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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-11/0004
Konstantin Schäfer:

Dom ^ayfer^oll

Die Zollstadt Neuenburg muß im Buch der
Regierung nicht gerade auf der Seite des Gewinns
verzeichnet gewesen sein. Denn die v.ö.-
Kammerschreiberei reichte am 24. März 1696
folgenden Bericht an die v.ö.-Regierung ein:

„Ewer Gnaden haben uns per decretum vom
23ten diß anbefohlen zueberichten, waß es mit
der Zollstatt Newenburg für ein beschaffenheit
habe, wer derselben virstehe, waß davon seye
gelüffert worden; hierauf sollen Ewer gnaden
underthenig nit verhalten, daß wür albereits den
30ten Marty nechst verwichen Jahrs gehorsamblich
hinderbracht, daß der Lienhardt Senfflin
Burger alda Anno 1688 diße Zollstatt admodia-
tions weiß jährlich per 32 Gulden gehabt, welcher
vorgeben, nit wohl 7 Monath in besagtem Jahr
solche Zollstatt genoßen zuehaben, dahero anstatt
32 allein 27 Gulden undt nit mehr bezahlen
wollen, undt daß wür seithero, wie es mit diser
Zollstatt beschaffen, nicht wüßten und glauben,
daß bey gegenwertigen Zeiten und Coniunctury
wenig darvon zuerhalten seye."

Wenn man die Verhältnisse bedenkt, unter
denen die Stadt lebte, wie soll es einem da wundernehmen
, daß hier nicht viel zu holen war?
1685 erst v/ar die Stadt im Holländischen Krieg
zerstört worden. Was da wieder aufgebaut worden
war, konnte keinen Anspruch mehr darauf
erheben, einer Stadt ähnlich zu sehen. Die Einwohnerzahl
war zusammengeschmolzen. Die Beschwerden
, von denen in den Bittschriften aus
dem Dreißigjährigen Krieg die Rede ist, haben
sich verstärkt. Wer respektierte noch die Rechte
der Stadt! Orte, die vordem der Stadt Neuenburg
gegenüber unbedeutende Dörfer waren, hatten
begonnen, Privilegien und Rechte der Stadt zu
mißachten. Das alleinige Überfahrtsrecht über
den Rhein, das Salzmonopol, das Privileg auf
Jahrmärkte, alles war dahin. Niemand trat für
die Stadt ein. Nun wirkte es sich verhängnisvoll
aus, daß Neuenburg nicht zum Markgräfler Gebiet
gehörte oder — von ihr aus betrachtet —
das Hinterland der Stadt nicht v.ö. war.

Die Antwort der Regierung erfolgte sehr
schnell und recht kurz.

„Wür haben aus Eweren schon den 13. Juny
an uns erlassenen bericht des mereren ersehen,
waß Es so wohl mit der alldortigen Zollstatt, alß
Zollner für eine beschaffenheit habe, alldiewei-
len mann aber auß disem Ewerm Bericht nicht
khommen khan, sondern zue manuterierung der
disfals leidendten hochen herrschaftlichen Zols
Legalien ein andres verordtnen mueß, alß wirdt
Eüch hiemit anbefohlen, einen anderen hierzue
tauglichen Burger vorzuschlagen, umb so dan
daß fernere verordtnen zue khönnen. Waltshueth
den 27. Mertzen 1696."

Die Stadt läßt sich Zeit. Erst am 20. Mai meldet
sie das Ergebnis ihres Bemühens, einen Nachfolger
für den Posten eines Kaiser-Zollers zu
finden.

„Auf Ihro Gnaden den 27ten versehenen
monath Marty ahn unß, wegen allhiesigem Kay-

sers Zoll Ergangenem befälch, haben wür ohn-
aufschueblich die Burgerschaft allhier zuesamen
beruefen, undt ihnen vorgehalten, welcher Lust
unndt Lieb hätte, den allhiesigen Kayßers Zoll
ahnzuenehmen, sich bey Herrn Burgermaister
ahnzuegeben. Es hat sich aber keiner darzue ver-
stehn wolln, bis vor Etlich tagen Einer mit
nähme Fridrich Schiry Burger allhier deßwegen
sich ahngemeldet, unndt nach gestalt man mit
ihme überkhomen, würdt denselben ahnzunehmen
unndt getrewlich zueversehen sich offeriert,
wan nun derselbig ahnnehmlich, Erwarten wür
von Einer hochlöbl. Regierung undt Cammer befälch
, was weiter hierinn zuethun."

Die Obrigkeit war mit diesem Schreiben nicht
ganz zufrieden, denn es fehlte der Hinweis, „ob
nemblich derselbe darzue Capabell undt die
Erforderliche Caution postieren khöne". Das
nächste Aktenstück trägt die Jahreszahl 1742. Es
bleibt uns also nur zu hoffen, Schüry möge
„Capabell" gewesen sein und die Kaution aufgebracht
haben.

Auch dieses neue Jahrhundert beginnt triste.

„Eüer Excellenz und gnaden Sollen wür ge-
horsambst anzeigen, wie daß Carolus Mehr, deß
Raths allhier, den 26ten hu jus Vormittag gantz
Christlich daßi Zeithliche gesegnet."

Diese Meldung erfolgte noch am Todestag
selbst. Ob die große Ergriffenheit dieses Mitteilungsbedürfnis
hervorrief, ist zu bezweifeln. Im
gleichen Satz noch wird der Nachfolger präsentiert
. Es war wohl mehr die begründete Sorge,
ein anderer Bewerber könne zuvorkommen.

„ ... wan nun andurch der Königl. Zolldienst
anhier zue gleich vacierend worden und vieleicht
von Euer Excellenz und gnaden Solche Vacarur
durch Ein taugliches Subjectum widerumb Ersetzt
werden dürfte, alß Haben an Euer Excellenz und
gnaden wür gegenwärthig undterthänigsten
Supplicanten Johannes Mehr, deß verstorbenen
Carl Mehr Hindterlassenen verehlichten Sohn,
alß Einmahl daß hier zue Tauglichste Subjectum
allhier mit Inständiger Bitt dahin undterthänigst
Recommendieren wollen, und zwar umb so mehrer
, alß Er so wohl tag alß nachts zue land und
zue wasser Solchen Dienst zue aller Höchsten
Intereße mit ohngesäumbten fleiß undt Tauglich-
keith, auch anständiger Bescheidenheith durch-
auß obligen wirdt und kan, wie nicht minder Er
auch die Etwan Erforderliche Caution zue Prästieren
Sich im standt befindet. Für welch ver-
hoffente gnädige willfahrung nicht nur alein Er,
sondern wür gesambte ohne dem schuldigst Verpflichtete
Zeith Lebens unß danckbahrist Erzeigen
werden, die wür mit Submißistem Respect
beharren

Eüer Excellenz und gnaden
unßerer gnädig Hochgebiethenten Herren Herren

Neuenburg den 26ten decembry 1742

Gehorsamb undterthänigste
Burgermeister und Rath allda."


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