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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-12/0016
Luise Honold:

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(3. Fortsetzung.)

Die Vogtei Badenweiler zahlte 89 Pfund Rappen
, Britzingen 69 Pfund, das kurz zuvor abgebrannte
Laufen konnte die 55 Pfund nicht gleich
bezahlen. Müllheims Steuer betrug 50 Pfund,
Hügelheim zahlte 29 Pfund, Buggingen 37 und
Seefelden 16 Pfund. Die Vogtei St. Peter (das ist
Betberg) gab 8 Pfund Meiensteuer, ebensoviel
Gallensteuer (auf 16. Oktober), sowie ein Pfund
2 Schilling für 10 Fuder Holz und 3 Schilling
für „Ostereyger".

Dazu eine Aufstellung über die Besoldung der
Dienstleute und Angestellten in der Burg:

„Item daß ist daß dienstgellt, vnd der Ion daß
myn gn. herr vff dem schloß zu badenwiiler jer-
lich git.

Item man git eim burgvogtt 20 guldin, 23
plapphart für ein guldin.

Item man git dem keller (Verwalter) 8 guldin
vnd ein rock.

Item man git dem ynnemer 6 Pfund rappen
vnd 6 malter haber, vnd wen man hoff kleider
macht, so kleit man in ouch, vnd wen man nit
macht, so git man ym 2 gld. dafür.

Item man git der jungfrouwen ein Jor 4 guldin
vnd 4 par schuch.

Item man git die 4 nachtwechtren ein Jor
24 gld.

Item man git den zweyen torwechtren ein Jor
6 gld. alweg dry vnd 20 plapphart für ein guldin.

Item man git dem mattknecht ein jor 4 pfund
rappen, vnd wen man ein sennen hant, dem git
man ein jor 6 guldin.

Item man git dem narrn nit den esen vnd
trinken, wen so uil kleidly also sy bruchen.

Item vnder den nachtwechtren muß einer die
esel treiben vnd der ander bachen.

Thutt an einer sum 44 Pfund 8 Schilling
rappen."

Vermutlich wurde jährlich einmal der Schneider
auf die Burg genommen, um den ganzen
Hofstaat mit Kleidern zu versehen.

300 Stäblerpfennige waren im Jahre 1500 ein
Gulden. Das Geld war im Wert gesunken, was
scheinbar eine chronische Krankheit ist. Der
Blappart, eine kleine Silbermünze, war im Jahre
1404 etwa 9V3 Stäblerpfennige. Für 1 Blappart
konnte man wahrscheinlich 1 Pfund Rindfleisch
kaufen, kostete es doch zu Beginn des Dreißigjährigen
Krieges mit seiner Teuerung 7 Rappenpfennige
(welche im Jahre 1404 gleich 14 Stäblerpfennige
gewesen wären).

In dieser Zeit waren neben dem Ritter Hans
Michel von Neuenfels Franz von Roggenbach,
Ritter Henmann Truchseß von Rinvelden, Kaspar
von Bolsenheim und als letzter Hochberger Beamter
1491 Rudolf von Blumeck Burgvögte. In
seiner Amtszeit kam unsere Herrschaft und
Schloß an die Markgrafen von Baden.

Das Jahrhundert war nicht ohne allerlei kriegerische
Schrecken abgelaufen. Auch unserer

Heimat wird es damals wie später Opfer gekostet
haben. Nicht genug damit, gab es zu Ende des
Jahrhunderts zwei entsetzliche Überschwemmungen
durch den Rhein, welcher noch ungebändigt
in vielen Armen die Ebene durchfloß. Der Breisgau
und Schliengen erlitten Schaden, vor allem
aber das arme Neuenburg wurde „den merernteil
zerissen und hingefurt". 1500 trugen die Weinstöcke
an Fronleichnam statt Blüten Eiszapfen.

Die Gemeindeverwaltung

Im Anfang des 15. Jahrhunderts schloß man
verschiedene Ortschaften und verstreute Höfe zu
jeweiligen Vogteigemeinden zusammen. Zu unserem
Badenweiler mit seinen Bergwerken
Karlstollen und Vogelbach kamen Niederweiler,
Oberweiler, Lipburg mit Sehringen und dem
Bergwerk Haus Baden, Schweighof mit den
Höfen auf der Sirnitz und Zunzingen. Diese
Orte sind heute noch in der evangelischen Kirche
von Badenweiler eingepfarrt und bilden dadurch
immer noch eine Gemeinschaft. Über sie war ein
(Gemeindevogt) Vogt gesetzt. Er war, wenn auch
nicht „Mädchen für alles", so doch auf den verschiedensten
Gebieten tätig und wurde durch die
Stimmenmehrheit aller zu seinem Bereich Gehörenden
gewählt und vom Burgvogt und späteren
Oberamtmann bestätigt. Ihm oblag die
Orts- und Feldpolizei, er hatte alle Frevel zu
untersuchen, zu bestrafen; die anfallenden Straf-
beträge kamen in die Vogteikasse. Alle amtlichen
Verfügungen gingen durch seine Hände, er
mußte Bericht erstatten. Er war Gerichts- und
Pfandschreiber; alle Schriften, Meßprotokolle
und anderes mehr war in seiner Obhut. Für die
ganze Vogtei besorgte er die Güterversteigerungen
, Teilungsangelegenheiten und was sonst an
Geschäften anfiel. Diese vielerlei Arbeiten und
Ämter, welche ohne Schreibmaschine, Telefon
und Auto ausgeführt werden mußten, für welche
er als alleiniger Vorgesetzter verantwortlich war,
brachten ihm neben kleinen Tagesgebühren
einen Jahresgehalt von 20 Gulden ein! Auch war
er fronfrei. Ihm zur Seite stand der Vogteirech-
ner, Vogteischaffner oder Heimburger geheißen.

Unter der Leitung des Vogts wurde alle
Woche „gemeines Wuchengericht" gehalten. Hierzu
kamen die Stabhalter eines jeden Ortes mit
den Geschworenen oder Richtern aus den verschiedenen
Orten. Sie bildeten das Vogteigericht.
Hier konnten alle Bürger ihre Klagen vorbringen
, auch gab es Fürsprecher in jedem Ort; dazu
den gemeinen Schaffner oder Gemeindeheim-
burger (Rechner).

Markgraf Philipp von Hochberg starb 1503 in
Neuenburg (Schweiz). Sein Herz wurde in einem
Bleikästchen nach Rötteln gebracht und dort
bestattet. Er hinterließ eine Tochter: Johanna
Longeville.

Durch einen von Kaiser Max bestätigten
Erb vertrag fielen nach Philipps Tod 1503 die
Herrschaften Badenweiler, Rötteln und Sausenburg
an Markgraf Christoph von Baden.

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