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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1956-01/0062
Zur Volkskunde

Sagen aus Gresgen

Die Männlein auf der Blauener Ebene.

In alten Zeiten lebten auf der Blauener Ebene kleine Männlein. Die halfen
den Bauern die Frucht abmachen. Man brauchte nur Sicheln und etwas zum
Essen hinzulegen, dann war am anderen Morgen die Frucht geschnitten.

Einst trug ein Jochmacher aus Elbenschwand ein neues Joch nach Gresgen.
Als er über die Blauener Ebene schritt, rief ihm ein Männlein nach: „He,
Jochträger, sag doch au de Rauhrinder (Bauern), der alt Muggesturm sei
gstorbe!" Der Jochmacher sah aber niemand. In Gresgen erzählte er sein
Erlebnis. Eine Magd aus dem Hause, wo er das Joch ablieferte, eilte sofort
auf die Blauener Ebene an die Beerdigung. Sie kam aber nicht mehr zurück.
Seitdem hat man von den hilfsbereiten Männlein nichts mehr gespürt.

Die Sage vom „Säutrieber".

Vor langen Jahren kam alljährlich ein Händler nach Gresgen, der den
Bauern die gemästeten Schweine abkaufte und sie dann durch das Dorf trieb.
Man nannte ihn nur den „Säutrieber". Auf dem Rückweg übernachtete er
in der „Sonne", auf der „Wigge" (Außerdorf), in Gresgen. Dort soll er in
einer Nacht ermordet und beraubt worden sein. Drei Tage später fand man
seine Leiche im Keller hinter den Weinfässern. Man begrub ihn aber nicht
auf dem Friedhof, sondern im Gewann „Rothe" bei einem Busch, wo heute
eine Eiche steht. Dieser Platz wurde von seinem früheren Besitzer Johannes
Glünkin und auch von anderen früheren Besitzern nie gemäht. Sie sagten,
wenn man dort Gras mähe, sei das Vieh nachts im Stall nicht mehr angebunden
. Auch erzählte man sich, der „Säutrieber" müsse des Nachts oft
geistern. Dann sähe man ihn in der „Rothe" mit einem Licht auf dem Kopf
herumlaufen. Wenn junge Leute nachts dort noch vorbei mußten, sagten die
Alten immer: „Förchet er der Säutrieber nit?" oder: „Mei, wenn der
Säutrieber chunnt!"

Die Sage vom Friedlivogt.

Der Friedlivogt wohnte in dem Hof unten am Schulhaus. Als man sich
nach seiner Beerdigung zum Leichenschmaus niedersetzte, saß er oben auf
der Kunst und schaute zu. Da holte man den Scharfrichter aus Rheinfelden.
Der bannte ihn in eine Flasche. Die vergrub man auf der Blauener Ebene.
Alle Jahre in der Neujahrsnacht darf der Friedlivogt einen Hahnenschritt
dem Dorfe zu machen. Jetzt soll er beim „Stollebühli" — etwa auf der Hälfte
des Weges von der Blauener Ebene nach Gresgen — sein.

Emil Schwarz, Lörrach.

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