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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1952-02/0031
hatte sie ein biederer Schwabe inne, Johann Geise, „Burger und
Beckenmeister zu Göppingen im Herzogtum Wirtemberg". Aber nicht lange.27)
Im folgenden Jahr schon kam sie an Jakob R o s e r von Demberg und
erlebte unter ihm ihr Ende als st. blasische Zwing- und Bannmühle. Rosei
erwarb sie jedenfalls als Eigentum, als das Stift St. Blasien in napoleonischei
Zeit säkularisiert wurde und seine Güter dem neuen Kurfürstentum Baden
von Napoleons Gnaden als Ersatz für Aderlässe auf dem linken Rheinufei
dienen mußten.

Am Ende der 20iger Jahre des vorigen Jahrhunderts kam die Mühle in
den Besitz Bartlin Reifs ,28) und sie blieb bei dieser Familie bis zum Jahr
1871, wo sie in die Hände der Familie Schneider überging. Eine Tochtei
Schneiders heiratete den Bürgersohn Jakob R o ß k o p f , und dieses Geschlecht
betreibt heute noch die Mühle.

Nahezu 6 Jahrhunderte der Geschichte einer einzigen Mühle sind an unseren
Augen vorübergezogen. Was bergen sie nicht an Schicksalen für das
Ganze wie für den Einzelnen!

Wie manches Heutige erklärt sich aus der geschichtlichen Entwicklung
heraus leicht und selbstverständlich. Wie emsig bewegt sich das wechselvolle
Leben durch den Lauf der Jahrhunderte! So erkennen wir das Große
auch im Kleinen, und das Kleine und Einzelne wird uns blutwarm nahe. Wir
leben in der Gegenwart mit den Geschlechtern der Vergangenheit. Wir teilen
ihre Leiden und Freuden, weil wir Menschen sind wie sie. Johann Peter
Hebel drückt diesen Gedanken einmal so aus, daß er sagt, man könne nicht
gleichgültig sein, wenn ein Haus abgebrochen werde, woran eine alte Jahreszahl
stehe.

Das Siechenhaus zu Eimeidingen und sein Ende.

Von Karl S e i t h.

Die örtliche Tradition in Eimeidingen weiß zu berichten von einem Siechen-
oder Gutleuthaus, das einst an der Stoße in der Nähe der Rungschen Säg-
mühle gestanden habe. '

Vor dem Jahre 1300 weist das Basler Urkundenbuch auf eine Elendsher-
berge in Eimeidingen hin.

Einträge im Kirchenbuch von Eimeidingen bestätigen das Bestehen eines
Leprosenhauses (Leprakranke sind Aussätzige), und die Spezialakten des Dorfes
, die im Landesarchiv zu Karlsruhe liegen, besitzen eine Abteilung „Spitäler".

Es ist also erwiesen, daß die örtliche Tradition auf einer Tatsache beruht.

An Grundstücken besaß es zwei Jucherten Ackerland, genannt der „Malzacker
" — es stieß einerseits an die Landstraße, andererseits an die „Malzmatten
", die dem Spital der armen Dürftigen zu Basel eigen wiaren —, eine große
Bündte und einen Garten. Einen eigenen Gutsbetrieb hatte das Siechenhaus
natürlich nicht. Es ließ alles, dessen sein Besitz bedürftig war, durch Beauftragte
ausführen. Außerdem besaß es Wald in der „Schlüchte" und viele Reiben
. Daneben erhielt es viele Geld- und Weinzinse, teils aus Stiftungen, teils
von Kirchen, teils aus Zehntrechten. So wurde ihm Wlein geliefert aus den
Orten W; e i 1, Haltingen,, OeHingen, Binzen, Fischingen,

27) Kirchenbuch der Pfarrei Weitenaii.

28) Ebenda.

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