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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-03/0012
Mitte des vollen Rhein-laufs Zienckhemer Banns
Seye".

Wenn in den Satzungen der Fischerzunft der
Artikel steht, daß die auswärtigen Mitglieder der
Zunft berechtigt seien, im Neuenburger Stadtbann
bis „an die Ehemals gestandene untere
Mühle zu fischen", so ergibt sich daraus, daß dieses
Gebiet auch zu diesem Bann gehört haben
muß. Keineswegs hätten es die Zienkener Fischer
sich bieten lassen, ihr Banngebiet als Neuenburger
Stadtbann anführen zu lassen. Der Artikel
hätte nie Bestand haben können. Ob es um die
Weide der sanftäugigen Kühe geht, den vogel-
durchzwitscherten Wald, das kühle Reich der
Fische: wo der Mensch mit seinen „Gerechtsamen
" hingreift, mündet alles in Streit, kehrt
sich die Wohltat des Schöpfers in Unheil. So
fährt Klein in seinem Schreiben fort:

„Nun wäre überflüßig Ewer Excellenz und
Gnaden die schon so oft angezogene dißortige
Banns Gerechtsame anhero zu widerhohlen, und
dörffte im Supplementum alles Beweyßes hinreichend
seyn, daß die Fischer von Grißheim und
Rumerßheim der Stadt Parthey angenommen,
und dahero ihnen als an allhießige Stadt Banns-
Angränzenden am allerbesten von unfürdenckh-
licher Tradition Bekanth Seyn muß, wie weith
die Stadt Newenburgische Banns Gerechtsame
Sich erstreckht.

Nichts destoweniger ist jedoch Bey dißem
Vorfall Sehr Bedenckhlich, daß die Zienckhemer
Fischere ihr widerrechtliches gesuch auf eine
solch mörderische arth zu Bestärcken und unsere
Gerechtsame zu vereytlen Trachten, somit zu
Befahren Stehet, daß, wo nicht in Bälde mit
Ernstlicherem Nachdruckh Ewer Excellenz und
Gnaden in vorliegender Bannsirrung wider die
Marggräfliche Eingriff werckthätig handien sollten
, Endlichen Mord- und Todtschläg unver-
meydlich Seyn wurden".

Wenn schon der Faschinenhändel darauf
drängte, die Banngrenzen neu zu vermessen und
unzweideutig festzulegen, so gab dieses Vorkommnis
einen weiteren Anlaß dazu, nicht mehr
länger damit zu zögern.

Öcftee Deüdjen

Die linden Lüfte sind erwacht. In Gottes Frühe
dürfen wir wieder dem zarten Lied des Hausrotschwänzchens
lauschen. Am sonnigen Hang
aber vor meinem Haus ist das erste Veilchen
erblüht.

Ich knie zu ihm nieder, seinen köstlichen Duft
einzuatmen, Den alten Griechen war das Veilchen
das Sinnbild des Frühlings. Sie zierten damit die
Bilder ihrer Hausgötter. In Athen, das man die
„Veilchenbekränzte" nannte, wurden Veilchensträuße
in großer Menge zum Verkauf angeboten.

Im alten Deutschland band man, auf grünem
Wiesenplan, die ersten Veilchenbüsche an eine
Stange. Jung und alt versammelte sich um dieses
Symbol des Frühlings zu Tanz und Spiel, Das

Veilchen war die Lieblingsblume von Josephine,
der ersten Gemahlin Napoleons I. An ihrem
Hochzeitstag trug sie ein mit Veilchen besticktes
Kleid un din der Hand einen Veilchenstrauß.

Goethe hat in seiner Straßburger Zeit das
schöne Gedicht „Ein Veilchen auf der Wiese
stand" geschrieben. Für Mörike war der Veilchenduft
der Inbegriff des Frühlings, für Heinrich
Heine der Inbegriff der Liebe:

,,Die blauen Frühlingsaugen schau'n aus dem Gras hervor;
das sind die lieben Veilchen, die ich zum Strauß erkor.

Ich pflücke sie und denke, und die Gedanken all,
die mir im Herzen seufzen, singt laut die Nachtigall.

Ja, was ich denke, singt sie ,laut schmetternd, daß es
schallt;

mein zärtliches Geheimnis weiß schon der ganze Wald"-

An die dreihundert Arten von Veilchen gibt
es auf dem Erdball. Bei uns ist das „Wohlriechende
Veilchen" (viola odorata) die bekannteste
Art. Veilchenparfüm wird aus der Veilchenwurzel
gewonnen. Eine Verwandte des Veilchens ist
das Stiefmütterchen (viola tricolor). E.Baader

6m altes <3lm

In einem Haus des Markgräflerlandes sahen
wir dieser Tage ein Glas, das auf das ehrwürdige
Alter von 230 Jahren zurückblicken kann. In
weißer Farbe ist dem Kelchglas aufgemalt:

Vi Vat Ge Sund Heith

HZ : AG

Die Holl ist heiser als Mandt Meint
Be Hiet dich mein lieber freindt
Mieh und arbeit

Braucht Man zu der Sellig Keith

1728

Wir wollen den Spruch ins jetzige Deutsch
übersetzen:

Vivat Gesundheit! — Die Holl ist heißer als man meint;

Behüt (hüte) Dich, mein lieber Freund!

Müh und Arbeit — braucht man zu der Seligkeit.

Ein Drittel des Glases ist geziert mit dem
österreichischen, bewehrten Doppeladler, gelb
mit rot-weiß-rotem Herzschild.

Eine andere Seite zeigt den gekreuzigten
Christus mit sonderbarer gelber Krone über der
Dornenkrone.

Dazwischen rot-blau-gelbe Blumenornamente.
Oberer Rand und Fuß sind mit ähnlichen Ornamenten
(Ranken) geschmückt.

Der Maler, der das schöne Kelchglas geziert
hat, war wohl kein großer Künstler; besonders
die Beschriftung ist ihm nicht gut gelungen. —
Das Glas kann nicht aus dem Markgräflerland
stammen, doch hatten die Ahnen des Besitzers
Beziehungen zu Vorderösterreich.

Die Buchstaben H Z : A G konnten vorerst
nicht gedeutet werden. Es handelt sich wohl um
ein Ehepaar und das Glas war vielleicht ein
Hochzeitsgeschenk. — Hüte dich, mein lieber
Freund, vor allzu häufigem Gebrauch des großen
Schoppenglases! Scheffelt

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