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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1953-01/0033
werden und Seiner Durchlaucht die Hand küssen zu dürfen. Diesen Wunsch
hatte sie gegenüber verschiedenen Leuten auf dem Rathaus geäußert. Solches
kam auch endlich Serenissimi zu Ohren; er ließ die Frau vor sich kommen
, und mit Rücksicht auf ihren Zustand und zum Vorteil der Leibesfrucht
reichte er ihr nicht nur die Hand, sondern auch die Backen zum Kuß. Nachdem
sie so ihre sehnlichste Begierde hatte stillen dürfen, ging die Frau befriedigt
nach Hause.

Während der Hof noch an der Abendtafel saß, wurden auf dem
Marktplatz vom Stadtbrunnen an bis gegen den Löwen die Gerüste und Vorrichtungen
für die Illumination und das Feuerwerk aufgebaut, so
daß mit Einbruch der Dunkelheit alles bereit war.

Den Mittelpunkt der Anlage bildete eine 22 französische Schuh hohe
Pyramide, deren Seiten vermutlich mit durchscheinendem Papier überzogen
waren. Darunter brannte eine Flamme von blauer Farbe und ließ
auf der Vorderseite der Pyramide erkennen: Vivant M. W. Et. C. A. M. Z. B.
Et. H. (Es leben Magdalene Wilhelmine und Carl August, Markgrafen zu
Baden und Hochberg), darüber das Badische Wappen, mit einer Krone geschmückt
.

Zu beiden Seiten standen zwei kleinere Pyramiden von nur 16 Schuh
Höhe; die eine zeigte eine von der Sonne nach oben abziehende schwarze
Wolke mit einer Landschaft, darunter die Worte: Post nubila phoebus (Nach
Wolken folgt Sonne); die andere stellte ebenfalls eine hinter den Wolken
hervorkommende Sonne und unten eine Landschaft dar mit der Unterschrift:
Crescat Fiducia (Es wachse das Vertrauen). Symbolisch war damit ausgedrückt
, wie der Schmerz und die Trauer um den heimgegangenen Landesvater
in den Herzen der Untertanen der Hoffnung und Freude Platz machen
müssen. Mit den Buchstaben C F war auf den Namen des Erbprinzen Karl
Friedrich angespielt. Auch diese Pyramiden wurden mit Lampen beleuchtet.

Zwischen den drei Pyramiden wurde anscheinend als Schmuck grünes
Laubwerk in der Art aufgestellt, daß um einen größeren Baum als Mittelpunkt
immer kleinere Bäume oder Äste gereiht wurden, so daß Pyramiden
von grünem Blattwerk von 12 französischen Schuh Höhe entstanden, die
ebenfalls von Lampen beleuchtet wurden.

Eine große Menschenmenge, Stadtleute und Landleute der nächsten Umgebung
, umsäumte den Marktplatz und füllte die angrenzenden Straßen,
alle Fenster waren dicht besetzt. In freudiger Erregung wartete man auf
den Beginn des seltenen Schauspiels.

Nach aufgehobener Tafel — es war gegen 9 Uhr — erschien der Hof auf
dem Marktplatz. Der Fürst selbst gab mit einer aufschießenden Rakete
das Zeichen zum Beginn. Die Lichter flammten auf; ruhig und gleichmäßig
brannten die Flammen unter den Gerüsten und ließen Schrift und Zeichnungen
klar hervortreten. Dann ließ man abwechselnd Granaten, Raketen,
Feuer Schwärmer in die Luft steigen. Dazu knallten lustig die Böller und Mörser
. Das Feuerwerk verlief in bester Ordnung. Das Publikum verfolgte mit
gespannter Aufmerksamkeit alle Einzelheiten des Feuerwerks; alles war lustig
und vergnügt, die Stimmung stieg immer höher. Die Raketen insbesondere
taten ihre Schuldigkeit. Sie stiegen dermaßen in die Luft, daß man sie
kaum noch sehen konnte. Zum Teil waren sie ineinanderverkoppelt, und
wenn die eine Rakete mit lautem Knall auseinandersprang, stiegen unter
allgemeiner Bewunderung der Zuschauer noch mehrere kleinere hervor,
spielten eine Zeitlang in der Luft und platzten dann auch.

Der Markgraf war sichtlich erfreut über dieses Schauspiel. Er geizte nicht
mit Worten der Anerkennung, ja er vergnügte sich selbst damit, Feuer-

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