch 's Chilchli gstande
un hinte dra het d'Storchedante gwohnt. Dort
hän si mi unter d'Laube gstellt, un um's ume-
luege sin alli verschwunde gsi.

I ha mi dort zwar no nit dütlich verständige
chönne, aber mi Gsang het au glängt. Chuum
hani agfange, isch im Reinhard si Muetter
d'Stege ab cho, un het mi ufe trait. Dodermit
hän die Lusbüebli au grechnet, der Reinhard
het halt au zue de Kamerade ghört. Wenn's derno
Zit gsi isch zuem Heimgoh, hän sich mini Brüe-
der mitem Hardi wieder igstellt, un nonere dicke
Guetselischnitte (die het derzue g'hört) het der
Fuehrmann mit sim Rößli d'Chaise samt Inhalt
heimbrocht.

Wieder emol isch's e so gsi, un 's het alles
klappt bis unter d'Laube. Aber dort isch an
sellem Tag mi Gsang umesunscht gsi, denn
d'Storchedante het anderwitig z'tue gha. Unsre
Vadder au, denn er isch grad usem Hinterdorf
cho, un het welle bi sim Fründ Eugen no ne
Bsüechli mache. Über eimol hört er e ganz bekannt
Gebrüell, un wo-n-er de Tön nogange
isch, het er si Tochter gfunde in der „Chaise"
miteme verhülte, dreckverschmierte Gsichtli, das
aber, wo's der Vadder gseh het, selig in d'Breiti
gangen isch. Wit un breit isch aber weder e
Rößli none Fuehrmann gsi. Mi het das nit gwun-
deret, aber mi Vadder. Er het mi samt mim
Fuehrwerk heim do, un wo mi d'Buebe hän
welle hole, isch niene nüt meh gsi.

Jetze hän si Chriegsrot abghalte. Druf sin si
heim, hän hinter der Hustür d'Schueh abzöge,
un sin ufe düselet bis uf d'Bühni.

Si hän aber nit dra denkt, daß si jo au kei
Schnitte gha hän, un wo si e Zitlang uf der
Bühni ghockt sin, het ihre Mage si Recht verlangt
.

Zerscht het sich's keine amerke lo. Uf eimol
het aber der Chlei agfange hüle, un wil der

Joggeli e guet Herzli gha het, so het en si
Brüederli durt, un er het mitem ghült.

Der Vadder het si ghört ufe düsele, un het
scho lang unte an der Stäge glusteret. Wo-n-er
das zweistimmig Konzert ghört het, no het er
gruefe: „Chömmet go z'Nacht esse!" Dere Yladig
hän die zwei Buebe trotz der Angst nit wider-
stoh chönne. Wie armi Sünder sin si obenabe
cho, un si hän immer druf gwartet, daß der
Vadder oder 's Müetterli no nem Schwesterli
frogt. Im Chleine het's nit viel usgmacht, sellem
isch 's Esse wichtiger gsi. Aber im Große isch's
ganz unheimlich worde. Er het im Esse umme-
gstocheret, un 's isch em niene wohl gsi. Zletscht
isch em alles glich gsi, un er het sim Herz Luft
mache welle. In dem Augeblick hani aber
agfange „singe", un im Joggeli isch e Zentner-
stei abem Herz grutscht. „Vadder", het er
gjuchzget, „jetze mueß i zerscht fest esse, wil i
e mordsmäßige Hunger ha, aber derno darfsch
mi verhaue!" Der Vadder aber isch e vernünftige
Mann gsi. Er het guet gwüßt, daß d'Angst
im Joggeli meh zuegsetzt het, als Schläg, un drum
het er em si für das Mol gschenkt. L. Kreß

Der geschlossene Magen

Als einst der Zirkelschmied wieder auf vier
bis sechs Wochen in gute Umstände gekommen
war, lebte er so lange gar ehrbar und häuslich
mit seiner Frau, der Bärbel, und war in keinem
Wirtshaus mehr zu sehen. Nein, er aß alle Mittag
ein Pfündlein Fleisch mit ihr daheim und ließ
eine halbe Maß Wein dazu holen aus dem Adler
und gab acht auf ihre Ermahnungen. Einmal
jedoch als es ihm besonders schmeckte, schickte
er nach dem Essen das Büblein heimlich in das
Wirtshaus, daß es noch eine Halbe holen sollte.
Als aber das Büblein die zweite Halbe brachte
und auf den Tisch stellte, schaute seine Frau ihn
bittend an: „Männlein", sagte sie, „laß es jetzt
genug sein! Weißt du nicht, was im Doktorbuch
steht, daß der Magen nach dem Essen geschlossen
sei!" Dem entgegen schaute der Zirkelschmied so
lieb und freundlich zuerst den Wein, hernach
die Bärbel an. „Liebes Weiblein", sagte er, „sei
unbesorgt! Soll der Magen auch geschlossen sein,
so viel bring ich noch wohl durch das Schlüsselloch
!" J. p. Hebel

Herausgeber: Hebelbund Lörrach und Müllheim (Baden)
Redaktionskommission des Hebelbundes
Gesamtredaktion: L. Börsig, Müllheim
Verantwortlich für den Lörracher Heimatteil: Max Demmler
Telefon: Lörrach 2900 — Müllheim 358
Manuskriptzusendungen an: Hebelbund Lörrach und Hebelbund Müllheim
Redaktionsschluß jeweils am 1. jeden Monats
Anzeigen-Annahme: F. Wolfsberger, Müllheim, Wehrgasse 3
Postscheckkonto 68889 Karlsruhe
Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim (Baden)

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