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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1952-01/0028
Wettlingen im 18. Jahrhundert.

Von Eugen E b 1 e , Dittlingen.

Der Plan von Schmauß (1742), Hausinschriften und besonders die Gefällbücher
von 1769/72 ermöglichen eine genaue Rekonstruktion des Ortsplanes
und wir finden, daß fast alle Gebäude des heutigen Dorfes schon im 18. Jahrhundert
vorhanden waren. Hiervon wurden 20 zwischen 1736 und 1801 entweder
errichtet oder umgebaut, 4 sind inzwischen abgegangen. Nur wenig verändert
haben sich die Straßen- und Weganlagen und die Verteilung von Ackerland,
Wiesen, Reben und Wald.

Truhen, Krüge, Hausbibeln, Kachelöfen, bleigefaßte Fenster, künden von
jenem Jahrhundert, und besonders verdienen die Hufeisensammlung im
„Schlößli", die schön bemalten Ofenkacheln sowie der grünglasierte irdene Löwe
im Hause von Karl Schöpflin und die Nachtwächteruhr, die der Wächter Neef
bei seinen nächtlichen Gängen aufzuziehen hatte, unsere Beachtung.

In jener Zeit war es für den Vogt und Pfarrer nicht immer leicht, für Ordnung
„genau Obsorge zu tragen". Da mag der „Turmwächter", der mit seinem
Spieß durch das Dorf schritt, eine wichtige Persönlichkeit gewesen sein. Denn
gar viel zu wehren gab es damals. Einmal mußte bei „entstandenem Lermen"
sogar der Schweine- und Schafhirt Burtschin mit seinen anvertrauten 57 Schweinen
gen Basel fahren, liederliches Gesindel mußte mit Unterstützung von
4 Hatschieren vertrieben werden, es galt auch Aufklärung darüber zu schaffen,
wer nun eigentlich die Grundbirnen gestohlen hatte, die nachher im Wachlokal
(abgeg. Häuschen bei J. Gempp) wieder gefunden wurden. Noch peinlicher die
Frage: Wer hat das Baugerüst nächtlicherweise sich angeeignet, das um den
Kirchturm errichtet wurde, als die Löcher zur Anbringung der Kirchenuhr in die
Turm wand gebrochen wurden?

Ein andermal wieder erlaubten sich die Schweine des Bärenfelser Müllers
Sommer einen Ausflug in das „Aeckericht", einmal waren sogar 3 fl aus der
Gemeindekasse „ausgeflogen". Kein Wunder, daß eine Halsgeige angeschafft
wurde, die den Uebeltätern angehängt wurde.

Gänge und sehr weite Fuhren gab es damals mancherlei. Vogt und Geschworene
eilten mach Basel zu Herrn von Bärenfels, weil dessen Müller sich
weigerte, Husaren ins Quartier zu nehmen; wir sehen sie in Lörrach, um Zehntstreitigkeiten
zu beseitigen. Rekruten, denen die Gemeinde „Haarbändel und
Atzung" zahlte, marschierten zur Kalten Herberge und zur Vereidigung nach
Lörrach, Vogt Schwarzwälder durfte Kugeln und Bomben für das k. und k. Militär
von Freiburg nach Kappel führen, einmal führte er sogar 600 z Munition
von Hüningen nach Lindau! Das Militär ganz besonders verursachte den meisten
„Lermen". Da wurde z. B. ein Offizier auf Kosten unserer Gemeinde in Binzen
verpflegt, der Feldscher legte seine Rechnung vor, das Wachhäusle wird vom
Militär verwüstet; wo Husaren und Kürassiere um 1796 ritten, flössen allein in
Wittlingen 99 Maß Wein. Selbst der Herr Pfarrer ist „hierbei auch immer von
diesen beschwerlichen, bettelhaften und kostbaren Gästen heimgesucht worden"
und hat durch „Abgaben, Wein und sonstige Lebensmittel viel Schaden erlitten.
Dessen ungeachtet will der Herr Pfarrer für . . . abgegebenen 1 Ohmen alten
Wein, der den Gästen dieser Bettelarmee geliefert werden mußte, nichts fordern,
sondern der Gemeinde schenken." Für das Spital hatte man auch allerlei Ausgaben,
kein Hahn, Hammel, Schinken war vor dem Zugriff sicher, Brot mußte vom

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