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Markgräfler Jahrbuch
3.1954
Seite: 13
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1850 führte ihn „der letzte sonntägliche Bahnzug durch die in trüber Schneebeleuchtung
sich im Rheine spiegelnden Isteiner Felsen nach Efringen".

Als Scheffels innig verehrte Schwester 1857 vom Typhus hinweggerafft wurde,
„brach die ganze Tragik des Lebens über ihn mit Wucht herein". Dem Gedächtnis
der Dahingegangenen weihte er die wehmütige, wundersame Erzählung. Eindrucksvoll
hat er zu Beginn die geographische Lage und Bedeutung des Isteiner
Klotzes umrissen: „Der jugendliche Vater Rhein, nachdem er bei Basel seinen
Lauf verändert und in rechtwinkliger Biegung seine Stromveränderung gen Norden
fortsetzt, hat dortlands wenig Berge und stolze Höhen mehr zur Seite, die
ihn an seine alpenumtürmte Heimat gemahnen. Doch schickt ihm der Schwarzwald
einen seiner Ausläufer gleichsam als diensttuenden Kammerherrn entgegen,
daß er den Stromgewaltigen ehrerbietig empfange, und ihm einen Gruß mitgebe
an das, was jenseits Mainz wieder als fröhliches Gebirge seine Ufer umsäumt.

Selbiger Ausläufer ist eine senkrechte und steil in die Rheinflut abfallende
Kalkwand, ein einzelner vorgeschobener Posten jener großen Heerschar, die der
Belchen und der Blauen befehligen, hat keine sehr anmutige Form und wird von
den Leuten seines gröblichen Äußern halber mit nicht schmeichelhafter Benennung
der „Klotz von Istein" geheißen. Wächst übrigens heutzutage ein guter Tropfen
Weines darauf."

In einer Höhle dieses Felsens läßt der Dichter den freien Juthungen Hugideo,
den Angehörigen eines alemannischen Stammes, sein Klausnerleben führen. Dort
gedenkt er der schönen Benigna Serena, einer von ihm geliebten Priesterin im
nahen Augusta Raurica (heute Kaiser-Augst). Als nach der Zerstörung der Römerstadt
durch die Alemannen ihre Leiche in der Bucht vor dem Klotzen angetrieben
wird, gibt sich Hugideo selbst den Tod, und der Salmenfischer Nebi begräbt
ihn an der Seite der Jungfrau.

Scheffel hat es durch die Eindringlichkeit seiner Darstellung erreicht, daß niemand
mehr den Isteiner Klotz besuchen kann, ohne an Hugideo, an Benigna
Serena und an Nebi erinnert zu werden.

Geist, Sprache und Wesen des Markgräflerlandes vermitteln die prächtigen Erzählungen
des alemannischen Dichterpfarrers Hermann A 1 b r e c h t , der von
1878 bis 1885 in Kleinkems wirkte und sich am Isteiner Klotz außerordentlich
wohlfühlte. Das bezeugt sein reiches dichterisches Schaffen in den Kleinkemser
Jahren, besonders aber ein köstlicher Brief an seinen Freund, Pfarrer Georg Längin
in Karlsruhe, vom 12. Mai 1878, in dem er u. a. schreibt: „Meine Tage fließen
nun bereits so ruhig dahin, wie die Wellen des Rheinarmes da unter meinem
Pfarrhaus. . . Abends mach' ich gewöhnlich einen Spaziergang mit den Kindern,
entweder auf die Blansinger Höhe oder gegenem „Chlotz" ufe, mein Alterle, das
ist eine Pracht! Die Nachtigallen schlagen, die Lerchen trillern, die Maikäfer
surren, und wenn die Frösche oder Wassernachtigallen ihr Konzert aufführen,
dann machen wir kehrt und heim ins Nestli.

Aber jetzt lieber Alter, ist mir der Himmel zu blau, ich nehme Hut und Rock
und fahre nach der Rheininsel hinüber, wenn Du mit willst. Dort wachsen die
Lilien wild und die Schwartenmägen ebenfalls wild am Isteiner Klotz, nur schad,
daß letztere von Jaspis sind, wären sonst eine gute Beilage zum Z'nüni".

Wie einst Hebel hat auch Hermann Albrecht in Efringen Geselligkeit gepflegt
mit den Amtsbrüdern von Kirchen und Mappach und mit Dr. Pöschel und
Däublin.

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