Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1953-01/0011
Unsere Vogelwelt
und die Ursachen ihres Rückgangs.

von Dr. ErnstScheffelt

Wenn ich in ein Markgräfler Dorf komme, höre ich oft die Klage: „Mer
hen fascht keini Vögel meh." — Spatzen freilich hat's genug, denn der Spatz
ist ein kluger, anpassungsfähiger Vogel; er gehört zu den „Kulturfolgern",
also zu den Tieren, die sich der menschlichen Kultur geschickt anpassen. Er
liebt landwirtschaftliche Anwesen ganz besonders, fehlt aber auch der Stadt
nicht. Und soeben (diese Zeilen werden im Dezember geschrieben) plündert
ein Spatzenschwarm mein Futterhaus. Ich könnte die Burschen verjagen, aber
da fällt mir ein Spruch aus einem Kinderbuch ein:

„Spatz und Bauer, keiner minder — sind des Herrgotts Bettelkinder."

Der Sperling gehört zu den Finkenvögeln im weiteren Sinne, denen unser
bekannter Fink den Namen gegeben hat. Dieser schmucke Vogel, der
aber keineswegs auf die Buche angewiesen ist (Buchfink), nistet auf Obstbäumen
, Linden, Kastanien und Nadelhölzern; er ist zum Glück recht häufig
und erfreut uns im Frühling durch seine schmetternde, sieghafte Strophe.
Die Männchen singen sich gegenseitig an, um ihr Brutgebiet zu betonen, sie
singen so eifrig, daß einzelne Exemplare es auf 400 oder mehr „Schläge" in
der Stunde bringen. Unser J. P. Hebel nennt den Fink „Spätzli", obschon er
die Naturgeschichte des Vogels zu kennen scheint; er weiß, daß die Weibchen
im Spätherbst wegziehen und daß die Männchen demnach Strohwitwer
sind. Der große Naturforscher Linne benannte den Fink mit dem Namen
„Fringilla coelebs", d. h. der unverheiratete Fink. Doch hören wir Hebel:

(es mehrt si nüt. Sie schlofe no) —
Nei, lueg, es sitzt e Spätzli do;
Du arme Tropf, bisch übel dra,
Was gilt's, er het e Wibli gha?
Un druf isch Not un Mangel cho,
sie hen si müesse scheide lo.
Jetz het er e bitrüebte Sach,
kei Frau, kei Brod, kei Dach un Fach,
un stoht er uf, so spot er mag,
es seit em Niemes guete Tag,
un Niemes schnidt em d'Suppen i,
Wart, Bürstli, dir mueß g'hulfe si.

(Des neuen Jahres Morgengruß).

Der nächste Verwandte unseres Finks ist der Bergfink; das alte Männchen
mit schwarzem Kopf und roter Brust. Der hübsche Vogel kommt wohl
jeden Winter von seiner nordischen Heimat (Schweden, Finnland) nach Südbaden
. Er ist recht zutraulich und wurde früher in der Pfalz mühelos mit dem
Blasrohr geschossen. Im Winter 1950/1951 sah man mächtige Schwärme des
Bergfinken im Markgräflerland, wo er besonders die Buchenwälder aufsucht.
Ich sah ihn in Massen im Blauengebiet unter den Buchen, und als ich näher
kam, glaubte ich, der ganze Waldboden flöge in die Luft.

Zu den Finken gehört auch der Grünling oder Grünfink (Geelfink), der
entschieden in Abnahme begriffen ist, wenigstens in meinem Beobachtungs-

7


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1953-01/0011