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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-03/0018
Marmor überdauernden Denkmal der Liebe in seinem
Heimathort sich zu betheiligen, erläßt, im Namen
und Auftrag dieser Gesellschaft, die unterzeichnete
Comission gegenwärtige Einladung zur Gründung
einer Hebel-Stiftung mittelst Geldbeträgen.

Über den Umfang und die Einrichtung einer solchen
Stiftung kann zwar vor dem Ergebniß der
Einzeichnungen kein Projekt vorgelegt werden. Doch
beabsichtigt man, die gekaufte Wohnung für eine
Kinder - Bewahr- oder Versorgungsanstalt zu verwenden
, und bei zureichenden Mitteln die Gründung
eines Lehrgelder-Fonds, sowie eines Fonds zu Aussteuer
-Prämien für Mädchen, beides unter der Bedingung
sittlichen Lebenswandels, anzustreben...

Neben diesem Plan bestand noch ein anderer, zu
dem im gleichen Aufruf ebenfalls aufgefordert
wurde:

Um aber auch das Andenken des Dichters selbst in
weiteren Kreisen zu verewigen, beabsichtigen wir,
ein Album zu sammeln, und bitten sämtliche
Dichter, Maler, Komponisten und Literaten Deutschlands
, als Verehrer Hebels, uns Gaben ihres Geistes
von eigener Hand zu senden, um mit diesem Kranze
unverwelklicher Blüthen die Stiftung nicht allein,
sondern auch die Geisteswerke des Dichters zu
schmücken...

Die Subskriptionslisten beabsichtigen wir, gleich
dem Album, gebunden in Hebels Heimathhaus zum
ehrenden Andenken der Geber aufbewahren zu
lassen...

Die Subskriptionslisten wurden bei Carl Rudolf
Gutsch in Lörrach, der damals größten Druckerei
im Oberland, aufgelegt; auch die Geldspenden
wurden dort entgegengenommen. In der zugehörigen
Buchhandlung in Lörrach und Waldshut
hatte die Firma in diesen Tagen auch verschiedene
Ausgaben von Hebels Werken bereitgestellt,
die gerade auf dem Markt waren oder zum
Hebeljubiläum herausgegeben wurden. Gutsch
annoncierte mehrfach folgende Titel:

Hebels, Joh. Pet, Werke. Mit Hebels Bildniß, Vaterhaus
in Hausen, Denkmal im Schloß garten zu Karlsruhe
, einem Facsimile seiner Handschrift und vier
Musikbeilagen. 3 Bände brosch. 2 fl. 12 kr. 3 Bände
in einem Band elegant geb. 3 fl.

Hebel, Joh. P. Allemannische Gedichte. Für Freunde
ländlicher Natur und Sitten. 10. Aufl. Brosch. 30 kr.

Hebel, Joh. P. Allemannische Gedichte. 30 Umrisse:
Der Karfunkel. Das Hexlein... (etc.). Von Julius
Nisle. Mit einer Einleitung und Lebensbeschreibung
. 4te, mit beigedrucktem Text vermehrte Ausgabe
. Äußerst eleg. geb. m. Goldschn. 3 fl. 36 kr.

Hebel, Joh. P. 10 Bilder zu den allem. Gedichten. 30 kr.

Aber nicht nur Hebel - Ausgaben waren damals,
in der Gutsch'schen Buchhandlung vorrätig, sondern
auch Hebel - Bildnisse. Eine Annonce in
Nr. 49 des „Amtl. Verkündigungs-Blattes" (vom
25. April 1860) preist an:

Reliefs von Hebel, Schiller und Göthe. Kopf
zwei Zoll in der Höhe, galvanoplastisch, mit Silberkranz
unter ovalem Glase und schwarzem Rahmen
(Medaillonform). Die Ausführung ist eine so vorzügliche
, daß solche in jeder Beziehung allen Anforderungen
entsprechen wird; rein plastisch, edel
und wahr ist der Ausdruck derselben. Preis pro
Stück 5 fl. — Auch zu beziehen durch Herrn Ratschreiber
Weiß in Müllheim, Herrn Buchbinder
Göbel in Kandern, Herrn Buchbinder Specht und
Geiler in Schopfheim.

