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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1954-01/0019
einen ideellen Wert darstellte, der aus irgendeinem Grunde dem Gedächtnis
der Gläubigen erhalten bleiben mußte, daß der Maler Zimmermann aus dem
klösterlichen Kreis von St. Trudpert herüberkam, so muß der dargestellten
Szene eine nicht alltägliche Bedeutung zukommen.

Was ist nun auf diesem Bild zu sehen?

In der Mitte des Bildes gewahrt man ein wildes Reitergetümmel unter
fremden Fahnen. Die bartlosen Männer, bewehrt wie die Römer, fallen übereinander
her und bekämpfen sich mit den Waffen. Pferde sind gestürzt. Auf
den Matten, die sich bis an den Wiesenfluß herabziehen, dessen Wellen den
Vordergrund bilden, erblickt man „Skorpione", also die bekannten Vier-
spitzeisen, die von Hand geworfen wurden und immer so zu Boden fielen,
daß drei Spitzen auf dem Boden aufsaßen, die vierte aber nach oben zeigte.
Traten Pferde auf diese Skorpione, dann verletzten sie sich den Huf und
lahmten.

Zur Rechten und zur Lin/ken des Reitergetümmels verharren unter österreichischen
Feldzeichen mit dem roten Kreuz oder den Farben Rot-Weiß-Rot
zwei Bauernhaufen in Waffen; ihre Männer tragen Bärte. An deren innerer
Spitze steht ihr Führer, der mit ausgestrecktem Finger auf die Reiter zeigt.
Die Bauernhaufen stehen in Ruhe, sozusagen mit Gewehr bei Fuß. Den
Hintergrund bilden die gerundeten Berge im Westen des Schönauer Talkessels
, davor erblickt man die Häuser einer Siedlung, in deren Mitte sich eine
Kirche mit einem Giebeldach und spitzbogigen Schallöchern erhebt, augenscheinlich
Schönau darstellend. Vor den Bergkuppen schreiten, in halber Höhe
sichtbar, drei Bauern und weiter rechts abermals dieselbe Gruppe, beide in
Wurfbewegung begriffen. Was sie werfen, wird klar, wenn wir das Mattengelände
, auf dem sich das Getümmel der Reiter abspielt, genau betrachten. Da
liegen nämlich, bis hart an den Uferrand des Wiesenflusses hingestreut, die
Skorpione, und diese werden es sein, die von den bärtigen Bauern, die zwischen
den Höhen dahineilen, geworfen worden sind.

Wohin ist nun dieses Bild, das sicherlich ein Geschehnis festhält,

historisch einzuordnen?

Daß ein wirkliches Ereignis der Darstellung zugrundeliegt, wird erhärtet
durch den Flurnamen „Schwedengrab"; die Stelle liegt in den Matten zwischen
Schönenbuchen und Schönau. Ein anderer ins Gewicht fallende Umstand ist
ein in der Matte vor der Kapelle gefundener Skorpion, den der Bruder
Albert Leo Schlageters, der dieses Gelände bewirtschaftet, dort aus dem
Boden herausgeholt hat. Ich habe den Fund gesehen; er entspricht auf und
ab denen, die auf der Westseite des Röttier Schlosses beim Abräumen des
Schutts zum Vorschein kamen, hier ein Beweis der Belagerung durch die Basler
im Jahre 1332, deren Annäherung die Verteidiger stören wollten.

Das genaue Abwägen aller Umstände führt zum Ergebnis, daß es sich
um ein aus tiefstem Dank für wunderbare Errettung aus Kriegsnot gestiftetes
Bild handelt, das an geweihtem Ort zum steten Gedächtnis aufbewahrt werden
sollte. Daß es sich um Schweden handeln soll, ist füglich ausgeschlossen. Manche
Schanze, z. B. die im Heidefeld südlich des Herzogenhorns liegt und auf der
Tafel den Namen „Schwedenschanze" führt, ist keine Schwedenschanze,
sondern eine Anlage, die in das Schanzensystem des Markgrafen Ludwig
Wilhelm von Baden („Türkenlouis") hineingehört, das um 1690 entstanden
ist, um die Franzosen von einem Einbruch nach Schwaben und Bayern ab-

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