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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1958-06/0011
Freundeshand Friedrichs immer mehr zur Faust
ballte und schließlich zum vernichtenden Schlag
ausholte, erwiesen sich alle Hoffnungen auf die
englische Verwandtschaft und die Verbindungen
mit dem Ausland als trügerisch. Von den Fürsten
des Landesverrats und Friedensbruchs beschuldigt
und nach längerem Verfahren auch verurteilt
, verlor der Weife in wenigen Wochen alles,
wofür er ein Leben lang, zuletzt oft rücksichtslos,
gekämpft: Heimat, Ehre, Macht und Ruhm.

Fast schien es, als ob nun alles Glück den
Staufern zufallen sollte. Im ganzen Abendland
war kaum ein Fürstengeschlecht, das sich an
Macht und Größe mit ihnen messen konnte.
Dänemark, Polen und Schlesien hatten die Oberherrschaft
des Kaisers anerkannt. Sizilien und
Neapel sowie zwei Herzogtümer waren im Besitz
seiner Söhne. In Österreich und Böhmen, in

Th. Seidenfaden:

„Der Strom ist von den Bergen, auf denen er
entspringt, bis zum Meer eine große Straße. Auf
ihr zieht Volk hinauf und hinab, und mag es
fränkisch reden, flämisch oder alemannisch: es
versteht einander, und wußte sich zu allen Zeiten
in geheimem Bund wider alles, was anderen
Wesens ist".

Aus dem Gespräche „Macht und Kunst"
Rheinische Heimatbriefe, August 1939

Wer vor dem letzten Kriege von Bonn aus
über die Brücke nach Beuel ging, mußte, wenn
er dem Rhein und den Sieben Bergen seine
Blicke gezollt hatte, den steinernen Kerl anlachen
, der an dem Beueler Torbogen bei Regen
und Sonnenschein, Tag und Nacht sein Hinterteil
weit vorstreckte und dabei die Hose bis zum
Knie herunterhängen ließ.

Das war eine wenig mißverständliche Haltung
und eigentlich ein starkes Stück, selbst für
eine rheinländische Brücke, und es heißt, der
Bildhauer, der es, beauftragt durch den Bonner
Stadtrat gemeißelt habe, die Beueler zu ärgern,
sei ein rechter Schalk gewesen; nach dem ersten
Begehen der Brücke sei er allerdings lange nicht
nach Beuel gegangen; er habe gefürchtet, man
werde ihm sein Schelmstück heimzahlen.

Es lohnt sich auch heute noch, zu berichten,
wie sein Auftrag zustande kam, obwohl zwischen
ihm und der Stunde des Erzählens die Weltkriege
liegen, von denen einer die Brücke zerstörte
; denn die Art, welche jenen Auftrag erteilte
und die schöpferische Kraft, die ihn ausführte
, bezeichnen den lustigen Sinn der Rheinländer
, und von ihm behauptet man zwischen
Rom und London, Moskau und Paris: ihn könne
der Satan nicht wegblasen, selbst wenn es ihm
gelänge, die Teufel der Welt um sich zu versammeln
und mit ihnen gegen den Rhein zu stürmen.

So aber kam es zu dem denkwürdigen Steinkerle
:

Da die Fähre, die Bonn und Beuel verband,
der Zahl der Wagen und Gäste nicht mehr fassen
konnte, beschloß der Rat der Stadt, eine Brücke
zu bauen und bat die Gemeinde Beuel — schriftlich
, wie das Anliegen dieser Art fordern — sich

Thüringen und in der Pfalz herrschten seine
nächsten Verwandten. Ihre Nachfolger aber
erlebten nach wenigen Jahrzehnten schon den
Untergang ihres so stolzen Geschlechts und den
Zusammenbruch ihres so gewaltigen Weltreichs.
Ihre Hinterlassenschaft war ein völlig zerrüttetes
Staatswesen.

Aus seinen Trümmern erwarben, nachdem
1218 mit Herzog Berthold V. der Zähringische
Mannesstamm erlosch, deren Uracher Erben
gegen eine beachtliche Summe Geldes den Breisgau
(ohne Neuenburg) und damit auch Burg und
Herrschaft Badenweiler. Nach mancherlei Wechsel
ihrer Besitzer fielen sie 1444 durch Schenkung
an die Markgrafen von Hachberg - Sausenburg-
Rötteln, und als im Jahre 1503 auch diese ausstarben
, an die alte Linie der Markgrafen von
Baden.

zu beteiligen. Die Brücke solle — so lasen die
Beueler Gemeinderäte —> den Rhein schmücken
und für Menschenalter gefügt wTerden, weshalb
sie manchen Taler verschlinge; die Bonner Bürgerschaft
lege den Beuelern nahe, einen Teil der
Unkosten zu übernehmen; das zu begehren, sei
ein Recht, weil die Brücke den Beuelern so gut
diene wie den Bonnern!

Der Gemeinderat von Beuel aber ließ die
Bonner wissen: dem Dorf genüge die Fähre; wer
hoch hinaus und den Großstädten des Niederrheines
nachstrebe, die Geborgenheit des mittleren
Rheines etwa gegen Qualm- und Lärmentwickler
eintauschen wolle, müsse die Taler,
welche sein Dünkel verlange, selbst zahlen; im
übrigen trügen die Beueler mehr nach Bonn als
die Bonner nach Beuel; Bauern seien Bauern,
und das Reich zerbreche, wenn sie Landwirte
würden und mit den städtischen Volkswirten
schielten; der Rat möge demnach in den Säckel
der Stadt greifen; dort werde er finden, was ihm
fehle; Bonner Wind sei allezeit üppig gewesen!
Zu Beuel aber gelte das Wort: wo der Acker
blühe, fräßen die Gänse das Pflaster der Straße
nicht!

Es braucht kaum versichert zu werden, wie
diese Antwort, zumal der lächerliche Hinweis auf
die Gänse, die Stadtherren ärgerte. Sie erwiderten
jedoch nichts, sondern begännen zu bauen,
ohne auf die Hilfe der Beueler zu warten, und
das umständliche Werk schritt rasch fort, sobald
die ersten schwierigen Monate überwunden
waren. Bonner und Beueler staunten, als über
den Grundbauten die Pfeiler und ihre Gerüste
aus dem Wasser stiegen und sich zwischen ihnen
die Tragewerke dehnten. Sie wunderten sich über
die Zahl der Lastwagen, welche den Flußstahl,
Bogenträger und Tragteile anfuhren, und als sie
bereits um die Mitte des Baujahres die Straße
zwischen den Pfeilern und auf ihr die Werkleute
hin und her gehen sahen, hieß es: die Gute-
Hoffnung - Hütte aus Troisdorf mache ihrem
Namen Ehre, und es sei klug gewesen, ihr den
Bau anzuvertrauen!

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