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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1955-02/0008
Ein paar Sätze über das Gesundheitswesen in jener Zeit. Bei Hermann
Albrecht lesen wir in der „Häfnetjungfer" gleich zu Beginn nach den schönen
Sätzen über die herrliche Heimatnatur: „Die Enderlerin von Hertingen hätte
anno 1719 im Mai den Kuckuck auch noch gerne gehört — aber es hat halt
nicht mehr langen wollen. Der Feldscher von Kandern hat das menschenmögliche
mit ihr probiert, der Schäferandres von Eggenen hat ihr alle erdenkbaren
natürlichen und wunderbaren Säftlein gekocht und hätt' gern noch ein paar
weitere Neutaler verdient, aber es hat alles nichts mehr geholfen." Wenn das
stimmt, was Albrecht hier schreibt, dann verstehen wir, daß 1?45 die Apotheker
in Schopfheim, Lörrach und Kandern beim Oberamt klagten, daß Barbiere,
Bader, Scharfrichter, Materialisten, Landfahrer und Hebammen dem Land-
physikus und den Apothekern großen Schaden tun. Wir dürfen auch nicht vergessen
, daß damals der Arzt weniger in Anspruch genommen wurde, als heute.
Das Kirchenbuch gibt uns Beweise. 1769 wird von einer Frau berichtet, die
im Alter von 69 Jahren starb „welche 16—17 Jahre ins Bett gefesselt gleich als
mit Ketten wegen Podagra. Arzt ist keiner gebraucht worden." Im selben Jahre
starb ein 11 Jahre altes Kind. „Der Arzt ist gebraucht worden, ist der verruchte
Barbier Äckerlin von Egringen, dem alles Medizinieren bei Zuchthausstrafe
von der Obrigkeit verboten." Beim Tode einer 60jährigen Frau schreibt
der Pfarrer im Jahre 1767: „Stirbt an der Geschwulst. Hat in der Krankheit
den Scharfrichter Vollmar gebraucht."

In dieser Zeit lebte in Mappach ein „Forster", nach heutigen Begriffen ein
Oberförster. Nicht nur wird Friedrich Jakob Kärcher, der 1753 taufen läßt,
im Kirchenbuch als „Herr" bezeichnet. Aber auch die Taufpaten deuten darauf
hin: es sind neben dem Kanderner Forstmeister Jhro Gnaden Herr Karl
Ludwig von Stetten und seine Gemahlin Hadriana geb. von Göhler, deren
Brüder, der Herr Ludwig Friedrich von Göhler, Major des Schwäbischen Kreisregiments
, und Herr Bernhard von Göhler, Holländischer Kapitän, und schließlich
die Jungfer Rosina Storkin, weyland Renovator Storken zu Binzen nachgelassene
Tochter. Außer dem Forstmeister erscheint in Mappach auch ein
Fasanenmeister Leopold Holz. Sein Sohn David Holz ist 1767 bis 1780
in der Mappacher Fasanerie beschäftigt.

Damals fuhr durch Mappach der Postwagen, der von Binzen über Schallbach
zur Kalten Herberg und weiter nach Schliengen fuhr. Die Straße nach Kandern
durch das Tal wurde erst vor etwa 100 Jahren erbaut. Die alte Straße ging bei
Hammerstein über die Brücke und steil hinauf an den Rand des Waldes und
von dort, fern von allen Dörfern — nur Maugenhard liegt nahe —, nach Binzen,
obwohl der Markgraf wiederholt den Bau einer Straße durchs Tal gewünscht
hatte. Wollbach und Wittlingen verhielten sich ablehnend. Nach der Vereinigung
der beiden Landesteile bestellte Karl Friedrich einen Generalstraßen-
Inspektor, welcher mit der Straße über den Schliengener Berg begann, die gemeinschaftlich
mit bifchöflich-baselischen und mit vorderösterreichischen Stellen
und Untertanen zu bearbeiten war, um die Landvogtei Rötteln und das Oberamt
Badenweiler schöner und nützlicher zu verbinden.12)

Haben wir bisher die Geschichte des Dorfes Mappach ohne Bezug auf das
Leben in der größeren Gemeinschaft betrachtet, dann wollen wir nun dem
Leben der Menschen dieses Dorfes innerhalb der Gemeinschaft, wie sie für die
ältere Zeit das Markgräflerland darstellt, nachgehen. Der Flurnamen „Äußerer
Sausenhart" erinnert uns an das alte Maifeld der Markgrafschaft. Hier trat all-

12) „Geschichte der Regierung und Bildung von Baden unter Carl Friederich vor
der Revolution." C. W. L. Freiherr von Drais 1818.

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