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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1965-01/0009
gehalten, der Herbstkäs besorgt und die Basler
Verwandten zum Helfen bestellt. Der Herbstbeginn
wurde am Morgen eingeläutet. Fing es
tagsüber zu regnen an und wurde Feierabend
geboten, läutete der Mesner aus dem Berg.

Doch vor der Zins- und Zehntablösung war
eine schärfere Ordnung geboten. Klagen gingen
von allen Orten ein. Und selbst die unbefangenen
und gerissensten Zehnt- und Trottknechte,
welche der St. bläsische Abt vom Wald herunter
zur Aufsicht holte, konnten die verschiedenen
Umwege von den Reben, an der Zehntboggde
vorbei, zur eigenen Trotte nicht genügend sichern
und kontrollieren. Man wählte Herbstgeschirr,
das nicht oder ungenügend geeicht war, vermischte
das Rote mit dem Weißen — der rote
Burgunder war noch bis vor 200 Jahren vorherrschend
—, trug alles heim, weshalb die Herbstknechte
große Mühe mit dem Einsammeln vo$
Haus zu Haus, vor allem aber keine Kontrolle
mehr über den tatsächlichen Ertrag der Zehntstücke
hatten. Während die bessere Lese in die
eigene Boggde gehe, sammle man das 10. Biggi
mit Vorliebe unter den schattigen Bäumen. Die
Bäume müßten in den Reben endlich entfernt
werden. Oft würden unten in das Büggi die
schlechten Trauben gefüllt und oben idarauf
einige schöne gelegt. Die ersten neun Büggi werden
gesackt und gestoßen, beim zehnten würde
das vergessen. (Schluß folgt.)

Prof. Dr. Walter Carle, Stuttgart:

jb\z &aUntnvtc\\xdiz in ©Ulzburg

Es ist der Bevölkerung von Sulzburg noch
heute sehr wohl bekannt, daß am Rande der
Stadt einst nach Salzquellen gesucht worden ist.
Schon der Name des alten Bergstädtchens scheint
auf das Hervorquellen eines salzhaltigen Wassers
hinzudeuten. Die Einzelheiten sind freilich nicht
mehr bekannt. Sie sind aber aus den zahlreichen
Aktenbündeln im Badischen Generallandesarchiv
Karlsruhe zu erschließen.

Nordwestlich der Stadt liegt zwischen der
Bahnlinie und dem Westhang des Neuberges ein
terrassenartig über den Talboden des Sulzbachtales
herausgehobenes Wiesengelände. Dieses
Gewann heißt seit unvordenklichen Zeiten „Salzmatte
" oder „Sulzmatten". Schon in alter Zeit
fiel den Bauern auf, daß aufgetriebenes Vieh mit
großer Begierde aus den hier austretenden Quellen
trank; auch soll sich Wild mit Vorliebe in
den Tümpeln gesuhlt haben. Die mündliche Überlieferung
berichtete, daß in dieser Gegend zur
Zeit des Mittelalters eine Salzpfanne gearbeitet
habe. In einem Bericht aus dem Jahre 1728 wird
sogar eine exakte Jahreszahl genannt; um 1170
habe man Salz gewonnen, doch sei das Werk
„vor Alterthum" eingegangen.

Die erste sichere Nachricht stammt aus dem
Jahre 1712. Am 11. Mai berichtete Johann Georg
Dneyspring, Schultheiß zu Sulzfourg, daß der
Bergwerksadmodiator JohannTheobaldt Sahler
aus Wehr eingetroffen sei, um mit zwölf armen
Handfrönern den angeblichen ehemaligen Salzbrunnen
wieder aufzugraben.

Sahler berichtete am 1. August 1712, daß er
in den Waldungen von Ballrechten, Döttingen,
Lauffen, Seefelden und Sulzburg nach höffigen
Stellen gesucht, jedoch keine Salzsteine gefunden
habe. Nur bei Sulzburg und im Bugginger Wald
bestehe einige Hoffnung, denn dort habe er
Sümpfe gefunden, deren Wässer „etwas Alaunische
Anzeig" hätten; ob freilich unter den Sümpfen
„guette undt genungsamb Sufficiente Saltz-
stein" seien, könne man nicht im voraus sagen,
man müsse eben graben. Wenn die Markgräfliche
Baden-Durlachische Durchlaucht ihn dazu
gebrauchen wolle, so wolle er es gerne tun.

Carl Wilhelm Markgraf zu Baden - Durlach
beauftragte den Bergkundigen Sahler umgehend.
Dessen Grabung auf der Sulzmatte wurdp anfangs
Oktober des gleichen Jahres mit mageren
Ergebnissen abgeschlossen. Beim Schachten hatte
man wildes Wasser angefahren und durch zwei
je 40 m lange steinerne Dohlen abgeleitet. In
der Grube fand man einen aus zwanzig eiöhenen
Hölzern bestehenden Rost, daneben ein mit
eingerammten Rundpfählen eingefaßtes rundes
Brunnengesenke. 15 kleine Wasseraustritte in
dieser Grube schmeckten „alaunisch", der felsige
Grund wurde „salpetrisch" befunden. Man
tröstete sich damit, daß man anstelle einer Salzquelle
immerhin ein altes Werk gefunden habe;
man solle die Sache mit geringeren Mitteln
„weiter poussieren". Doch scheint Sahler nach
Empfang seiner Zehrkosten aus der fürstlichen
Rentkammer bald weitergezogen zu sein.

Erst am 17. August 1717 visitierte der Bergmeister
Johann Gottfried. Wolff die auf der
Wiese des Sulzburger Bürgers Melchior Koch
angestellte Grabung des Sahler; Koch hatte sich
wegen der immer noch offenen Grube auf seinem
Eigentum beschwert. Mit dem Bergbohrer
wurden die sumpfigen Stellen abgelotet; an bestimmten
Stellen vermochte man etwa 3 m tief
einzudringen und vermutete hier die Einfassungen
der Salzquellen. Durch den Geschmack und
durch Abwiegen vermochte man aber kein Salzwasser
festzustellen. Wolff vermutete, daß die
Salzquelle in größerer Tiefe durch Morast verdeckt
liege; er glaubte also fest an ihre Existenz.
Daher wurden auch die Gräben nicht wieder
eingeebnet, da man mit der „Suchung des Saltz-
brunnens continuiren" wollte.

Der Landschreiber Bürklin teilte dem Markgrafen
am 7. Januar 1718 mit, daß man die
Solesuche durch den Salzkunstmeister Joachim
Klemm und seinen Sohn betreiben lassen wolle;
Klemm sollte aus Neuhaus in Sachsen, nach einer
anderen Meldung aus Hildburghausen in Thüringen
stammen. Beide Klemm kamen am 12.
Januar in Sulzburg an und gingen am kommenden
Tag sofort an die Arbeit. Sie wollten 4 m

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