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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-08/0018
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Die Markgrafschaft

föntet: htm flauen

Wanderungen im oberen Kandertal

Als Kinder, die noch an den leibhaftigen
Osterhasen glaubten, machten wir uns auch Gedanken
darüber, wo das freundliche Tier wohl
wohnen möchte in der langen Zeit des Jahres,
da es nicht mit der Herstellung bunter Eier beschäftigt
war. Wir wiesen ihm seine Heimat
„hinter dem Blauen" an. Dort, im Gewirr unbekannter
Bergwälder, war der Osterhase mit seiner
Sippe ungestört, dort richtete er in verschwiegener
Hütte Farben und Pinsel zurecht
und kam, wenn der Schnee schmolz und die
Singdrossel jubelte, ins Weilertal, ins Rebland
und in die Rheinebene. Auch die Hexen und
andere unheimliche Gestalten bannten wir hinter
den Blauen; der Abstand war groß und Vater
Stehlin im Blauenhotel mit seinem großen Hund
Manns genug, ein etwaiges Vordringen der Unholde
abzuwehren.

Die erste lebendige Gestalt, die hinter dem
Blauen hervor zu uns nach Badenweiler kam,
war der Besensepp, auch Besenjockel genannt.
Ein bartloses Männchen unbestimmten Alters,
wenig intelligent, aber schlau genug, um überall
seinen Vorteil zu wahren. Mit Besen, Ruten,
Anfeuerholz und Schnitzwaren beladen, kam der
Besensepp von Marzeil oft nach Badenweiler
und wanderte von Haus zu Haus. Man gab ihm
ein Schnäpschen, einen Teller Suppe, wohl auch
eine abgelegte Hose.

Besuche auf dem Hochblauen erweiterten den
Gesichtskreis, ich sah das freundliche Dorf
Marzell im grünen Wiesengrund liegen und
darüber das Lipple mit der Straße nach Wies;
da mußten die Fabelwesen zurück hinter den
Köhlgarten, der noch lange ein geheimnisvolles
und unerschlossenes Waldgebiet blieb.

Als wir im Sommer 1900 das „Einjährige"
auf der Realschule in Müllheim glücklich bestanden
hatten, hatte auch Marzell Anlaß zu feiern:
die Heilstätten Friedrichs- und Luisenheim wurden
eingeweiht. Wir rangen unserem Schulvorstand
Haas die Erlaubnis ab, hinaufgehen zu
dürfen, und ich sehe es jetzt noch, wie unsere
weißen Klassenmützen die Bergwiesen zwischen
den Sanatorien und dem Dorfe Marzell, dem wir
durstig zustrebten, belebten. So erschloß sich
mir das Gebiet „hinter dem Blauen" mehr und
mehr und schließlich mußte ich mich „von Amts
wegen", nämlich als Bezirkspfleger für Kunst-
und Altertumsdenkmäler, darum kümmern.

Überall, wo Menschen wohnen, hinterlassen
sie ihre Spuren, die dann von den Nachfahren
als Altertums- oder Baudenkmäler geschätzt und
geschützt werden. Auch Marzell lieferte Altertümer
. Sie stammen aus der jüngeren Steinzeit
und wurden am „Galgenbuck" gefunden. Es
handelt sich um ein spitznackiges Steinbeil aus
grünlichem Porphyrit und um ein kreisrundes,
beiderseits eingedelltes Granitstück, das wahrscheinlich
als Läufer (Rad) an irgend einem
Drehapparat gedient hat. In der Steinzeit, etwa
4000 vor Christi Geburt, mag dort ein Gehöft

gestanden haben. In der nun folgenden Metallzeit
verschlechterte sich das Klima, die Wohnstätten
im Schwarzwald wurden verlassen, der
Wald drang siegreich vor. Eine Wildnis, wie sie
kindliche Phantasie für Hexen und Osterhasen
erdacht hat, bedeckte das hintere Kandertal bis
ins frühe Mittelalter hinein. Um die Jahrtausendwende
drangen die christlichen Alemannen wieder
vor. Schon* vor 1152 berichten die Urkunden
von einem Zeiso von Martinscello (Marzell). Marzell
gehörte in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts
den Rittern von Neuenfels, die ihren
Besitz und ihre Rechte an andere Adelsfamilien
veräußerten. Einer dieser Ritter, ein Herr von
Schönau, soll hier ein Silberbergwerk eröffnet
haben. Schließlich erwarben die Markgrafen
von Hachberg - Sausenberg das ganze hintere
Kandertal.

Das jetzige Dorf Marzell, malerisch am Zusammenfluß
von Kander und Maisbach und an
den grünen Hängen über diesen Bächen gelegen,
war früher ein typisches Schwarzwalddorf mit
schönen strohgedeckten Holzhäusern. Nun ist
leider das letzte Strohdach verschwunden. Die
Kirche umschließt Teile aus dem 17. und 18.
Jahrhundert und an der Westseite einen spitz-
bogigen Mauerschlitz, der als einziger Rest eines
viel älteren Baues bezeichnet wird. Die Überlieferung
erzählt, daß ursprünglich drei Bauern
Marzell bewohnt hätten, von denen drei Bergrücken
ihren Namen erhalten hätten: Meierskopf
, Wältnisköpfle, Andresenschlag (also • von
den Familiennamen Meier, Wältin und Andres).
Die ältesten zwei Häuser tragen die Jahreszahlen
1681 und 1685. ' Dr. E. Scheffelt

Der Hebelbund Müllheim berichtet:

v.

Der Hebelbund hat bei Fräulein Annelies Strohmayer
, Müllheim, Werderstraße 39, eine

Abgabestelle für Bilder

eingerichtet. Es soll dadurch die Möglichkeit geschaffen
werden, daß Bilder aus dem alten Müllheim, wie auch
aus seiner Umgebung gesammelt und so der Vergessenheit
oder dem Verderb entzogen werden. Auch Photographien
von Anlässen, Persönlichkeiten usw., Aufnahmen
von Gebäuden, Brunnen und dergleichen, die heute
noch bestehen oder im Laufe der Jahre abgebrochen
wurden, will der Hebelbund sammeln.

Bitte merken Sie sich die Abgabestelle: Fräulein Annelies
Strohmayer, Müllheim, Werderstraße 39.

Spenden für den Marktplatzbrunnen

können unter der Bezeichnung „Marktbrunnen" auf unser
Girokonto Nr. 655 bei der Bezirks-Sparkasse Müllheim

einbezahlt werden.

Für den von Herrn Hermann Greßlin, Oberweiler,
eingesandten Betrag danken wir herzlich.

Herausgeber: Hebelbund Müllheim i. B.
Redaktion: L. Börsig, Müllheim, Hafnergasse 2
Anzeigenannahme: F. Wolfsberger, Müllheim, Wehrgasse 5
Postscheckkonto 688 89 Karlsruhe
Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim i. B.


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