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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-12/0016
land: „Rettet die Sulzburger Gemeinde. Eine unsagbare
Gefahr steht uns bevor: Der Zusammenbruch
unserer seit 300 Jahren bestehenden Kultusgemeinde
." Dieser Aufruf ist vom letzten Vorsteher der
israelitischen Gemeinde Sulzburg, Simon Dukas, unterzeichnet
.

1938 Der Tod des Legationsrates von Rath löste auch in
Sulzburg judenfeindliche Kundgebungen aus. In
Sulzburg wurde eine größere Zahl von Juden in
Schutzhaft genommen. Beschädigung und Plünderung
der Synagoge und Schändung von Grabsteinen auf
dem israelit. Friedhof in Sulzburg, 9./10. November

1938 („Kristallnacht").

1935 Reichsbürgergesetz vom 15. September 1935: Den
deutschen und badischen Juden wird die deutsche
Staatsangehörigkeit aberkannt.

1939 Am 31. Dezember 1939 weist die israelitische Gemeinde
Sulzburg noch 23 Seelen auf, am 1. Januar

1939 waren es noch 37 Seelen gewesen.

Durch „Übereignungsvertrag, sog. Grundstücksent-
judung,,, vom 9. Juni 1939 wird die Synagoge der Gemeinde
Sulzburg übereignet. Diente während des
Krieges als Magazin für Bücher der Universität Freiburg
i. Br.

Rundschreiben des Oberrates der Israeliten Badens,
Mannheim, vom 1. Dezember 1939 betr. freiwilliger
Auflösung der jüdischen Kultus Vereinigungen Badens
. Mit Umfrage vom 11. Dezember 1939 beschlies-
sen die in Sulzburg verbliebenen Gemeindemitglieder
ihren seit Jahrhunderten angestammten Wohnungsort
nicht zu verlassen, d. h. einer freiwilligen
Auflösung nicht zuzustimmen und in Sulzburg zu
verbleiben.

1940 Am 22. Oktober 1940, vormittags 9.30 Uhr, wurde der
Rest der Juden (etwa 20 bis 23) durch die Gendarmen
mit Kraft-Omnibus fortgeschafft. Jeder durfte
100 Mark in bar mitnehmen und an Handgepäck, was
er tragen konnte, sowie Essen für vier Tage. Die
Juden Sulzburgs wurden mit den übrigen badischen
und pfälzischen Juden nach Gurs (Südfrankreich)
deportiert. Die nach Gurs verwiesenen Juden Badens
wurden noch vor der Besetzung der französischen
Südzone von der Kollaborationsregierung Petains
und Lavais den deutschen Behörden wieder ausgeliefert
. Zwei Sulzburger jüdische Ehepaare: Samuel
Kahn-Rieser und Leo Louis Kahn-Baendel wurden
1942 im Vernichtungslager Auschwitz vergast. Die
über 400 Jahre bestehende jüdische Gemeinde Sulzburg
hat zu bestehen aufgehört.

Dr. Helmut Osterwald, Säckingen:

>öec XükenaMecF cage

S'isch no in seilere Zit gsii, wo mer no die dreijährig
Dienschtzit gha het; anne dreienünzig het
mer si ufghobe.

Sellmol isch au de Sunnewirt vu Chrozige Soldat
gsi, by de Grenadier z'Karisrueh. Isch er uf
Urlaub chu, het er viel verzellt, un het alle Lyt
welle beibringe, was er für e stramme Grenadier
sig. By de Bsichtige aber het mer'n in d'Chuchi
kommandiert zum Herdepfel schäle, denn dert
isch er nit ufgfalle.

