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Markgräfler Jahrbuch
3.1954
Seite: 30
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgjb-1954/0029
Am schlimmsten hauste in früheren Jahren der im Schönenberger Gewann
Haldsmatt 780 m ü. M. entspringende und bei Schönau in 530 m Meereshöhe in
die Wiese einmündende Haidsmattbach. Nicht weniger als dreimal (1801, 1840
und 1861) übermurte er das Wiesengelände zwischen Schönenberg und Schönau
(C. G. Fecht, „Der Großh. Bad. Amtsbezirk Schönau", 1860). Beim ersten Murgang,
dem gegen Ende Dezember des Jahres 1801 ein dreitägiger Dauerregen vorausgegangen
war, wurden in Schönau so mächtige Schuttmengen aufgehäuft, daß der
Schutt von der oberen Mühle bis zum alten Gottesacker acht bis zwölf Schuh tief
lag. „Von der Höhe herab stürzte das Wasser tosend mit ausgerissenen Bäumen,
Felsenmassen und Schutt durch Schönau und drang in die Keller und unteren Stockwerke
, so daß die Hausbesitzer, nachdem das Wasser sich gesetzt hatte, mittels der
Leitern in die oberen Stockwerke hineinsteigen mußten." (Schaubinger, Geschichte
der Pfarrei Schönau auf dem Schwarzwalde, 1834.)

Obwohl die Kirchspielgemeinden auf amtliche Anweisung beim Wegschaffen
des Schuttes und beim Reinigen der Straßen mithelfen mußten, blieb ein beträchtlicher
Teil des angeschwemmten Schuttes inmitten der Stadt liegen. Daß dem wirklich
so war, beweist die Tatsache, daß Erdarbeiter vor mehreren Jahren hinter
dem Gasthaus zum „Hirschen" in 1 m Tiefe auf ein altes Straßenpflaster stießen.
Der Schaden, den Schönau 1801 durch den „Wasserguß" erlitt, wurde auf 20 000 fl.
geschätzt. In Schönenberg, wo der über seine Ufer getretene Bach 680 m ü. M. in
die größtenteils aus diluvialem Sand bestehende Stufenmündung der dortigen
Talmulde „eine Öffnung von 400 Schuh in die Länge, 200 in die Breite und 80
in die Tiefe wühlte, mußten zwei Häuser abgerissen werden; die Kapelle und ein
weiteres Haus schwebten in größter Gefahr" (Schaubinger 1834).

Während der Haldsmattbach merkwürdigerweise nur nach heftigen oder langandauernden
Regengüssen und während der Schneeschmelze durch Schönenberg
hindurchfließt, in der übrigen Zeit aber regelmäßig oberhalb des Dorfes versik-
kert2), versiegt der unterhalb des Tiergrüble-Sattels in 1030 m Höhe hervorquellende
und gleichfalls bei Schönau in die Wiese sich ergießende Schleifenbach niemals
. Von den Verwüstungen, die dieser Bach in der Nacht vom 5. zum 6. XII. 1900
anrichtete, weiß man in Schönau noch manches zu erzählen.

In jener Nacht brachte wolkenbruchartiger Regen so große Wassermassen, daß
in dem steilwandigen Tal auch die von allen Seiten dem Schleifenbach zuströmenden
Bäche hoch anschwollen. Im sogenannten „Fuchswald" wurde ein Wasser-
durchlaß durch angeschwemmtes Reisig und durch Felsblöcke verstopft und sodann
in die angrenzenden Teile der Fahrstraße durch den aufgestauten Wildbach fortgerissen
. Talabwärts wurde an Stellen, wo das Gefälle sich verringert, das Bachbett
vollständig zugeschüttet. Beim Talausgang wurden Wiesen und Gärten
überflutet und verheert. Eine Ufermauer wurde weggerissen, eine Stauanlage zerstört
. Vergebens suchte eine Wasserwehrmannschaft durch rasch gefällte Tannen
das tobende Gewässer in eine andere Richtung zu drängen. Im Stadtteil „Ob der
Bruck" war ein kleines Wohnhaus besonders bedroht. Dessen Insassen sahen sich
gezwungen, in ein höher gelegenes Haus zu flüchten.

2) Durch Färb- und Salzproben, die Oberbergrat Scharrenberger vornahm, wurde der Nachweis
erbracht, daß der unterhalb Schönenberg im Gewann Vögelebrunnen heraussprudelnde
Zebetsmattbach mit dem versickernden Wasser des Haidsmattbaches nicht in Verbindung
steht.

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