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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-10/0016
Dabei begegnete er einem Bauern und rief ihn
an, er solle ausweichen. Wie er nicht gleich
gehorchte, warf er ihn vom Wagen herunter3).

*

Auch im Stockert, gegen Hägelberg zu, wurde
der Ruf des ewigen Jägers gehört: „Hündele
utätä, Hündele utätä!"

Aber auch in Steinen selbst ist die Kunde
vom wilden Jäger überliefert. Drei Männer waren
in einer mondhellen Nacht unterwegs von
Lörrach nach Steinen. Als sie beim Hauinger
Sträßli an die Stelle kamen, wo der Weg zum
Stockert einbiegt, wurde einer von ihnen unruhig
. Er wollte nicht mehr weitergehen und
rief immer: „Jagt doch den Hund weg!" Obgleich
seine Gefährten nichts wahrnahmen, sah er ihn
und hörte bis zum Ortsanfang von Steinen immer
die Rufe: „Hü, Hü!" Die Begleiter traten mit
ihm in seine Stube, in der noch ein Fensterflügel
offen stand. Plötzlich fiel ein Knochen herein
mit den Worten:

„Hesch mer ghulfe jage,
So hilf mer jetz au chnage!" 4).
*

Einst kam ein Bauer von Ottwangen auf dem
Heimweg vom Lörracher Markt mittags zum
Siebenbannstein, wo er sich müde im Gras niederlegte
. Nach einiger Zeit hörte er von Ferne
Gebell und Hussarufe. Als sich der Lärm

näherte, versteckte er sich hinter einer alten
Eiche. Plötzlich schoß ein mächtiger Keiler an
ihm vorbei. Ihm folgte ein Jagdzug, geführt von
einem Jäger auf schwarzem Rosse. Von Jagdlust
gepackt, schloß sich der Bauer der wilden Schar
an. Doch als ihn ein finsterer Blick des Jägers
traf, schlich er sich ängstlich zur Seite und
machte sich auf den Heimweg. Von einem grellen
Schein geblendet, wachte er um Mitternacht
auf. Vor dem Fenster stand der wilde Jäger und
warf ein noch blutiges Knochenbündel in die
Kammer mit den Worten:

„Du hast uns helfen jagen,

So hilf uns nun auch nagen!"

Wie gelähmt lag der Bauer in seinem Bette,
siechte dahin und war am dritten Tage tot5).

Fußnoten zu „Sagen aus Steinen und Umgebung"

1 Mitgeteilt von A Drexlin, Oberlehrer in Hollstein

2 Mitgeteilt von Frau M Bußmann Wwe in Steinen (28 2 1938)

3 Quelle Mones Anzeiger = Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters
, 3 Jahrg , München 1835 und Waibel u Flamm 1899

4 Mitgeteilt von Frau Rubin Wwe in Steinen (1938).

5 Die Sage ist bearbeitet nach dem Gedicht von Ernst Friedr Sturm „Das
wilde Heer am Siebenbannstein" aus „Ernst Friedrich Sturms nachgelassene
Gedichte und Übersetzungen in Auswahl", Waldshut 1878. —
Sturm, dem im Jahre 1874 die Stelle eines Professors der französischen
Sprache am Gymnasium zu Freiburg i Br ubertragen wurde, hat sich
auch eingehend mit den Sagen seiner Heimat beschäftigt.

Der Siebenbannstein ist ein Grenzstein, an dem einst sieben Gemarkungen
zusammenstießen, die Banne von Lörrach, Stetten, Inzlingen,
Hagenbach, Ottwangen, Adelhausen und Degerfelden. „Noch zu Leutrums
und Wallbrunns Zeiten war der Standort des Siebenbannsteins
umstrittenes Gebiet". Heute ist Stetten nach Lörrach eingemeindet,
Ottwangen gehört zur Gemarkung Adelhausen, Hagenbach zur Gemarkung
Degerfelden

Richard Nutzinger:

Lfybel unb biz Höürttembergee

Es ist die eigenartige Feststellung zu machen,
daß es zwischen unserem J. P. Hebel und den
Württembergern von allem Anfang an zu kleinen
Spannungen und wieder zu sehr glücklichen
Beziehungen gekommen ist. Dieses Für und
Wider hat bis zum heutigen Tage angedauert.
Als Hebel seiner Zeit Hauptschriftleiter seines
„Rheinländischen Hausfreunds" war und um die
Verbreitung seines Kalenders besorgt sein mußte,
schlich sich ein württembergischer Kalender, der
„Reutlinger", über die Grenzen seines Landes in
unser Gebiet ein und machte ihm offenbar fühlbare
Konkurrenz. Denn Hebel trat ziemlich scharf
gegen diesen Emdringling auf und sagte, er solle
sich nicht wieder auf badischem Boden blicken
lassen, sonst lasse er ihm einen Zollstempel aufdrücken
. Anscheinend verzog sich der „Reutlinger
" auf diese Drohung hin wieder.

Andererseits mußte Hebel doch sehr froh um
die Unterstützung sein, die er im Schwabenlande
fand. Nicht nur, daß sein Adjunkt Kölle, der
Legationssekretär aus Stuttgart, sein treuer Mitarbeiter
bei der Fertigstellung des Hausfreunds
war, diesem hatte er auch die Herausgabe des
„Schatzkästleins" zu verdanken. Als Kölle nämlich
einmal in Karlsruhe den Besuch eines alten
Studienfreundes bekam, schenkte er diesem
einige Jahrgänge des Hausfreunds. Der habe
freilich die unansehnlichen Kalenderexemplare
mißbilligend angeschaut, nicht ahnend, daß hinter
dem unscheinbaren Einband Juwelen der

Erzählkunst zum Vorschein kämen. Auf seiner
Reise nach Stuttgart aber entdeckte der Freund
diese Kostbarkeiten und regte den Verleger Cotta
an, jene Sammlung, die uns eben unter dem
Namen „Schatzkästlein" bekannt ist, herauszugeben
. Im Einverständnis mit Hebel kam es dann
auch zur Zusammenstellung und Herausgabe
dieses Schatzkästleins, das uns diese Perlen aufbewahrt
hat. Ohne ihr Erscheinen wären sie
wahrscheinlich mit den jeweiligen Kalenderjahrgängen
untergegangen. Hebel wiegte sich mit
seinem Freund Kölle in den schönsten Träumen
einer Reise nach Paris, die sie aus dem Honorar
für das „Schatzkästlein" unternehmen wollten.
Aber es ist aus diesem Plan wie aus so vielen
anderen schließlich doch nichts geworden.

So ist also württembergischer Boden die Geburtsstätte
des „Schatzkästleins", wie es auch
schon württembergisches Gelände war, wo wahrscheinlich
die Wiege zu den alemannischen Gedichten
stand. Vermutlich hat Hebel im Sommer
1799 auf dem Dobel bei Herrenalb sein erstes
Gedicht: „Der Statthalter von Schopfheim" niedergeschrieben
.

Diese Beziehungen spinnen sich nun so weiter
bis in unsere Zeit. Als im Jahre 1953 Bundespräsident
Heuss in Lörrach seine Rede auf Hebel
hielt, schloß er mit der Bemerkung, daß er diese
alemannische Mundart, die sein Enkelkind schon
ausgezeichnet beherrsche, wohl nie lernen werde,
denn er sei nur ein Württemberger. Er hat Recht

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