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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1954-02/0032
Schaffens, vorab die alemannischen Gedichte, völlig zu eigen gemacht hat.
Seine Kenntnis Hebels war auch später umfassend, sie beruhte auf einem Auswendigkönnen
der meisten Gedichte. Sowohl Scheffels Mutter als auch die
Schwester Marie waren als vorzügliche Rezitatorinnen der alemannischen
Poesien bekannt; noch kurz vor ihrem frühen Tode hat Marie Scheffel, vom
Bruder dazu ermuntert, die Münchner Gesellschaft durch den anmutigen,
humorvollen Vortrag der alemannischen Gedichte entzückt. Auch Scheffel
selbst hat sich im Freundeskreis mehrfach als Vorleser versucht.

Auf dem Karlsruher Gymnasium, dessen Schüler Scheffel von 1834 bis 1843
gewesen ist, wurde das Andenken des früheren Direktors pietätvoll gepflegt.
Möglicherweise hat der Neunjährige auch der Enthüllung des Hebeldenkmals
am 18. November 1835 angewohnt, jedenfalls aber hat ihn später sein Weg
auf den Spaziergängen im Schloßgarten an dem Monument vorbeigeführt und
ihn im schönen Frieden der Stätte verweilen lassen. Auf den zahlreichen mit
dem Vater unternommenen Wanderfahrten, die häufig auch ins Oberland
gingen, hat es der Vater niemals versäumt, den Sohn auf des Dichters Spuren
hinzuweisen.

Während die Münchner, Berliner und Heidelberger Studentenjahre Hebels
Gedächtnis vielleicht etwas in den Hintergrund gleiten ließen, trat das Bild
des Dichters dem Säckinger Rechtspraktikanten, der mit dem Beginn des
Jahres 1850 in der Amtsstadt aufzog, wieder unmittelbar nahe. Auf einer
Pfingstfahrt dieses Jahres wird Johann Peter Hebel geradezu Weggenosse.
Joseph schreibt darüber am 29. Mai 1850 an seine Eltern:

„Uber die Pfingsttage habe ich als fahrender Schüler meinen Ranzen
geschnürt, den alemannischen Sänger Hebel darein gepackt und bin über Wehr
durch das wunderschöne Wehratal dem Altvater Feldberg zumarschiert, bin
in Todtmoos sogar bei der gnadenreichen Mutter in der Wallfahrtskirche
gewesen und dann über die Berge ins Wiesental herabgestiegen nach Marnbach,
Zell etc. Zu Hausen, in Hebels elterlichem Haus, wo jetzt — wie weiland
Philemon und Baucis — ein altes Ehepaar Weishag1) wohnt, hab' ich eine
lange Station gemacht, auch in Schopfheim mit viel Laiien und Klerisei
herumgetrunken und bin dann allmählich wieder heimgedämmert. — Der
alte Hebel schmeckt, wie der Rheinwein, an der Quelle doppelt gut; und die
fröhlichen Gesichter und die trefflichen Leute im Wiesental haben was Herzerquickendes
."

Leider hat Scheffel die in demselben Briefe angekündigte Absicht, diese
Pfingstfahrt zum Gegenstand einer längeren „Epistel" zu machen, nicht verwirklicht
, immerhin aber dem Heidelberger Freundeskreis des „Engeren" einen
launigen Bericht darüber zukommen lassen, der allerdings etwas zu einseitig
den Charakter der Feuchtfröhlichkeit hervorkehrt, um nach viel „Naturkneiperei
" mit der Aufspürung eines mit dem Pfarrer von Riggenbach und dem
Kuraten von Tumringen konsumierten, süffigen Lagerbieres in Schopfheim
zu gipfeln. Auf diesen „Durst in Schopfheim" nimmt später auch eine Stelle
im „Trompeter von Säckingen" (Vers 1781) einen für den Uneingeweihten
etwas schwerverständlichen Bezug.

Jedenfalls aber hat der Wanderer auf jener Pfingstfahrt des Jahres 1850
auch besinnlichere und poetisch ertragreichere Stunden und Stimmungen verlebt
, und es scheint mir sehr wahrscheinlich, daß das bisher noch undatierte,
Scheffels Nachlaß entstammende Gedicht „Im Schwarzwald" eine Frucht jener
Fußreise ist. Schon der Ausdruck „Maiennacht" deutet darauf hin, daß es in

*) Scheffel schreibt versehentlich „Weißhaar".

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