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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-02/0007
Die Markgrafschaft

5

Der Buur isch e Luur un e Schelm vo Nadur,
Dä Spruch schmeckt no rächligem Anke —

Kurz besonnen nimmt der Dichter den ihm
in dem „u" hingeworfenen Fehdehandschuh auf:

N e Held isch dr Buur, tuschuur furt an

der Schuur,
's wird em suur! Jedi Duur! düent em danke!

wobei das helle „A" des Dankes der Zutrunk ist
aus klingendem Becher in die dunkle Arbeitswelt
des Bauern.

„Un doch isch d'Liebi 's fürnehmscht" heißt
es in den „Sprüchen beim Trinken", und die
Spannung Mann—Frau war für Burte stets eine
Lebensmacht von allererstem Rang. Der Bogen
des Frautums reicht bei Burte von der Dirne bis
zur Geliebten, auf deren Stirn der Geistesadel
glänzt. Denn auch im Erotischen ist Burte eine
das Ganze suchende Natur, keineswegs in der
Form Abstand wahrender Betrachtung, sondern
in der heißen Nähe des Lebens, das jedem durch
die Adern pulst. Aber der Geist ist auch hier der
Verklärer und -Lebendigmacher, und wie in der
„Seligen Sehnsucht" Goethes erscheint auch bei
Burte die Verwandlung und Sublimierung des
Körperlichen durch den Geist als die Form der
Liebe, die einen Teil der Weltidee darstellt.

Und aufersteht aus ihm
Im Sinn gesteigert . . .
Das Weib gibt nur,
Was man zuvor ihm gab.

Wird so der Mann zur höchsten Verantwortung
gerufen als Vollstrecker eines geistigen Auftrags
, erblüht ihm in der Frau das Ermunternde,
mütterlich Bergende als Lohn und ehrfürchtig
geschonte Kostbarkeit.

Der Versuch, Burtes Werk begrifflich zu umreißen
, konnte nur einen sehr kleinen Teil seiner

Dichtung beleuchten. Der Dichter ist unerschöpflich
in der Zeugung, unendlich in der Schau.
„Das Flügelroß im Grasgarten" der Madlee ist
nicht zu bändigen. Aber in dem Flämmchen auf
der Stirne der kleinen danebenstehenden Leis

^auecnflur

®ie filBergrünen SßeibenBäume fernem
gum Xrinfen aBett am getoeHten S3acB,
Sie SJSaMeltt flüftertt ©egen auf ba§ ®adj,
Sie SrauBen läutern fidfj auf Beißen SJtauern,

3Me SurntuBr fdjlägt unb ruft in immer Blauern
SBalbBori^onten fdjtoadj ein ©djo toadj,
Sie SftäBber gießen friß ben SJläBbern naü):
3n Blonben SBeijenacfern Blonbe SSauern.

gm gangen glängenben ©efilbe fanb

2)ie (Sonne feinen gußfireit (Srbe nieben,

2ßo nidjt ber Stftenfdj afö SBeltgeftalter ftanb,

2)en SSuft mit ^Sflug unb. geuer üBertoanb.
9hm liegt e§ ba im tiefBIaugoIbenen grieben,
©in SBunber mir, mein Beilig SSauernlanb.

(„Die Flügelspielerin") 1913

leuchtet sein Wesen. In diesem Flämmchen auf
der Stirne des Kindes glänzt, was an Burtes
Dichtung unvergänglich sein wird:

Seil Flämmli aber, 's liebli,
Schließ öbbis Heerligs y:
Krieg d'Leis emol e Büebli,
Werds halt e Dichter sy!

Alfred Holler


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