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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-10/0015
Hermann Schäfer:

©eigen am ©telneh unb Umgebung

In seinem tiefgründigen Beitrag „Das Wiesental
zur Zeit J. P. Hebels" läßt K. Seith den Dichter
einen Besuch in der Pfarrkirche im ehemaligen
Kloster Weitenau abstatten, wo Pfarrer Obermüller
, sein früherer Lehrer in der Schopfhedmer
I^teinschule, amtierte. Hier hörte Hebel die
Sage von der stolzen Häfnetjungfer, die im Häf-
netbrunnen am Häfnet wohnt. Die einfache Volkssage
ist später in des Dichters „Alemannischen
Gedichten" in dem Gedicht „Die Häfnet-Jungfrau
" wieder erstanden.

Die „Blätter aus der Markgrafschaf t" brachten
1917 von Steinen die beiden Sagen „Der Kromer-
schütz" und „Der Gangelaris", über den Othmar
Meisinger 1907 geschrieben hatte „ein Dorfgespenst
in Hüsingen und Steinen", genauer gesagt
: ein Neckgeist, ähnlich dem Poppele vom
Hohenkrähen.

Der Hüsinger Heimatdichter Ernst Friedrich
Sturm (23.3.1829 — 11.1.1876) hat sich in poetischer
Form auch mit Ortssagen befaßt, mit dem
„Gangelari" und dem „Wilden Heer am Siebenbannstein
". Seinem Gedicht „Gangelari", das hier
folgen soll, hat er in einer Anmerkung u. a. beigefügt
: „Der Popanz Gangelari treibt allerdings
sein Wesen nicht im „Hollengäßchen", sondern
(wenn ich mich recht erinnere) im „Höhlengäß-
chen" (= Höhligäßli in Hüsingen). Ich habe nun
freilich dem Gangelari einige Streiche beigemessen
, die einem Schopfheimer Gespenst, dem
„Chäppelibock", zugeschrieben werden". Erfreulich
wäre es, wenn die Schopfheimer ihren Anteil
noch herausfinden könnten.

Gangelari

Geh ja durchs Hollengäßchen nicht,

Da sitzt der Schelm, der Bösewicht;

Er plagt die Menschen, plagt das Vieh,

Drum wie den leid'gen Satan flieh

Den Kobold Gangelari.

Der Struabhans keucht vom Rütli her,

Wirft ab den Sack, von Nüssen schwer;

Ein Mäuslein kommt und nagt am Sack,

Fort sind die Nüss', o Schabernack!

Die Maus war Gangelari.

Im Wagen schnarcht der Göttifritz,

Von Brombach bringt er einen Spitz.

„Hüst!" ruft im Busch der Galgenstrick,

Die öchslein brechen das Genick:

Ein Streich vom Gangelari.

Auf einem Holzblock sitzen traut

Der Weberjörg und seine Braut;

Auf einmal rollt der Klotz davon,

Sie mit, den Rain hinab; voll Hohn

Lacht laut der Gangelari.

„Die Sonntagshosen setz' ich dran,

Daß ich den Höllenracker bann'",

Hansuli schwört's und geht in Ruh'

Bei Nacht dem Hollengäßlein zu

Trotz Tod und Gangelari.

Er setzt sich unter einen Baum,

Da liegt er bald im schönsten Traum;

Doch wie am Morgen er erwacht,

Fort sind die Hosen: Alles lacht,

Am meisten Gangelari.

Das Ding ging mir im Kopf herum:
„Hier stehn die Sachen schief und krumm;
Am besten ist's, ich mach' mich draus,
Fort aus dem Spuk und Geistergraus,
Weit weg vom Gangelari".

Doch ach, wie weit ich immer floh,
Mir folgt' der heim'sche Schadenfroh;
Und hab' ich, wie gewöhnlich, Pech,
Ich hör' sein Spötteln, hör', wie frech
Mich auslacht Gangelari.

*

Zur Zeit, als die Edelherren von Rötteln noch
ihre stolze Burg bewohnten, verirrte sich einmal
ein junger Ritter auf der Jagd während eines
Gewitters im Hägelberger Wald. Am andern
Morgen fand ihn ein Hägelberger Wellenmacher
durchnäßt, durchfroren und ganz ermattet. Der
Bauersmann führte den Verirrten nach Hause,
gab ihm von seinen Kleidern, und während die
nassen Ritterkleider an der Kunst trockneten,
bereitete ihm die Bäuerin ein warmes Nachtessen
. Die Leute behielten den hohen Gast auch'
über Nacht und wiesen ihm ihr bestes Lager.
Am andern Morgen zeigte ihm der Bauer den
Weg zurück auf die Burg... Beim Abschied gab
der edle Herr dem gütigen armen Bäuerlein
seinen Degen zum Andenken. Der Gemeinde
Hägelberg aber wurde zur Anerkennung für die
Lebensrettung und die gute Pflege der Wald bis
auf die Scheideck als Eigentum überschrieben.

Eine andere Fassung hat seiner Zeit Lehrer
Wagner ermittelt. Er erfuhr von dem ältesten
Einwohner des Dorfes: Der Herr von Rötteln sei
auf der Jagd von Wilderern angegriffen und nur
durch den Mut und die Tapferkeit eines Hägelberger
Bürgers aus der Gefahr errettet worden.
Aus Dankbarkeit hätte dann der Burgherr den
Hägelberger Bürgern den Wald geschenkt und
als Urkunde einen Ritterdegen.

An jene Begebenheit erinnere auch der Degen
im Hägelberger Gemeindesiegel *).

*

Ein alter Mann war in stockfinsterer Nacht
unterwegs von Steinen nach Hägelberg. Plötzlich
sah er eine feurige Kugel, die auf ihn zukam.
Sie näherte sich ihm immer mehr. Als er vor
Angst betete, verschwand sie.

*

' Ein Fuhrmann von Hägelberg wollte morgens
früh um drei Uhr mit einem Wagen voll Holz
nach Basel fahren. Aber die Pferde standen wie
gebannt im Hof. Vergebens rief er: „Hü, Gottsname
! Hü, Gottsname!" Als er endlich zu toben
anfing, sprang eine schwarze Katze unter dem
Wagen hervor. Darauf galoppierten die Pferde
mit dem Wagen den Berg hinunter, daß der
Fuhrmann das Gefährt erst wieder am „Hölzle"
beim Stockert einholte.

*

In einem Hause in Hägelberg war um Mitternacht
regelmäßig ein unheimliches Gerassel zu
vernehmen, und morgens waren im Stall die
Mähnen der Pferde zu Zöpfen geflochten. Erst
als der Scharfrichter von Rheinfelden unter der
Türschwelle des Hauses ein Fläschchen vergrub,
hörte das Gepolter auf*).

*

Einmal soll der wilde Jäger am Tage unsichtbar
durch den Wald bei Hägelberg gezogen sein.

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