Hoffen wir, daß einige dieser Bildnisse oder Ausgaben
Hebels noch heute da und dort in Mark-
gräfler Häusern zu finden sind und in Ehren
gehalten werden.

Mit solcherlei Vorbereitungen war der Jubiläumstag
, der 10. Mai, immer näher gerückt.
Auf den 29. April waren sämtliche Oberländer

Gesangvereine, die sich am Hausener Zentralfest
beteiligen wollten, zu einer gemeinsamen
Hauptprobe in den „Ochsen" nach Steinen geladen
(Amtl. Verk.-Bl. Nr. 49 v. 25. 4. 1860); die

Einladung war unterzeichnet mit Kandern.....

Bär, Direktor. Und bereits am 2. Mai erschien
in Nr. 52 des „Amtl. Verkündigungsblattes" ein
Festprogramm. Nicht das zwar für die Hausener
Feier, sondern das der für den 6. Mai in Müllheim
geplanten. Doch von den Feiern selbst soll
ein andermal die Rede sein. B. Gmeiner

Hermann Strübe* Burte +

Im Alter von 81 Jahren ist der Dichter und
Maler Dr. h. c. Hermann Strübe-Burte am
21. März 1960 in einem Lörracher Krankenhaus
gestorben. Die Nachricht, die uns erreichte, als
dieses Heft bereits im Druck war, hat uns, obwohl
erwartet, tief getroffen. Der Dichter der
„Madlee" ist abberufen! Der größte alemannische
Sprachschöpfer seit Johann Peter Hebel, der
Dichter, der mit jeder Faser tief im alemannischen
Erdreich, im alemannischen Wesen wurzelte
wie ein mächtiger Baum und der mit jedem
Zweig seinens baumhaften Wesens in das Über-
Regionale, in das Allgemein - Gültige reichte, ist
in eine Ewigkeit abberufen worden, mit der er
zeitlebens gerungen hat, deren Abglanz er im
Zeitlichen je und je besungen hat, deren Abgründe
er je und je erfuhr. In diesem Augenblick
, da für Hermann Burte das letzte Heimweh
bezwungen ist, erinnern wir uns an den
jungen Hermann Strübe, der als Maler auszog
und als Dichter und Maler heimgekehrt ist. Wir
erinnern uns, wie er manchmal von jenen Tagen
in Paris erzählte, als er im Jardin Luxembourg
saß, als ihn das Heimweh nach dem Land zwischen
Wiese und Rhein packte, jäh und heftig.
Wie Hebel hat ihm das Heimweh den ersten
alemannischen Vers eingegeben. Hermann Burtes
Werk führt indessen über Hebel hinaus. Wir
denken dabei nicht einmal so sehr an seinen
„Wiltfeber", auch nicht so sehr an seine Sonette
oder Dramen. Sondern vorab und vielleicht sogar
ausschließlich an das sprachschöpferische
innerhalb der Alemannischen Dichtung von Hermann
Burte, an die bedeutende Ausweitung der
alemannischen Ausdrucksmöglichkeit. Das Gesamtwerk
Burtes zu werten, ist hier nicht Raum.
(Wir werden in der „Markgrafschaft" noch eine
ausführliche literarische Würdigung des Dichters
bringen.) Auch sind wir noch in viel zu zeitlicher
Nähe zum Werk und zum Menschen Burte, um
seine letztliche Bedeutung auszumessen. Über
eines darf man heute schon sicher sein: Burtes
Sprachwerk wird, je mehr es dem Eifer und
Eiferern entrückt wird, das Gültige und Bleibende
um so eindrucksvoller offenbaren. Wenn
Hölderlins Wort von der bleibenden Stiftung
der Dichter wahr ist, dann ist die Stiftung der
„Madlee" die größte Stiftung eines Dichters im
alemannischen Land. Was hier unter den Zeichen
Gottes, unter den Gewittern und Blitzen des
Schicksals als Erbe geschenkt worden ist, darf
nicht verwaisen. l. b.

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