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Markgräfler Jahrbuch
4.1962
Seite: 79
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Ich bin sofort bereit, und wir fahren im Einspänner hinüber. Wir kamen kurz
vor einem Gewitter an. Wir kehrten in den ,Pflugc ein und gehen dann sofort zum
Ball der Schützengesellschaft im ,Engelc. Grethers Schwager, der Bürgermeister
Gottschalk, begrüßte mich herzlich wie einen alten Freund. Es geht recht lustig
her. Die Bergmusikanten von Kandern spielen auf, und die Schopfheimer Maidli
im schwarzen Kopfputz mit langen Zöpfen lassen keinen Tanz vorübergehen. Um
12 Uhr setzt sich alles zu Tisch. Gottschalk hält eine Rede in der heimischen
Mundart und bringt ein Hoch auf mich aus. Alles stimmt jubelnd ein."

Am folgenden Tag geht es zum neuen Schießhaus, wo sechs Scheiben aufgestellt
waren. Es wurde mit Stutzen geschossen, 200 Schritt weit und mit freier Hand.
Auf eine Aufforderung, sein Heil zu versuchen, dankte der Dichter, weil er sich
nicht sicher genug fühlte. Abends um 8 Uhr fuhren sie wieder im Mondschein
nach Lörrach zurück.

Am dritten Tag lernte er den Rechtsanwalt Euler kennen, „einen lieben, gemütlichen
Menschen". Dieser kannte die Mundart seiner Heimat genau und hatte
auch mundartliche Geschichten geschrieben. Er lud Hoffmann von Fallersleben ein,
bei ihm zu wohnen und gab ihm Auskunft über alle Bedeutung der Wörter, die
Aussprache und Formlehre der alemannischen Mundart.

In seinen Lebenserinnerungen berichtete der Dichter über seinen weiteren Aufenthalt
in Lörrach: „Er widmete mir seine ganze Zeit, und damit die Erinnerung
an seine Heimat eine nachhaltig angenehme werden möchte, so führte er mich in
die Umgegend, auf die Berge und in die Orte, welche schöne Aussichten gewährten
. Eines Abends war ich mit ihm auf dem Röttier Schloß. Die Aussicht war ganz
prachtvoll: in der Ferne die Gletscher im rosigen Scheine der Abendsonne, das
erste Alpenglühen, welches ich sah. Die anderen Abende waren wir in Tüllingen,
Stetten und Weil. Durch ihn lernte ich auch den Kirchenrat Hitzig kennen, einen
liebenswürdigen, alten Herrn, der mir viel von Hebel zu erzählen wußte, mit
dem er sehr befreundet gewesen war."

Am 18. September 1843 verließ Hoffmann von Fallersleben Lörrach, tief befriedigt
von den dort empfangenen Eindrücken. Rechtsanwalt Euler begleitete ihn
noch bis Efringen und widmete ihm zum Abschied das nachfolgende mundartliche
Gedicht, das ähnlich wie das Deutschlandlied von der festen Hoffnung auf eine
bessere deutsche Zukunft beseelt war und durch das Wortspiel mit dem Namen
des Dichters eine Huldigung für den Mann enthielt, der in einer politisch trüben
Zeit den Glauben an eine bessere Zukunft in die Herzen der Deutschen gepflanzt
hatte:

„Der Hoffma fehlt, doch d' Hoffnig nit,
Daß uf der dütschen Erde
So mengs, was no im Arge lit,
Nootno cha besser werde.

Drum sag i: Hoffma hoff, es cha
Nit allewil so blibe;
Es seig dir Trost, du guete Ma,
Di Werk wird Früchte tribe."

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