Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-03/0013
Die Markgrafschaft

11

zur ordinairen Post keine Pacqueten angenommen
werden, so muß das Muster von solchem
Schlamm liegen bleiben, bis künftigen Sonntag
da der Postwagen abgeht".

Hier schließen die Akten in Kandern, anscheinend
auch die Arbeiten der Faktorei. Aber
jetzt schaltet sich Schweizer Kapital ein. „Der
Ratsverwandte und Besitzer der hiesigen Papiermühle
Johann Jakob Heusler zu Basel" will mit
Zuziehung anderer in den fürstl. Oberlanden Versuche
nach Steinkohle unternehmen. Die erste
Arbeit war im Stollen unterhalb des Klosters
Bürgeln. Dann begann man in der Nähe von
Schallsingen und ,,im Sulzburger Gebirge" gegen
Schweighof. 1770 wird Heuslers Genehmigung
für weitere drei Jahre verlängert. Die Akten
berichten noch von Arbeiten beim Nonnenmatt-
weiher. Dann ist nichts mehr zu finden.

Grundsätzlich muß in diesem Zusammenhang
auf einen Aufsatz von J. L. Wilser, Freiburg,
über „Die Bodenschätze des Markgräflerlandes"
in „Das Markgräflerland", Jahresheft 1923 der

Badischen Heimat, hingewiesen werden. Wilser
schreibt dort u. a.: „An Kohlen ist erwiesenermaßen
im Markgräflerland nichts vorhanden.
Das einzige kleine Vorkommen bei Neuenweg ist
zu aschenreich und zu unbedeutend, um näher
behandelt zu werden; ihm an die Seite zu stellen
ist die „Anthrazitkohle" von Schweighof und von
der Schwärze bei Oberweiler".

Gleichzeitig soll mit vorstehenden Zeilen eine
Ergänzung gegeben werden zu Dr. Scheffelts
„Schweighöfler Erdgeschichte" in Nr. 11 vom
November 1954 dieser Zeitschrift.

Die Akten „Steinkohl Bau Sachen" 1763/64
geben aber darüber hinaus auch einen Einblick,
wer damals in den Bergwerken zu Kandern und
Oberweiler beschäftigt war. Im folgenden Beitrag
soll darauf näher eingegangen werden unter
Berücksichtigung eines weiteren Aktenstückes
„Beschreibung derer Laboranten auf den Bergwerken
, auch ihrer function und gehalts 1746".

A. Eisele

Zu meinen frühesten Erinnerungen gehören
die Wochen, die ich als Kind jedes Jahr bei
meinen Großeltern in Müllheim verbrachte, in
Zeiten, die die Feldarbeit nicht drängte. Die alte
Stube mit ihren tiefen Fensternischen in den
dicken Mauern barg so viele Dinge, die mich
anzogen und beschäftigten, daß sie lebendig für
mich wurden.

Spielsachen „aus dem Laden" hatte ich keine
in Müllheim. Ein „Lumpebubbi" war mein ein
und alles. Über einen braunen Baumwollknäuel
hatte Tante Ida ein gehäkeltes Tüchlein gebunden
, das sonst die Kanapeelehne bedeckte. Die
vier Ecken hingen als Gewandzipfel herunter.
Dieses weiche, weiße Gebilde, das ich herzen
und drücken, schlenkern und herumwerfen
konnte, ohne daß es Schaden litt, liebte ich sehr,
fast so sehr wie meine spätere Puppe mit dem
hübsch geschnitzten und gemalten Holzkopf. Und
wenn es schmutzig war, kam das Gewand in die
Wäsche und das Knäuel in den Flickkorb, bis es
in neuer Herrlichkeit als Puppe wieder erstand.

Wie klein wurde das körperlose Ding, wenn
es unartig war und ich es scheltend in den ehrwürdigen
niederen Barocksessel setzte. Mein
kleines Großmütterchen hielt, als es alt war,
darin sein ^luhestündchen am großen Kachelofen.
Der Sessel stammte aus dem großherzoglichen
Schloß in Karlsruhe. Sein geblümter Gobelinbezug
und die reichen Schnitzereien an Lehne
und Armstützen konnten märchenhafte Dinge
erzählen, von Schlössern und Fürsten.

An einer Wand stand Großmutters breites
Bett, tagsüber von einem bunten Pers-Vorhang
(jetzig. Kattun) umgeben, der nur nachts zurückgezogen
wurde. Manchmal durfte ich dort drin
bei Großmutter schlafen.

Das war dann herrlich, wenn die Familie noch
beim Lampenschein um den Tisch saß, den ich

über das hochgebauschte Deckbett hinüber nicht
sah. Ich hörte nur die vertrauten Stimmen und
konnte dabei den alten Stalstich über dem
Kanapee betrachten, der einen Eisweiher zeigte.
Die schöne junge Schlittschuhläuferin im Vordergrund
, im pelzbesetzten Samtkostüm mit
Barett, Schleier, Muff und Knopfstiefeln konnte
immer wieder betrachtet werden. Ich wurde
ihrer nie müde.

Dann war die schöne alte Wanduhr im
schwarzpolierten Gehäuse mit vergoldetem
Zierat, die so tief und beruhigend tickte. Ach,
was für Geschichten konnte man sich dabei ausdenken
und horchen, was der verborgene Pendel
sagte.

Stand Großvater auf und mahnte zum Schlafengehen
, kam der schönste Augenblick. Jedes
kam ans Bett und sagte mir gute Nacht. Dann
zündete Großmütterchen die Kerze auf dem
Nachttisch an und verschwand, um sich beim
Ofen auszuziehen. Ich schloß die Augen bis ich
den hohen Fußschemel an das Bett rücken hörte.
Auf diesen Augenblick wartete ich, denn dann
stieg nicht meine Großmutter zu mir in das hohe
Bett hinauf, sondern die leibhaftige Großmutter
aus dem Rotkäppchenmärchen. Eine weißleinene
Nachthaube, mit selber gehäkelten Spitzchen
verziert, umrahmte das liebe Gesicht. Dann
nahmen mich Wärme und Geborgenheit i in gute
Hut, und die alte Uhr tickte mich hinüber in den
Schlaf.

Bei Tag spielte der alte Schemel alle möglichen
Rollen. Er war mir Sitz, wenn ich die Bilder
alter Kalender anschaute, Stufe, wenn ich
über die hohe Kanapeelehne auf den breiten
Fenstersims kletterte, Puppenbett oder Wagen,
wenn ich ihn umkehrte, und das Lumpele hineinbettete
. Sogar als Arbeitstisch diente er, wenn
ich Nägel in ein Brettchen schlug, um einen


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-03/0013