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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1953-02/0049
Bücher- und Zeitschriftenschau

Rolf Gustav Haebler: Badische Geschichte. Verlag G. Braun, Karlsruhe.
152 Seiten.

Das Buch ist ein Versuch; es will im Gegensatz zu früheren Geschichten des badischen
Raumes nicht nur das dynastische und politische, sondern auch das wirtschaftliche,
soziale und kulturelle Geschehen in den einzelnen Landschaften darstellen. Dieses Ziel
hat der Verfasser in weitem Maße erreicht, und man muß ihm Dank wissen.

Voraussetzung zur Abfassung eines solchen Werkes ist einmal die Bewältigung
einer sehr umfangreichen Literatur. Dazu kommt die verwickelte Aufspaltung des
ehemaligen alemannisch-schwäbischen Stammesgebietes, und mit dem Untergang des
Herzogtums Schwaben der Staufer und der Auflösung des modernen Herzogtums der
Zähringer das Aufkommen der kleinen Herrschaften, über denen sich geistliche und
weltliche Herren festsetzten. Unter ihnen befanden sich als größere Herren die alemannischen
Habsburger und die Markgrafen von Baden. Daneben kamen die Städte auf;
Reichsstädte hielten sich. Teilweise stellten sie sich unter den Schutz mächtiger weltlicher
Herren, teilweise wehrten sie alle Gelüste ihrer Widersacher ab.

Es fällt uns im Markgräflerland immer wieder auf, daß badische Verfasser, die im
„Unterland" aufgewachsen sind und dort sehr gut Bescheid wissen, in der Darstellung
unseres Raumes im Rheinknie stark versagen. So wäre zu wünschen, daß in den
Epochen der Steinzeit die reichen Fundstätten am Hochrhein genannt worden wären
(Säckingen, Isteiner Klotz, Tuniberg), die Reihengräberfriedhöfe der Alemannenzeit
mindestens angeführt worden wären (Mengen). Daß nicht nur Konstanz, sondern
auch Basel am Schnittpunkt großer Verkehrsstraßen liegt, hätte müssen gesagt werden.
Daß für unsern Raum die Römerstadt Augusta Raurica mit ihrem Amphitheater und
ihrer Rheinbrücke, ihrer Rheinstraße und ihren Villen auf dem Dinkelberg keine
geringe Bedeutung hat, hätte irgendwie erwähnt werden müssen. Die Landnahme der
Alemannen in ihren verschiedenen Vorstößen, die bleibend waren, sind für uns von
Wichtigkeit. J. P. Hebels „Alemannische Gedichte" greifen in ihrer mundartlichen
Fassung über den Rheinstrom hinüber! Auf S. 135 hätte der Verfasser besser die
Reihen der alemannischen Herzöge aus eigenem Blut von denen der Amtsherzöge getrennt
; so werden die aus der Zeit der Christianisierung: die Herzöge Theutbald, Lant-
fried, Gottfried, dann die Burkharte aus dem rhätischen Teil nicht erwähnt.

Auf S. 132 hätte die Teilung der Hochberger Linie und die Existenz der Linie
Hochberg-Sausenberg (1305—1503) erwähnt werden müssen (s. Weech S. 63). Auch die
Verbindung nach Welsch-Neuenburg und Burgund hätte irgendwie anklingen dürfen.

Die ältesten Städte des Markgräflerlandes sind Sulzburg der Üsenberger und
Schopfheim der Röttier, dieses schon um 1250 als Stadt gegründet; Lörrach folgt erst
sehr viel später. Nach dem 30jährigen Krieg erfolgt die Wiederbevölkerung durch
Tausende von Schweizer Einwanderern: in das Markgräflerland, in das Elsaß, in den
Kraichgau, in die rechts- und linksrheinische Pfalz. Noch heute gibt es solche Schweizernamen
in unseren Dörfern, und kaum eine eingesessene Familie dieser Gegenden gibt
es, die in ihrer Ahnenlinie nicht solche Eidgenossen als Vorfahren aufspürte.

Auf S. 94, Zeile 17 von unten: Küpfer ist nicht Basler, sondern Berner. Es hatte
die rasche industrielle Entwicklung im Wiesental besser hervortreten müssen. Sie kommt
gegenüber dem Hotzenwald zu wenig zur Erscheinung. S. 83, Zeile 4 von unten: Das
Jahr 1783 hätte als Jahr der Aufhebung der Leibeigenschaft ruhig genannt werden
dürfen — ohne den Einfluß der französischen Revolution!

Markgraf Ludwig Wilhelm (S. 77 ff) kommt als Urheber der Linien und Schanzen
über den ganzen Schwarzwald in Betracht; das System hat seine Flankenpunkte bei
Rothaus bei Säckingen und in der Festung Mainz. Unsere Kirchenbücher geben
darüber genaue Auskunft. 1678 wurde Schloß Rötteln zerstört. Der Melac unseres
Markgräflerlandes heißt Choiseul.

Der Verfasser bezeichnet seine Arbeit als Versuch. Wir dürfen sein Streben sehr
wohl anerkennen, denn es hat neben diesen Ausstellungen doch auch viel wertvolle
Fracht, die unbedingt als verdienstlich angesehen werden muß. Eine zweite Auflage
wird gewiß die genannten Ausstellungen in Betracht ziehen. Seith.

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