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Die Markgrafschaft

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TToctjmals TTtjema TTcadften

Die Markgräfler „Chappe"

Aus meiner Ahnenreihe zu Hebels Zeiten habe
ich zwei Frauenbilder daheim an der Wand
hängen. Das eine zeigt die Ochsenwirtin Maria
Rebekka Flury geb. Kiebiger aus Blansingen, die
in Lörrach die Ochsenwirtin wurde, als junges
Mädchen, also etwa aus dem Jahr 1750. Sie trägt
eine glatte dunkle Haube auf ihrem Haar, das
dadurch ganz verdeckt ist, und nur oben auf dem
Scheitel ist ein ganz kleiner Schlupf andeutungsweise
angebracht. Das zweite — siehe nebenan —
zeigt deren Tochter, das Annemeili Flury, spätere
Frau Kraft, also Hebels „Annemeili", bereits als
ältere Frau, also etwa 70 Jahre später. Da ist die
Haube völlig zurückgetreten vor dem großen,
offenbar noch selbst gebundenen Schlupf mit
Fransen. So schnell hat sich also bereits zu
Hebels Lebzeiten die Markgräfler „Chappe" verändert
. Was Hebel selbst in der „Wiese" anschaulich
an Markgräfler Tracht schildert, steht
genau in der Mitte zwischen den geschilderten
Aufnahmen und hat ja seine Illustration in dem
bekannten Bild „Hebel und Vreneli" mit dem
Zitat aus der „Wiese". Der Schlupf ist darauf
zwar noch kleiner, aber er befindet sich bereits
vorne über der Stirne und stellt schon einen
wichtigen Teil des Kopfschmuckes dar. Immer
größer hat sich dann im Laufe der Jahre dieser
Schlupf entfaltet und ist zur Hauptsache geworden
und ist schließlich heute der Hauptgrund für
den Rückgang der Tracht. Denn man muß sich
nur eine Korfirmandin angucken, die zum erstenmal
die „Chappe" trägt, wie sie den Kopf steif
halten muß und sich keine schnelle Köpfbewegung
erlauben darf. Und die alten Trachtenträgerinnen
in meinem Dorf sagen mir auch
immer, wie unbequem dies Tragen der Kappe
sei und wie.sie weder bei Sonne noch bei Regen
irgendwelchen Schutz biete und gar bei starkem

Wind geradezu gefährlich sei. Darum sind wir
mit unseren Vreneli- (und neuerdings auch
Hanseli-) Trachten auf die Zeit und Beschreibung
Hebels zurückgegangen und haben sie wenigstens
als Festtracht erhalten. Und unsere Wiesentäler
jungen Burschen- und Mädchengruppen — solche
haben wir jetzt in Lörrach, in Steinen und in
Hauingen — tragen sie mit Freude und Stolz.

R. Nutzinger

Gabe und versteht ihre Wünsche gut dahinter zu
verstecken.

Gar oft mußte Bonifatius, der Rechtsgelehrte,
mit seinem Rate in Neuenburger Rechts- und
Streitfragen helfen. So ging am 22. Juni 1534 von
Heinri Rink aus Neuenburg folgender Brief an
ihn ab:

„Cum obedienca salutem. Wirdiger her doc-
tor, ich bit uch demüttiglich umb bescheid. Casus
est iste. Es hat ein junger gesel ein andern jungen
knaben bei uns im kilchhof geslagen, nider uf die
erd geworfen, uf in getretten, ie doch nit gewun-
det, nit blutrimsig gemacht. Ist min frog, eb der
percussor (Schläger) im bann sig, und ob der
kilch hof violiert (geschändet) sig in disem fal.

Zürn andern. Diser percussor gieng als bald
in die kilch. Ich acht nit, das er do in gieng als
in die frigheit. Als bald ließ in die stat fahen in
der kilch und in den turn legen. Ist min frag, ob
die stat oder die herren glimpflich gefaren hab,
oder was si verwirkt hand, item ob die kilch in

dem fal entwicht sig. Dis sach dient zu gutem.
Bitt uch durch got, land mich wissen bi disem
botten, was ze tun sig. Uwer sweher (Schwiegervater
) is nit in diser sach begriffen. Item uwer
sol nit gedacht werden. (Ihr sollt dabei nicht
erwähnt werden).

Valete. Dat. in il uf 22 tag iunii 34

Hein. Rink vester totus".

Unzählige gelehrte Briefe, meist in lateinischer
, seltener in griechischer Sprache, gegen
6000, gingen zwischen Amerbachs und den bekanntesten
Gelehrten der damaligen Zeit hin und
her. Sie füllen in ihren bemerkenswertesten
Stücken die vier Bände der musterhaften
Ausgabe der „Amerbach-Korrespondenz", die
Dr. Alfred Hartmann, ein Basler Gelehrter, besorgte
. Sie geben ein umfassendes Bild des
deutschen Humanismus, warm durchpulst vom
Blut des persönlichen Lebens.

(Fortsetzung folgt.)


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