Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1956-01/0069
Bücher- und Zeitschriftenschau

Das „Alemannische Jahrbuch 1953" gibt wieder einmal eine Fülle wertvollster
Beiträge aus Geographie, Geologie, Botanik, Hydrographie, Stadtgeschichte von Offenburg
und Kolmar, Klostergeschichte von Kempten, Probleme der mittelalterlichen
Agrargeschichte im Elsaß, die Anfänge der Leinenindustrie des Bodenseegebietes, die Verkehrslinien
im schwäbisch-alemannischen Raum im 17. und 18. Jahrhundert, zur Methode
der Identifizierung alter Ortnamen, ein Beitrag zur Orts- und Flurnamenforschung im
Beispiel von Kinzingen-Kirchhofen, Volkskundliches im Aufsatz „Speis und Trank in
Ulm an der Donau". Seith.

Eugen Fehrle, „Feste und Volksbräuche im Jahreslauf europäischer Volker". 1955.
Hinnenthal-Verlag, Kassel. 187 S.

Prof. Dr. E. Fehrle, der bekannte Heidelberger Volkskundler, hat mit seinem neuesten
Werk seinem ehedem grundlegenden, langst vergriffenen Buch „Deutsche Feste und Volksbräuche
" die notwendige Erweiterung gegeben im Vergleich der Bräuche einer Völkerfamilie
, deren kulturelle Gemeinschaft bestimmt ist durch die griechisch-römische Antike
und das Christentum. Die Darstellung beschränkt sich nicht auf die Gegenwart und das
in ihr Bewahrte und Gepflegte, sie geht zurück bis auf die Frühgeschichte der europäischen
Völker und damit auf ein Brauchtum, das „als eine Ur-Sache der Geschichte dieser Völker
bis heute nachwirkt." Es ist reizvoll zu sehen, wie z. B. manches Weihnachtsbrauchtum bis
in die indoeuropäische Gemeinschaft verfolgt werden kann, wie der symbolische Kampf
zwischen Winter und Sommer schon im 2. Jahrtausend v. Chr. in hethitischen Urkunden aus
Kleinasien bezeugt und in schwedischen Felsritzungen festgehalten ist, die bis in die Bronzezeit
hinaufreichen, von wo eine fortlaufende Entwicklung bis zur Dichtung und zu Kultbildern
der Wikingerzeit und weiter bis zum Jahresbrauchtum der Gegenwart führt, oder
wie das rotgefärbte Osterei - möglicherweise durch einen antiken Kalenderbrauch - über
ganz Europa, nach Asien, ja bis China verbreitet worden ist. Der riesige Stoff ist nach
dem Jahreslauf in die drei Hauptgruppen gegliedert: Winterfeste mit dem Brauchtum
von Martinstag bis Weihnachten, Neujahr und Dreikönig, Frühlingsfeste vor allem mit
Fastnacht, Ostern, Maienzeit und Pfingsten und Sommer- und Herbstfeste mit Erntezeit
und Kirchweih. Den Abschluß bilden die Bräuche, die sich um Allerheiligen/Allerseelen
und um die ehedem gesellige Verarbeitung von Flachs und Hanf ranken. Beinahe 500 Anmerkungen
und Quellenhinweise zeugen von der Sorgfalt, mit der das auch hervorragend
ausgestattete Werk bearbeitet ist; 36 ganzseitige Bildtafeln und 14 in den Text (187
Seiten) eingestreute Abbildungen bieten ein großartiges Anschauungsmaterial. Für unsere
engere und weitere Heimat ist das Buch wirklich eine Fundgrube, weil es neben der Fülle
des deutschen und indoeuropäischen auch unser bodenständiges Brauchtum eingehend berücksichtigt
odei sogar im einzelnen schildert wie z. B. den Hisgiir in Vögisheim oder den
Moosmann in Karsau. „Ein Einblick in altererbte Feste leuchtet den Völkern ins Herz" -
Prof. Fehrle hat es meisterhaft verstanden, diesen schönen Satz seines Vorwortes auf jeder
Seite wirksam werden zu lassen. Sein Werk ist nicht allein ein Arbeitsbuch geworden, das
man in der Hand jedes Lehrers sehen möchte, der Heimatkunde zu geben hat und dem
Heimatkunde Herzenssache ist, es ist auch eine festliche Gabe für stille Stunden, in denen
Herz und Auge offen sind für die Wunder jeglichen Lebens um uns. Es verbindet und
schenkt reiches Wissen und tiefes Erkennen zugleich, denn „wo wir mit dem Herzen miterleben
, können wir ganz verstehen." L. Glattes.

Anna Maria Renner: Sibylla Augusta, Markgräfin von Baden. Die Geschichte eines
denkwürdigen Lebens. — 1955. Verlag C. F. Müller, Karlsruhe. 2. Aufl.

Der Heimatfreund, der Badener und der Historiker begrüßen gleichermaßen, daß
diese ausgezeichnete Biographie ihre zweite Auflage erlebt. Streng nach den Quellen,
aber mit feinem Einfühlungsvermögen für Menschliches und Hintergründiges zeichnet
Anna Maria Renner überlegen und behutsam die Lebensgeschichte der Gemahlin des
Türkenlouis als das Urbild einer Fürstin in dem uns so widerspruchsvoll erscheinenden
Zeitalter des Barock. In entscheidender Zeit hat Sibylla Augusta über dem mittel-
badischen Land gewaltet und über dem Wiederaufbau der zerstörten Heimat ihres
Mannes gewacht; sie hat sich einer Aufgabe unterzogen, die auch die Kraft eines ganzen

67


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1956-01/0069