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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1952-01/0015
besondere Privilegien zugesichert wurden. Die Seidenstoffindustrie faßte ebenfalls
von der Schweiz her Fuß in den habsburgischen Waldstädten am Rhein,
und auch die Schweizer Metall- und Maschinenindustrien errichteten bald
nennenswerte Betriebe. Auch am Silberbergbau des oberen Wiesentales beteiligten
sich seit dem 15. Jahrhundert immer mehr bürgerliche Kapitalisten
aus Basel. Der Schwarzwald wiederum lieferte sein Holz in die Schweizer
Städte. Die Holzlieferungen nach Basel erreichten im 16. Jahrhundert einen
Höhepunkt, als deren Erlös in erster Linie zur Abdeckung der vom Markgrafen
von Baden-Durlach in Basel aufgenommenen Darlehen dienen mußte. Gewaltige
Holzmengen wurden aber im 16. Jahrhundert auch aus dem österreichischen
oberen Wiesental, besonders von Zell, nach Basel geflößt. Auf dem Rhein selbst
hat sich die Flößerei abwärts der Aaremündung noch bis gegen Ende des
vorigen Jahrhunderts erhalten. Von Konstanz aus zogen Handelsleute beider
Ufer abwechselnd zu Wasser und zu Land bis Basel und von hier mit ihren
Waren zur Frankfurter Messe, nach Mainz und Köln. War auch der Rhein
zwischen Schaffhausen und Basel infolge der Felsenschwellen urid Stromschnellen
für einen durchgehenden Güterverkehr nicht hervorragend geeignet,
so hat sich doch die Handelsschiffahrt dort bis in die 50er Jahre des vergangenen
Jahrhunderts erhalten. Schiffe, bis zu 50 Tonnen tragend, kamen aus
der Schweiz von Friburg, Bern, Zürich, Luzern, Glarus, Wallenstadt und
Schaffhausen auf der Aare und dem Rhein zu Tal. Oberhalb Laufenburgs
wurden die Schiffe ausgeladen. Die Waren wurden auf Karren unterhalb der
Stromschnellen des Laufen gebracht, die Schiffe dagegen an Stricken durch
den schäumenden Laufen herabgelassen. (In diesem Zusammenhang möchte
ich einen Plan zur Schiffbarmachung des Hochrheingebietes aus dem Jahre 1609
erwähnen, den ich in der Chronik von Konstanz des Paters Gabriel Buzelin
gefunden habe und der für uns, die wir das Ziel der Schiffbarmachung des
Rheins bis Konstanz auch im 20. Jahrhundert noch nicht erreicht haben, sicher
von aktuellem Interesse ist. Eine Gesellschaft belgischer evangelischer Handelsleute
nämlich ließ damals der Stadt Konstanz und dem Erzherzog Leopold
von Österreich den Vorschlag machen: „Wenn ihnen freie Religionsausübung
zugesichert werde, wollten sie Konstanz zu einem zweiten Amsterdam erheben.
Sie hätten die Lage der Stadt und die Verhältnisse am Bodensee genau erwogen
und sie geeignet befunden, daselbst einen großen Handels- und Verkehrsplatz
zu errichten, welcher sowohl für die Niederlande, als auch für das ganze
Reich und die Eidgenossenschaft, ja selbst für Frankreich und Italien von unübersehbarem
Vorteile hätte werden können. Sie waren bereit, die Stromschnellen
bei Schaffhausen, am Laufen oberhalb Koblenz, in Laufenburg und
am Höllhaken bei Beuggen („auro et ingenio", wie Buzelin sagt, d. h. mit
Hilfe ihrer in den Plan zu investierenden Kapitalien und ihrer Fähigkeiten) zu
sprengen, den Rheinfall durch einen Kanal zu umgehen und so vom Bodensee
bis ans Meer eine ungehemmte Schiffahrt herzustellen. Die unheilvollen Jahre
des 30-jährigen Krieges verhinderten allerdings die Durchführung dieses für
die damaligen technischen Möglichkeiten doch reichlich phantastisch klingenden
Planes.)

An wenigen Beispielen bevölkerungspolitischer und wirtschaftlicher Art, die
sich beliebig vermehren ließen und ihre schlüssige Ergänzung in der Darstellung
des gemeinsamen Brauchtums und der arteigenen Kultur des Alemannen-
tums beider Hochrheinufer finden müßten, habe ich zu zeigen versucht, daß
dem Strom als solchem alle Eigenschaften fehlen, die seinen Lauf zu einer
trennenden Ländergrenze machen würden. Auch der Verlauf der badisch-
schweizerischen Grenze, die an vier Stellen von der durch den Rhein gezogenen

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