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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1956-03/0015
Die Markgrafschaft

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j&a& get)t übere 2^ot)ntnlieb

Brauchtum um unfere f)ülfenfrüd)te 3otjnen, (Jrbfen un& ütnfen

Einer sagt, daß die Bohnen seines Herzens
Krone seien, und vom andern sagt man, daß er
so grob wie Bohnenstroh sei, aber ohne Bohnen,
Erbsen und Linsen kann man sich den Küchenzettel
nicht vorstellen. Schon in den Pfahlbauten
fanden sich Reste von Erbsen und Linsen, und
aus der Bronzezeit kamen Reste von Saubohnen
ans Tageslicht. Das zeigt, daß diese drei Gemüse
schon immer in Deutschland bekannt waren. Die
Erbse war schon dem Gotte Donnar geweiht und
am Tage des Donnar, Donnerstag, gab es nach
alter Überlieferung Erbsen zu essen. Aber besonders
der am Johannisfeuer gekochte Erbsenbrei
erschien den alten Deutschen besonders
nahrhaft und wohlschmeckend.

Mancherlei Sagen und Geschichten, auch der
Griechen, Römer und Ägypter ranken sich um
diese nahrhaften Hülsenfrüchte. Im alten Athen
feierte man im Juni ein Bohnenfest. Sie hatten
sogar einen Bohnengott, dessen Tempel am
Bohnenmarkt stand. Den ägyptischen Priestern
aber war die Bohne verboten, weil deren Genuß
die Sinne schwächen sollte.

Nach der Sage soll die Bohne aus dem Ur-
schlamm hervorgegangen sein. Am Niederrhein
und in Westfalen bilden die verbesserten Sau-
und Pferdebohnen, ,,dicke Bohnen mit Schinken
' 4 ein schmackhaftes Gericht. Früher bestand
in Deutschland und Holland wie in England für
Dreikönig die Sitte, den Bohnenkuchen unter die
Gäste zu verteilen, in den eine einzige Bohne
gebacken war. Wer das Stück mit der Bohne erhielt
, war Bohnenkönig und hatte infolgedessen
etwas zu spenden.

Die weißen und schwarzen Bohnen dienten
schon lange vor Karl dem Großen bei Gerichtsverhandlungen
zur Abstimmung. Die weißen bedeuteten
Freispruch, die schwarzen, zugleich
durchbohrten, Verurteilung. Eine traurige historische
Erinnerung knüpft sich an die Erbse: die
Vesperstunde vom 30. März 1282, als auf der
Insel Sizilien das Morden begann, ist heute noch
bekannt als „Sizilianische Vesper". Alle diejenigen
, die auf Befragen das Wort „Ciceri", das heißt
Erbse, mit französischem Ausdruck sprachen,
wurden von den Sizilianern ermordet. Auch der
weltweise Cicero mußte sich ob dieser Ähnlichkeit
des Namens viel Spott gefallen lassen, worauf
er eine Erbse zu seinem Vornamen auf eines
den Göttern geweihtes silbernes Gefäß habe ein-
graphieren lassen.

So war auch einmal in der guten alten Zeit
ein Schneidermeister im „Nebenamt" Schulmeister
. Da mußten die bösen Buben zur Strafe,
wenn sie ihre Aufgaben schlecht machten, eine
halbe Stunde mit bloßen Knien auf den Erbsen
knien. Auch des Michelbauern Knecht hatte
wegen einer argen Schuld einmal wallfahren sol-
sen. Dazu sollte er Erbsen in die Schuhe legen.
Das hat er auch getan, hat die Erbsen vorher
aber weich gekocht.

Nach dem Rezept einer alten Großmutter sei
verraten, daß man wie beim Zwiebelsäen auch
beim Erbsenpflanzen kein Wort reden soll, damit
sie gut gedeihen. Auch soll man während des
Pflanzens drei Erbsen in den Mund nehmen, damit
die gesäten Erbsen nicht von den Vögeln
herausgepickt und gefressen werden. Oder: wenn
jemand das Fieber hat, so darf er nur soviel
Erbsen nehmen, als der Kranke Jahre zählt, oder
wenn dieser den Taufschein verloren hat, soviel
Tage er krank ist. Diese Erbsen wickelt er in
Papier und wirft sie in fließendes Wasser, und
wie nun das Bündelchen vergeht ,,so wird auch
die Krankheit vergehen". Die „Gewerbslauben"
in Straßburg gehen auf die Erbsenlauben im
Mittelalter zurück, in welchen Erbsen feilgehalten
wurden.

Von der Linse ist wenig zu erzählen, obwohl
sie wohl die hochwertigste unter den dreien ist.
Doch erzählt ebenfalls in Straßburg der kunstvoll
geschmiedete goldene Teller im Museum des
Palais Rohan von den Erlebnissen der einmal
verbündeten Schweizer. Diese wollten die Möglichkeit
ihrer raschesten Hilfe im Notfall dadurch
beweisen, daß sie ein in Zürich gekochtes Linsengericht
noch warm nach Straßburg brachten. Den
Handel um die Erstgeburt um ein Linsengericht,
von Jakobs Söhnen, weiß jedes Kind.

Erbsen, Linsen, Bohnen sind des Herzens
Kronen. — Wer aber kennt das Bohnenlied?

Paula Hollenweger

Der Hebelbund berichtet:

Der Hebelbund hat nun, unter der bewährten Leitung
von Frau Lina Bernhardt, eine Laienspielgruppe
gegründet, die hauptsächlich alemannische Mundartstücke
zum Vortrag bringen und ihre regelmäßigen Übungsabende
haben wird.

Auch eine Lauten- und Gitarren-Gruppe
ist ins Leben gerufen worden. Frau Erna Finkhaus hat
die Leitung dieser Gruppe übernommen. Die Instrumente
werden, soweit sie von den Mitspielenden nicht mitgebracht
werden können, vom Hebelbund angeschafft. Die
Übungsabende werden noch bekannt gegeben.

Am Samstag, 7. April, 20 Uhr, findet im Gasthaus
„Zur Blume" in Hügelheim ein Heimatabend statt.
Mitwirkende: Gesangverein Hügelheim, Laienspielgruppe
des Hebelbundes und der Handharmonika-Club Müllheim
. Hauptlehrer Küchlin, Hügelheim, wird bei dieser
Gelegenheit aus der Dorfchronik erzählen. Jedermann
ist herzlich eingeladen.

Am 13. Mai findet in der Festhalle in Müllheim unsere
Hebelfeier statt. Das Rundfunk - Orchester vom
Studio Freiburg wird mitwirken. Als Festredner konnte
Dr. Wilhelm Zentner, München, gewonnen werden.

Weitere Mitwirkende werden in der nächsten Nummer
der „Markgrafschaft" bekanntgegeben.

Herausgeber: Hebelbund Müllheim i. B.
Redaktion: Konstantin Schäfer, Oberlehrer, Neuenburg
» Anzeigenannahme: F. Wolfsberger, Müllheim, Wehrgasse 5
Postscheckkonto 688 89 Karlsruhe
Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim i. B.

Manuskripte bitte nur an die Redaktion einsenden.


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