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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1953-01/0032
ES lebe { £ Marfcraff f Sehr lan9e Ve«t!

GOtt wolle Ihr Wohlseyn alltäglich verneuen f

Daß solches nie werde von Unfall besiegt!

Es schencke f erhalte f vermehre nicht minder

Deß gütigen GOttes allwaltende Hand "t

Das Wohl der Zwey Lieben Hochfürstl. Kinder!

So wünsche mit mir das Durlachische Land.

Heinrich Christoph Wagner, p. t. Pastor in Langen Dentzlingen."

Der frühere Prinzenerzieher, Joh. Konrad Beck, jetzt Pfarrer zu G u n -
d e 1 f i n g e n , überreichte seinem einstigen Zögling ein besonderes Karinen
, das also anhebt:

„Laßt nun den Informator schreiben,
Was ein Propheten-Geist im Perspectiv ersehn,
Was auf der Kinder-Stub er selbsten hörte treiben,
Und heut ein Jeder siht in die Erfüllung gehn:
Der Himmel habe Dich zu etwas außerkohren;
Du seyst vor Anderen zum Regiment gebohren."

Auf dem Rathaus speisten Pfarrer, Schulmeister, Jäger, Ratsleute von
Emmendingen, Vögte, Stabhalter und Weidgesellen von den Dorfschaften.
Die Freiburger Köche müssen in der Notküche beim Rathaus ihre Schuldigkeit
getan haben. Gegen 130—140 Personen waren es, die „auf Serenissimi
Unkosten sehr herrlich und kostbar tractiret" wurden. Einige Kavaliere, unterstützt
von den Oberamtskanzlisten, hatten auch hier die Pflichten des
Gastgebers übernommen und ermunterten die Gesellschaft zu kräftigem
Zuspruch.

Um 5 Uhr begab sich Karl August in Begleitung der Oberbeamten
und Hofherren auch nach dem Rathaus, wo sein Erscheinen große Freude
hervorrief. In leutseliger Weise unterhielt sich der hohe Herr mit den Anwesenden
und verschmähte es nicht, auch mit den geringsten unter ihnen
freundlichst zu sprechen. Mit nicht wenigen Deckelgläsern trank er seinen
Gästen zu. Unter dem Abfeuern der auf dem Marktplatz aufgepflanzten großen
Böller wurden auf die hohen Gesundheiten des gesamten fürstlichen
Hauses Baden-Durlach und einer fürstlichen Person nach der andern getrunken
, das Wohl des Landes auch nicht vergessen. Die Stimmung stieg immer
höher; wacker wurde getrunken und tapfer kanoniert. Kein Wunder, daß es
bis zum Abend bei manchen „einen recht derben Rausch gegeben hat, dessen
die arme Gläser genug Zeugnus geben könnten, wann sie nicht sämtlich zu
trümmern geworfen wären."

Gegen Abend erhob sich der Markgraf und kehrte mit seinem Gefolge
zur Abendtafel nach dem Landvogteihaus zurück, nachdem er vorher 8
Rekruten, junge Burschen aus der Landschaft, besichtigt hatte, die sich freiwillig
für eine dreijährige Dienstzeit zum Durlacher Kreisregiment hatten
anwerben lassen.

Vorher hatte sich noch ein seltsamer Zwischenfall zugetragen, den
zu schildern der Chronist für wert hält, um die ganze Leutseligkeit des Fürsten
zu zeigen.

Auf eine junge schwangere Bürgersfrau hatte die Schönheit des Landesherrn
einen so tiefen Eindruck gemacht, „daß sie bei sich den unter diesem
Geschlecht in solchem Zustande nicht ungemeinen, von der allgemeinen
Stammutter angeerbten Appetit empfunden", der hohen Gnade teilhaftig zu

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