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Markgräfler Jahrbuch
4.1962
Seite: 68
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mit einem Bläßhuhn verglichen. Mentz bedauert indessen selber, gegen beide Auffassungen
als Einwand den Umstand ins Feld führen zu müssen, daß im Elsaß
auch ein bewaldeter Hügel den Namen Belchen trage (Gemeinde Obermichelbach).
Er weist jedoch darauf hin, daß der Große Belchen schon früh als „Beichenkopf"
erscheine, und daß es in seiner Nähe auch einen „Storkenkopf" gebe. Ob also nicht
doch etwa beide Berge nach Tieren benannt worden sein könnten? Im Hinblick
auf die Deutung von Schwaederle meint er: Es ist möglich, daß gerade beim Großen
Belchen ein ähnlich klingender vorangehender Name die Wahl dieses (Tier-)
Namens begünstigte, aber nötig ist es durchaus nicht. Danach wäre Belchen ein
deutscher Bergname, wie Kickelhahn, Eule, Hengst u. ä. ". Kraft (1940) schließt
sich dem Deutungsversuch von Schroeder an, welcher den Bergnamen Belchen
„in ansprechender Weise als eine germanische Bildung mit der Bedeutung ,eine
Stirnhelle, ein Lichtenberg oder Kahlenberg' erklärt".

In der Zeitschrift „Der Schwarzwald" hat man sich verschiedentlich mit
der Frage nach dem Namen Belchen befaßt. Während A. Hausenstein sich darauf
beschränkt, die Angaben Kriegers wiederzugeben, äußert Heinemann Bedenken
gegen die Erklärung Belchen-Bläßhuhn: „Der Name Belchen für unsern Schwarz-
waldberg könnte in diesem Sinne nur von Bewohnern der Nordseite stammen,
denn nur von dieser Seite zeigt er die bezeichnenden Farben des Bläßhuhns, besonders
im Frühjahr, wenn oben die Kuppe über dem tannendunklen Mantel der
Nordseite noch Schnee trägt und in der Frühlingssonne grellweiß aufleuchtet. Den
Bewohnern der Südseite zeigt sich der Berg ganz anders; hier ist er im ganzen
ziemlich kahl und trägt (hell-)grünen Laubwald. Von da aus käme niemand zum
Vergleich mit dem schwarzen Bläßhuhn. Dieser Wasservogel kam auch nicht im
engen Wiesen- (oder Münster-)tal vor, dagegen sicherlich im sumpfigen Rheintal.
Vielleicht ist die spitzfindige Erörterung hinfällig, denn der Name Belchen könnte
wie andere Berg- und Flußnamen auch keltisch sein, wie der an ihm vorbeifließende
Neumagen ..." — Heinemann vertritt also die — meines Erachtens durchaus
richtige — Auffassung, daß man mit etymologischen Deutungsversuchen allein
nicht weiterkommt, sondern daß diese der Ergänzung durch genaue Ortskenntnis
bedürfen, wenn sie sich nicht in Spitzfindigkeiten verlieren sollen.

Auch mir will der Deutungsversuch des Namens Belchen als „Berg mit dem
kahlen oder hellen Bläß" als fragwürdig erscheinen. Er mag einleuchten, wenn
man an die unbewaldeten Kuppen der Schwarzwald- und Vogesenbelchen denkt.
Ein erster Zweifel aber regt sich schon im Hinblick auf die Feststellungen von
Hausrath (1938) und K. Müller (1940), welche nachweisen, daß die heute unbewaldeten
Schwarzwaldhöhen vor der Beweidung durch den Menschen — also
zumindest vor dem Jahre 1000 n. Chr. — bis zum Gipfel bewaldet oder doch mit
Krüppelwald bestockt waren. Insbesondere für den Schwarzwaldbelchen zitiert
Hausrath einen Bericht des Bezirksförsters Roth (1842): Am Belchen liege die
Waldgrenze bei 4200 Fuß (1400 m); sie werde von Buchen und Fichten gebildet,
doch ließen darüber befindliche Bestandsreste darauf schließen, daß auch hier
einst eine vollkommene Bestückung gewesen sei. Wobei freilich sinngemäß angenommen
werden kann, daß Roth (dem es in seinem Bericht um die Waldgrenze
zu tun war) die Verhältnisse am Belchen-Nordhang geschildert hat; sicher war
der beweidete Südhang auch zu seiner Zeit längst unbewaldet, nicht anders wie
heute.

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