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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1954-02/0007
siedelte Roggenbach als Kreisdirektor nach Freiburg im Breisgau über und
suchte durch Milde und Wohlwollen die Bevölkerung, die bis dahin unter
Österreichs Herrschaft gestanden war, der neuen Landesherrschaft zu gewinnen.
Bis zu seinem Lebensende im Jahre 1830 blieb er in Freiburg wohnen. Hierhin
zog sich auch sein Sohn Heinrich, der Vater Franz von Roggenbachs, zurück,
als er, der Offizier in österreichischen und dann in badischen Diensten gewesen
war, 1844 mit Generalsrang in den Ruhestand trat.

Franz von Roggenbach wurde am 23. Marz 1825 in Mannheim geboren.
Nach Absolvierung des Mannheimer Lyzeums bezog er 1843 die Universität
Heidelberg, wo er Rechtswissenschaft studierte. Neben seinen Fachvorlesungen
aber belegte er solche über Geschichte bei Gervinus und Schlosser. Kein Lehrer
hat wohl den jungen Mann so stark beeinflußt wie dieser ehrwürdige, von
jugendlicher Begeisterung für Freiheit und Bildung flammende Heidelberger
Flistoriker mit der hohen Gestalt, dem edlen Danteprofil und den schneeweißen
Haaren, von dem Roggenbach in seinen Briefen voll Verehrung schreibt. Sein
Bild hing auf Roggenbachs Landsitz in Ehnerfahrnau über dem Schreibtisch bis
zu dessen Lebensende. Schlosser lud den fleißigen Schüler oft zu sich ein, ging
viel mit ihm spazieren und führte ihn in den Genuß der Natur ein. In den
geistsprühenden Unterhaltungen verurteilte er schonungslos den fürstlichen
Absolutismus sowie die Immoralität der Staatsmänner und pries die Verfassung,
die dem Volke zum Wohl gereiche. Roggenbach setzte dann seine Studien in
Berlin fort und legte 1848 seine Staatsprüfung ab. Mit dem nur zwei Jahre
älteren Julius Jolly, der später als nationalliberaler badischer Minister für die
scharfe Kampfstellung gegenüber der katholischen Kirche verantwortlich war,
knüpfte er damals ein Freundschaftsband fürs Leben. — Unmittelbar nach
seiner Prüfung warf sich Roggenbach im elterlichen Hause zu Freiburg wieder
auf geschichtliche und philosophische Studien, um in den tiefernsten politischen
Fragen der damaligen Zeit ein Urteil fällen zu können, das auf Wissen und
Einsicht, nicht bloß auf glücklichem Takt beruhte. „Nur auf diesem historischen
Wege", schreibt er Ende Januar 1848 an Jolly, „kann man zum Verständnis
seiner Zeit und ihrer Bedürfnisse gelangen, nur so zu jener Einsicht, deren
Mangel ich so oft in unsern Gesprächen den Leitern der Bewegung in Deutschland
vorgeworfen habe." Kaum jedoch hatte Roggenbach diese Studien begonnen
, als die revolutionären Kräfte, die das Jahr 1848 entfesselt hatte, das
unnatürliche Werk des Wiener Kongresses, die deutsche Bundesverfassung mit
der Vorherrschaft des nicht rein deutschen Österreich hinwegfegten, So wurde
denn der junge Rechtspraktikant Franz von Roggenbach sehr bald gezwungen,
zu den Problemen des Tages Stellung zu nehmen.

Das Jahr 1848 brachte die Wahl der deutschen Nationalversammlung,
welche ein neues Deutsches Reich schaffen sollte, und die Einsetzung einer
Reichsregierung . . . die Wünsche des jungen Patrioten schienen sich zu erfüllen.
Roggenbach ersehnte die Neubildung Deutschlands unter Preußens Leitung
und mit Ausschluß Österreichs zu einem mächtigen Reich mit volkstümlicher
Verfassung. Über die Art und Form dieser Verfassung herrschte aber in weitesten
Kreisen noch keine Einigkeit, und es fragte sich, ob die Führer der
deutschen Partei die Gunst des Augenblicks benutzen würden, sie zu schaffen.
Roggenbach begab sich selbst nach Frankfurt und verfolgte den Gang der Verhandlungen
mit gespanntem Interesse, wie sein Freund Georg von Bunsen von
ihm schreibt, „etwas in sich gekehrt und keinem seine Meinung aufdrängend,
dabei aber mitteilsam, so oft jemand sein allzeit eigenartiges, an Überraschungen
reiches Gespräch aufsuchte". Sein Vertrauen in das Gelingen der Gesamtreform
wurde bald schon durch die zahllosen Schwierigkeiten, die sich ihr entgegen-

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