http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1951-01/0028
Blühender Pimpernußbusdi
Staphylea pinnäta; natürliche Blütengröße. Heimat Südeuropa. In Baden wild nur im Gebiet
des Isteiner Klotzen. 1.5.1951. Litzelmann phot.
Weg vom Rand am Steilhang! Gelt, Sie möchten gern die silbernen Federgräser
grapsen, die an der senkrecht abfallenden Wand so lustig „winke winke"
machen? Die hätten Sie vor einer Woche hier reichlich rupfen können. Aber
ein Rudel schwäbischer Vegetarier, der um den hiesigen reichen Bestand an
Stipagräsern aus den Steppen Südrußlands wußte, hat Ihnen so gründliche Vorarbeit
geleistet, daß auf dem Rücken auch nicht ein einziges Exemplar der
Fahnenträger mehr übrig blieb. Der zu spät gekommene Bammert hat die fern-
abziehenden Räuber nur noch singen hören: „Kein Hälmlein wächst auf Erden,
— Der Schutztrupp hat's geklaut".
Lassen Sie deshalb Ihre Teuren nicht zu häufig in die Abgründe der Bosheit
rechts und links vom schmalen Nasenrücken und auf den dort angehäuften
Trümmerschutt stieren. Denn dergleichen wirkt unheimlich anziehend auf verwandte
Fabrikware der Menschheit, und ums Rumgucken liegen gerade die
Besten Ihrer verstiegenen Schar brüderlich da unten, wo sie Ihrer Ansicht nach
eigentlich auch hingehören. Stünde nicht die Kompaßpflanze noch da, wer weiß
wohin auch Sie geraten würden!
Hören Sie den schrillen Schrei? Machen Sie sich mit Ihren Antischutztrupplern
schleunigst auf die Socken, bevor die gefährlichen, amtlich angestellten Turmfalken
im Massenüberfall zum Sturzflug aus dem hohen Himmel auf Sie ansetzen.
Denn wo ein Aas ist, da sammeln sich die Geier.
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