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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-08/0009
Otto. Erbst Mütter, Gengenbach:

Auch die festgefügten Holzkästen mit Sand für
die vereisten Straßen sind überflüssig geworden
— Kraftwagen, vielleicht schon für automatische
Sandabgabe eingerichtet, besorgen das Geschäft,
das früher dem Straßenwart — aufgetragen war.
Das einmal Pinsel und Stift der Malen fesselnde
Bild des Steinklopfers gehört längst der Verges--
senheit an. Schottermaterial wird aus den Brüchen
fix und fertig angefahren. Ohne Maschinerie
, die bisweilen raffiniert anmutet, scheinen
Straßenbau, Straßenausbesserung und Straßen-
pflege kaum mehr denkbar ...

1 Für den Dreiundachtzigjährigen, der diese Zeilen
schreibt, gilt, daß er unter seinen Jugenderinnerungen
die Figur des Steinklopfers nicht
missen möchte. Wie der Straßenwart, der des
Steinklopfers Vorgesetzter war, was ihn aber
nicht hinderte, mit dem Steinzertrümmerer gut
Freund zu sein, hatte auch dieser seinen abgegrenzten
Schaffensbereich. Reihum waltete er
auf den ihm zugeteilten, begrenzten Arbeitsstätten
, die an bestimmten Stellen der Straßen angeordnet
waren, seines Amtes, wenn nicht der
Schnee meterhoch lag oder alles zu Stein und
Bein zusammengefroren war...

In seinem Metier war so ein Steinklopfer ein
Künstler. Ein kleines Arsenal von großen und
kleinen Hämmern machte sein handwerkliches
Instrumentarium aus. Die Stiele der Hämmer
bestanden aus elastischen, je nach Bedarf kürzeren
oder längeren Stöcken, wie sie kräftige
Haselbüsche lieferten. Bis die Aufschüttung bearbeiteter
Steine einen natürlichen Srt^z anbot,
auf den ein mit Roßhaar ausgestopftes Kissen
gelegt wurde, bediente sich der Mann im wettergrauen
Filz, abgetragenen Rock und in strapazierter
Manchesterhose eines niederen Pfläster-
hockers. So treffsicher der Meister die Hämmer
führte, vorsichtshalber hatte er die Finger der*
Linken — war er, was auch einmal vorkam,
Linkshänder — die der rechten Hand mit fest
angeschnürten Lappen umwickelt. Gegen Hitze
im Sommer wie gegen Regen oder späten Schnee
im Frühjahr schützte ihn ein Rindendach, das an
einem Rand auf der Erde aufstand und am oberen
Ende von zwei Stützen gehalten wurde . ..
Bauersleute, alte und junge, die, von ihren

Höfen kommend, zur Amtsstadt unterwegs waren
oder wieder zu ihr zurück kehrten, kannten den
Tanner-Fritz, wie der Steinklopfer hieß, und
waren mit ihm nicht nur bekannt, sondern, auch
freundschaftlich verbunden. Man unterhielt sich
gerne mit ihm. Aber nie. unterbrach er dabei das
Hämmern und Steinezertrümmern. Bisweilen
war er ausgesprochen wortkarg. Unter den älteren
Frauen aber gab es einige, mit denien er sich
auch in längere Gespräche gerne einließ.

Man behauptete, vom Leben enttäuschte oder
von Zweifeln umgetriebene Angehörige des weiblichen
Geschlechts holten sich beim Tanner-Fritz
Rat. Aber, wie viel nicht nachweisbares Gemunkel
gab es ehedem — gibt es, der Skribent weiß
es nicht, vielleicht auch heute noch. Nur, es gibt
keine Steinklopfer mehr, und viele Bauersfrauen
fahren im Auto, wenn nicht im eigenen, so doch
im Postbus zur Amtsstadt. Und beraten werden
heute bekümmerte Frauenherzen durch — Horoskope
. Ob diese zuverlässigere Ratgeber sind als
der unvergeßliche Steinklopfer, sei dahingestellt.

Ja, wie viel, wie unendlich viel hat sich überhaupt
, seit es noch Steinklopfer gab, geändert!
Über viel Neumodisches hat schon der Tanner-
Fritz den Kopf geschüttelt. ..

2llleriei Lütgen tfngöum Danton

A. Eisele, Kandern:

Wer das Wort „Burg" hört, denkt zunächst an
die Ritterburg hoch auf dem Berg, umgehen von
Mauern und Gräben. Wer aber der Bedeutung
des Wortes nachgeht, wird finden, daß „Burg"
zusammenhängt mit „bergen"; es ist der Ort, wo
man geborgen ist. So' hat man in germanischer
Vorzeit Zuflucht gesucht auf den Bergen, deren
oberer Teil mit einem Steinwäll umgeben war.
In, karolingischer Zeit wird der Herrenhof befestigt
. Die Ringwälle an der Westseite des Blauen
sind alte Fluchtburgen. Aber nicht immer ist hinter
dem heutigen Namen „Burg" eine Befestigung
zu suchen. Malsburg bedeutet ursprünglich 1301
Mahtolsperc, d. h. Berg des Mahtolf. Bürgeln
heißt in ältesten Urkunden „mons Burgelun" also
Burgeinberg, wobei die Möglichkeit einer Fliehburg
durchaus besteht. Noch klarer liegen die
Verhältnisse bei der Sausenburg: als 1232 Markgraf
Hermann der Jüngere vom Kloster St Bla-
sien im Tauschweg den Sausenberg erwarb,

stand noch keine Burg dort. Erst 1246 hören wir
„ante portam castri Susenberk extra fossatum",
also vor dem Tore der Burg außerhalb des Grabens
. Wenn in den nachfolgenden Ausführungen
von „allerlei Burgen" die Rede sein soll, dann
zeigen uns zunächst die Flurnamen „Burberg"
und „Vesteburg" alte Fliehburgen an. Es. ist
möglich, daß sie in den Zusammenhang mit den
Ringwällen am Westhang des Blauen gehören.
Aber so lange wir nicht wissen, wann diese errichtet
worden sind — man kann sie in Zusammenhang
bringen mit dem Eisenguß in Kandern
— so lange werden wir keine bestimmten Angaben
machen können.

Viel mehr wissen wir auch von der Burg Hammerstein
südlich von Kandern nicht. Immer wieder
muß darauf hingewiesen werden, daß Hammerstein
einmal am Ende der Besitzungen lag,
die Graf Ruthard dem Kloster St. Denis verkaufte
. Dann aber lag die Burg am einziger


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