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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1954-02/0038
Jahreszahl und Steinmetzzeichen

Pfarrer Wagner, der 1699 Besitzer des Hauses war, ist 1648 in Sulzburg
geboren. Sein Vater war der Präzeptor Johann Georg Wagner. Er studierte
in Durlach, war dann 1677 Schulmeister, Pfarradjunkt und Pfarrverwalter
in Badenweiler. In diesem Jahr ist er a^s „Soldatenpfarrer"1) genannt, da ihm
bei der Überflutung dieser unglücklichen Grenzlande durch die Franzosen
die Seelsorge für die Soldaten anvertraut wurde. Der dortige Pfarrer Bartenstein
mußte bei Nacht und Nebel nach Basel flüchten, weil er aus Rache
bei den Franzosen angezeigt wurde und Vergeltungsmaßnahmen zu befürchten
hatte. In dieser Zeit, als im Amt Badenweiler die „hitzig Krankheit" wütete
und das Land durch die Flucht der Einwohner in die Schweiz fast „gentzlich
depopuliert" war, übernahm Wagner den schweren Pfarrdienst.

Ein Jahr später, im Jahr 1678, wurde er nach Maulburg versetzt, „aber erst
d. 15. Febr. 1680 der Kirch allda praesentiert". Die Pfarrei von Maulburg war
sehr begehrt, da die Einkünfte aus einem umfangreichen Zehnten 2) bestanden
und ein Pfarrgut vorhanden war, das heute noch mit den größten Maulburger
Bauernhöfen verglichen werden kann. So ist es nicht verwunderlich, daß Markgraf
Carl Wilhelm von einem Pfarrer (Böhm)3) sagte, er hätte das ganze
Land durchwandert, bis er in der besten Pfarrei wohnhaft blieb. Zunächst hatte
Wagner sehr mit den Zeitumständen zu kämpfen. Er mußte sich im Jahr 1691
bitter darüber beklagen,4) daß er das Pfarrhaus und die Pfarrgebäude — Scheunen
und Stallungen — nicht reparieren könne, da sie „vor einem Jahr bey
währendem Läger von denen Soldaten sehr ruiniert worden". Die Reparatur
sei zwar sehr dringend, er beziehe aber seine Besoldung nur in Früchten und
bekomme kein Geld. Zudem seien diese Früchte „vor einem Jahr ebenfalls von
der Soldatesca Theils verwüstet, Theils weggenommen worden". Er sei demnach
„ein Jahr her fast ohne Besoldung geweßen." Auch „die Unterthanen an ihrem
Feldbau dergestalt verhindert worden, also daß kaum der dritte Theil ange-
blühmet worden." Er könne kaum ein Stücklein Brot ins Haus bekommen,
„weniger noch ein Trunk." Schon der Vorgänger, Pfarrer Schöne,5) berichtet
1671 von dem schlechten Zustand des Pfarrhauses. Die jeweiligen Pfarrer wären
zwar zur Unterhaltung der Gebäude verpflichtet gewesen, da sie ja auch dafür
den Fruchtzehnten bezogen. Es erscheint aber verständlich, wenn sowohl Pfarrer
Schöne als auch Pfarrer Wagner ihre eigenen Häuser in Stand setzten und das
alte Pfarrhaus vermieteten. So kam es, daß das Haus nicht mehr benützbar
war, als Vikar Leonhard Waltz im Jahr 1721 es bewohnen sollte. Er beschwerte

*) Lohmeyer, Mein Heimatland. 1952.

2) GLA. Karlsruhe, Sp. A. Maulburg. C 1. F. 29.

3) Dr. Neu, Pfarrbuch.

*) GLA. Sp. A. Maulburg C 1. F. 29.

5) Seine Gemahlin ist Cleopha Höcklin von Steineck aus Schopfheimer Dienstadelsgeschlecht
.

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