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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1954-02/0051
„Von Hausen bis Maulburg ist es ein Sprung, von Hebel zu Burte
eine Weltreise. Woraus der alemannische Horizont zu ermessen ist,
der sich um Albert Bitzius so gut legt wie um Viktor Scheffel und um
Emil Gött so warm wie um Alban Stolz.

Das ist das Unrecht, das man Burte antut, daß man von ihm,
dem Hebelverehrer und demütigen Schüler, das gleiche Lied auf der
alemannischen Harfe verlangt wie von dem Theologen, der es nie zu
einer Pfarrei brachte. Hebel hat sie mild, innig und neckisch gespielt.
Burte bringt das straff gespannte Instrument der beinahe noch althochdeutschen
Mundart in einer ganz anderen Lautstärke und Tonfülle
zum Klingen. Sein Atem ist länger, sein Herz heißer, sein Hirn
kühler. Aber so falsch es ist, aus den Gedichten Hebels die heiteren
Reime eines Gemütspapas herauszuhören, so beschränkt wäre es, in
dem großen Wiesentäler unserer Tage nur den harfenden Athleten
zu sehen. Hebel hat in seinen Hexametern und kurzfüßigen Strophen
die innere Erfüllung seiner Heimatsehnsucht aus dem Sand Karlsruhes
und dem Streusand seines Amtes gesucht. Burte steht sein Leben lang
breitbeinig den Dingen und Menschen seines Tales nahe. Und so kommt
es aus einer unbändigen Liebe zu Feuerbündeln des gesprochenen Wortes
und aus gesundem Haß zu jenen kalten Schlägen, in denen sich die
ganze Geladenheit und Beladenheit des Dichters offenbart. Wer Anstoß
nimmt an den Gewagtheiten seiner Kraft, der überlege sich zuerst, was
er dem zu danken hat, der aus der Überfülle heraus über die ersten
und letzten Dinge vom Menschen mit nie gehörter Zartheit spricht.

Wir sind Burte schon auf hochdeutschen klassischen Fliesen begegnet
, wo ihn auf dem hochdeutschen Boden das enge Fußwerk fast
behinderte. Um so erschütternder ist es, den barfuß und demütig
über die Matten seiner Heimat Wandernden zu treffen. Wir nehmen
ihm die Feldblumensträuße fast noch lieber aus der Hand als den alemannisch
-griechischen Lorbeer mit Eichenlaub. Seine Gesänge aus dem
Web-, Reb- und Lebland sind blitzartig entstandene Urschöpfungen
aus Geist und schlotüberrauchter Erde. Er ist als Lyriker Geist und
Blut vom Blut des großen Berner Epikers (Gotthelf). Aber auch in den
erregendsten Landschaftsdichtungen der „Ursula" und der „Madlee"
ist die Himmelstochter Ordnung so streng am Werk, daß die reine
Ehrfurcht vor der Straffheit der Bewunderung einer unbändig scheinenden
Kraft die Waage hält. Was Rilke einst sagte über die „Himmlische
Ernte" als allgemeinen deutschen Besitz von seltener Reinheit und
Gnade, gilt für den ganzen Reichtum Burtes als Sänger der alemannischen
Lande. Er kann nicht hebeln, nicht kellern, nicht gotthelfen.
Er ist nur mit Leib und Seele der Heimat Hochalemanniens verfallen
als Einer!"

Das, was Fendrich so markant herausgestellt hat, gilt nicht nur vom dichterischen
Werk, den Gedichtbänden, Schauspielen und Dramen. Auch als Maler
ist Hermann Strübe — so wie auch sein Bruder, Professor Adolf Strübe —
ein echter Künstler. Wo andere vom Malerwinkel aus das schöne, stimmungsvolle
Motiv suchen, den feingegliederten, farbenfrohen Ausschnitt, packt Burte
das Schwerere an: das Schicksalhafte, das Leben und Sterben in der Landschaft
und Volkschaft. Der Steinbruch, die Lege, die Sandgrube, der Klotzen,
der Windbruch, der tote Rhein, die Schau in die Landschaft, der Blick über
den Strom auf den Ähner-Belchen oder zu den Alpen hin, das Gesicht des


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