Seil, Johr, anne einenünzig, isch in de Chro-
ziger Gegend s'Manöver gsi. Vume Bad het sellmol
no niemed ebbis gschwätzt. D'Mueter vum
Sunnewirtle isch e Wittfrau gsi, un het gern gha,
daß ihr Albert sot heimkumme als „Dispositions-
urlauber"; so het mer die gheiße, wo früener
entlasse wore sinn. Us Karlsrueh isch aber
gschriebe wore, daß mer de Albert nit entlasse
könnt—. Schließlig ka mer jo nit de „beseht
Soldat" vum ganze Bataillon heimloo und die
andere dobhalte.

Also, wie gsait, s'isch Manöver gsi, un uf eimol
heißts: d'Grenadier chömme! Druf isch d'Schnie-
deri, so het mer e gsait, so schnelles numme gange
isch, uf Norsige zue igloffe un het dert uf d'Gre-
nadier paßt. D'Zit isch ere lang worde.

Grenadier sin halt keine chumme. Eismol
trabt e Trupp Berittene d'Stroß doher, vorus einer
mit emö Grenadierkrage. Deen het d'Schniederi
gfrogt, wo d'Grenadier so lang bliebe. De Ritter
het si Roß aghalde un het gsait: „Nein Frau, die
Grenadiere kommen hier nicht durch, die Grenadiere
marschieren über Bollschweil, Ehrenstetten,
Staufen." Wo sie das vernoo het, isch eres Wasser
in d'Auge gschtiege. De Offizier het's gsee un het
gsait: „Da brauchen Sie doch nicht zu weinen!
Warum weinen Sie, Frau?"

„ Joo", het si gsait, „wisset'r i han e Sohn by de
Grenadier, dä het de gliieh Chrage a wie Sie,
numme glitzeret er nit eso."

„Dann haben Sie aber erst recht keinen Grund

zum Weinen, da können Sie stolz sein, wenn Sie
einen Sohn bei den Grenadieren haben", so sait
de Offizier zu dere Frau. Sie aber: „Joo wis-
set'r..." un het em alles verzellt... sie seig e
Wittfrau, un de Sohn sott heimchu zur Disposition
, aber der Hauptmann heb gschriebe, s'gieng
nit.

„Na ja, er kommt. Wie heißt er denn?" „Adolf
Eberle." „Also, gute Frau, er wird heimkommen."

„Joo", het si no gsait, „ii glaub's nit! De Pfarrer
het schu gschrieibe, au de Burgemeischter,
s'het alles kai Wert gha."

„Nun, beruhigen Sie sich jetzt liebe Frau! Wo
geht der Weg zum Freiherrn von Roggenbach?"
Des het si'em! no zaigt, un de Trupp isch wyter-
gritte.

De Diskursch aber hän au no anderi Lüt gseh,
au de alt Eckerlemetzger, wo uf de Brugg gschan-
den isch. Der het zue nere gsait: „Schniederi, was
hänner jez au an dä hie gschwätzt?" — „A, i haa-
nems gsait wegem Albert."—„Ja wissener au, wär
das gsii isch?" — „Ha", het si halt gmaint, „s'wird
e Grenadier gsy sy, im Chrage noo" — „Nai", sait
doo de Eckerlemetzger, „das isch de Erbgroßherzog
gsy."

S'Manöver isch z'End gange, un z'Karlsmeh
het mer d'EntlassungsapDell abghalte. Die, wo
hän mueße dooi blybe, sinn in de Kantine ghockt,
hän gsürpflet un Rüsch gha wie d'Brezelbuebe,
au de Albert!

Uf aimol churmt ussem Schloß en Adjudant
mit eme Brief an „den Herrn Hauptmann von
Schönau-Wehr." In dem isch gstande, daß de Albert
Eberle sofort zur Disposition zu stelle saig.
Unterschrift: Friedrich, Erbgroßherzog.

De Albert het mer us de Kantine gholt mitsamt
sym Sarraß, un en andere het müeße defür
dooblybe. Seile sol nit schlecht gfluecht ha. Im
Albert aber het mer no müeße d'Uniform lehne,
er het jo kai Plunder doo gha zue dere Entlassig.

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