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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-08/0018
horsamst berichtet / eingerathen / und zu verordnen
gebethen worden.

Immassen nun in denen Geistlichen Rechten
sonderheitlich in dem Concilio Tridentino ohne-
deme vorgesehen ist / daß zu Vermeidung der
zwyfachen Ehe / keine Land - Streicher / oder
Yagabundi zusammen gegeben werden sollen.

Als lassen wir es auch dabey Gnädigst bewenden
/ und verordnen hiermit Gnädigst: daß
den armen Leuten / Vagabunden / oder Landstreichern
, welche kein domicilium Fixum
haben / und vermög der in Lands - Sicherheits-
Sachen gemachten Verfassung ohnedem nicht zu
gedulden seynd / das Zusammen - Heyrathen
simpliciter eingestellet werden solle. Ingleichen
approbieren wir hiermit Gnäd. und wollen: daß
die alte / und mit Leibs - Gebrechen behaftete
Leute / welche sich nicht nähren können / sondern
von Allmosen leben oder respektive in
Verpflegung stehen / wie auch diejenige, welche
selbst nicht arbeiten wollen / vom Heyrathen
abgehalten werden mögen . . .

Geben in Unserer Landesfürstl. Haubt-Stadt
Grätz / den 9. Decembris 1749."

Dr. E. Scheffelt:

Die Wirte Neuenbürgs wollen Geld

Nicht die jetzigen, denn sonst müßten sie's gleich aufs
Finanzamt tragen; sondern die vom Jahre 1500. Neuenburg
war damals trotz mehrerer Beschädigungen durch
den Rhein eine ansehnliche Stadt mit mehreren Gasthäusern
; der „Schlüssel" dürfte das älteste gewesen sein.

Nun kam im Jahre 1495 der junge König Maximilian
in unser Oberrheingebiet, nicht gerade zur Freude der
Bürger. Er hielt Hof zu Freiburg, und seine „welsche
Garde" wurde bei den Wirten Freiburgs, Breisachs und
Neuenbürgs untergebracht. In Freiburg wurden hundert
Berittene einquartiert, „welche die Stadt bei ihren Gastwirten
einstellen und diesen überlassen wolle, sich ihre
Bezahlung zu verschaffen". Mit der Bezahlung scheint es
schlecht geklappt zu haben.

Neuenbürgs Wirte erhalten von den königlichen
Räten den Bescheid, jeder Wirt solle sich mit Seide,
Tuch, Silber, Gold und auch mit den Pferden bezahlen
lassen. Auf Bitten der geschädigten Wirte wandte sich
der Stadtrat direkt an den König; im Jahre 1514 waren
aber noch fast 2500 Gulden nicht bezahlt.

Seide, Silber und Gold dürften die Berittenen von
früheren Feld- und Beutezügen wohl mitgeführt haben,
aber die Wirte kamen an diese Schätze nicht heran, denn
die welschen Gardisten waren schwer bewaffnet und
ließen keine Fremden an ihre Pferde und Packsättel
heran. Ob König Maximilian später, als Kaiser, die
Schulden doch noch beglichen hat, ist zweifelhaft. Wir
fürchten, daß die Wirte Neuenbürgs die Schuldsummen
haben „ins Chemi" schreiben müssen.

jözv ©MpturenjyFlus in 5er Dortjalle öeö $mbuugec Wünfters

Es besteht eine sehr reiche Literatur, die sich
mit dem Skulpturenzyklus in der Vorhalle des
Freiburger Münsters befaßt. Im ungemein rührigen
Verlag Rombach, Freiburg, erschien nun
unter obigem Titel ein Werk des Kunst- und
Kulturhistorikers Gustav Münzel.

In zahlreichen Veröffentlichungen in der Zeitschrift
für Geschichte des Oberrheins, der Zeitschrift
für Kunstgeschichte, dem Nachrichtenblatt
der öffentlichen Kultur- und Heimatpflege im
Reg.-Bez. Südbaden und der Zeitschrift „Schauinsland
" hat er die einzelnen Fragen geprüft, die
den Skulpturenzyklus betreffen.

Es ist ein begrüßenswerter Gedanke, diese
zerstreuten Aufsätze in neuer Bearbeitung zusammenzufassen
, die ganze Problematik auf gedrängtem
Räume zur Darstellung zu bringen. Es
zeigt sich dabei, in welch umfassendem Maße
Münzel die gesamte einschlägige Literatur beherrscht
. Er macht uns in der Art mit ihr bekannt
, daß er die Ansichten aller namhaften
Kunsthistoriker, die sich ebenfalls mit diesen
Fragen beschäftigen, kritisch betrachtend vor uns
hinstellt, um seine teils gegnerischen, teils zustimmenden
Schlüsse zu ziehen. Es würde sich
wohl lohnen, einmal die Untersuchungsergebnisse
von Sauer oder Jantzen mit denen von Münzel
in aller Ausführlichkeit zu vergleichen, wenn es
nicht über den Rahmen dieser Zeitschrift hinausginge
. Es ist auch für den Laien von Reiz, den
erschöpfenden Gedankengängen zu folgen, in
denen z. B. die Gestalten des Bösen und Volup-
tas, der Wollust, und ihr Gegensatz in den beiden
Jungfrauen Margareta und Katherina untersucht
werden. Es führt uns in die Methodik dieses
Denkens ein. Auch grundsätzliche Fragen, die an

die tiefsten Wurzeln der Kunst überhaupt heranreichen
, werden zur Klärung geführt. So hier die
Frage der mittelalterlichen Symbolik, die sich
zur Frage der Symbolik im allgemeinen weitet.
Vor allen Dingen ist es Kugler, mit dem sich
Münzel hier auseinandersetzt. Er erwärmt sich
in diesem geistigen Streit. Die Gründlichkeit und
Ausführlichkeit, mit denen in diesem Buche die
Fragen behandelt werden, lassen den Gedanken
aufkommen, daß nun eigentlich alles gesagt sei,
was über dieses Problem überhaupt zu sagen ist.

Die Ausstattung des Buches mit schwerem
Kunstdruckpapier auch auf den reinen Textseiten
— auf 348 Seiten kommen nur 35 bebilderte
Seiten — legt die Frage nahe, ob man nicht
besser nur die Bilder auf diesem teuren Material
gedruckt hätte, dafür aber in einem besonderen
losen Bildteil, der die Herausnahme der einzelnen
Blätter gestattet, um sie neben den Text
legen zu können. Das Buch als solches wäre auch
handlicher und leichter geworden. Was man sehr
vermißt, ist die Zusammenstellung der gesamten
einschlägigen Literatur; eine Zeittafel der Daten
des Münsterbaus, sowie ein fotografisches oder
schematisches Übersichtsbild, in welchem der
Standort der einzelnen Skulpturen ersichtlich ist.

Wir müssen auch bei diesem Werk Leistungswille
und Mut des Verlages bewundernd anerkennen
, auf das Geschäft aus billiger, aber einträglicher
Literatur zu verzichten, die den Namen
Literatur nicht verdient, sondern wertvolle aber
einsame Werke der Öffentlichkeit zu übergeben.

Konstantin Schäfer

.,Der Skulpturenzyklus in der Vorhalle des Freiburger
Münsters" von Gustav Münzel. Verlag Rombach, Freiburg
im Breisgau.

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